Manchmal ist es nicht gut, wenn man etwas anders macht, nur um des Andersmachens willen. Das gilt nicht nur für Fußballnationalmannschaften, sondern auch für das Design eines Autos.
Prinzipiell war es sicher eine gute Idee, dass Mercedes aus dem GLK einen kantig-herben Charaktertyp gemacht hat. Quasi der David Coulthard der SUV als Kontrapunkt zum rundgelutschten Audi Q5 und dem eher pseudo-sportiven BMW X3. So eine kultige Optik mit Tabac-Original-Bukett funktioniert seit 33 Jahren ja auch bei der G-Klasse prächtig.
Beim Mercedes GLK kam dies aber weniger an, die Wege des SUV-Käufers sind bisweilen eben unergründlich. So schaffte es der GLK 2011 in Deutschland mit 14.062 Einheiten nur auf den dritten Platz hinter Q5 (21.742) und dem klaren Klassensieger X3 (33.480), was auch ein Designkommentar in der eitelsten aller Autoklassen ist. Denn SUV werden fast nie gekauft, weil man wirklich braucht, was sie können, sondern weil sie so aussehen, als könnten sie was.
Mercedes GLK nun mit mehr Glanz
Also hat Mercedes Blech und Interieur des GLK auf bessere Kundenakzeptanz hin gebotoxt. Sicherlich ein Vergnügen für Chef-Designer Gorden Wagener, den Meister des proper-lässigen Schwungs, dem Stern-SUV an Front wie Heck die Falze zu glätten und den Lampen weichere Formen zu verpassen. Dazu gibt es noch ein neckisches Chrom-Unterbodenschutz-Lätzchen, quasi als Zeichen für mehr Glanz im GLK-Dasein.
Innen tut sich noch mehr. Ein mächtiges, natürlich geschwungenes Board aus wahlweise Holz- oder Aluminium spannt sich über das komplette Armaturenbrett und fasst imposante Runddüsen ein. Das sieht moderner aus, auch weil ein Farbdisplay im Instrumententräger und coole Ambientebeleuchtung (beides optional) jetzt eine trendige Lightshow liefern.
204 PS-Diesel passt perfekt zum GLK
An der Technik musste weniger gefeilt werden. Schon beim ersten Einzeltest lobte auto motor und sport Komfort, Fahrverhalten, Rundumsicht sowie Unkompliziertheit und haderte nur mit dem V6-Motor im GLK 280. Ein trotz 231 PS müdes Sechszylinder-Sauger-Konstrukt mit eher ungezügelten Trinksitten, die wohl nur für Amerikaner kein großes Problem darstellen – Geschichte.
In Europa lassen sich die paar Benziner-SUV dagegen an wenigen Händen abzählen. So zählt das aktuelle Motorenangebot vier Diesel und einen Benziner, der aber gleich mal 306 PS stark.
Zum aktuellen Test tritt deshalb die registeraufgeladene Ölbrenner-Allzweckwaffe von Mercedes, der 2,1 Liter große OM651 in der Topversion 250 Bluetec mit 204 PS und 500 Nm an. Obwohl aus ihm wohl nie mehr ein richtig kultivierter Bursche wird und er sich aufgrund des hohen GLK-Gewichts (1.980 kg) von null auf 100 km/h um eine halbe Sekunde zur Werksangabe (acht Sekunden) verspätet, passt er perfekt zum Mercedes GLK.
Mercedes GLK 250 Bluetec erreicht EU6-Abgasnorm
Selbst bei voller Zuladung von einer halben Tonne sprechen souveräner Durchzug, dezente Start-Stopp-Sitten und mit 6,4 (verhalten gefahren) bis 8,9 Liter (zügiger) pro 100 Kilometer moderater Dieselkonsum für ihn. Immer mit an Bord des 250er ist die kleine Ad Blue-Chemiefabrik zur Stickoxid-Reduzierung. Damit erreicht er die EU6-Abgasnorm, was aber erst ab 2014 steuerlich relevant wird.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist die neue Position des Wählhebels am Lenkrad für die tadellos funktionierende 7G-tronic. Und die Tatsache, dass Mercedes die Multimediabuchse ergonomischer als auf dem Mitteltunnel platzieren und die lahme Radiosenderliste des modernisierten Multimediasystems endlich mal beerdigen könnte.
Wer‘s dynamischer will, muss einfach losfahren, denn der schwäbische Allrad-Kletterer schlängelt sich nicht nur talentiert durchs Hütchenspiel der auto motor und sport-Fahrdynamiktests. Vor allem auf kurvigen Landstraßen überzeugt seine gleichermaßen gelassene wie sportive Art, mit der er wankarm und elektromechanisch gelenkt herumzirkelt. Wer‘s dabei übertreibt, wird vom strengen ESP unmissverständlich gezügelt.
Top-Werte bei der Sicherheit
Dass Mercedes beim Fahrwerk es GLK (ganz unschwäbisch) nicht spart, merkt man auch daran, dass die Dämpfer schon auf kleine Wellen feinfühlig reagieren. Nur auf harten Autobahn-Querfugen liftet sich der Po für einen kleinen Moment aus den besonders auf Langstrecken sehr bequemen Sportsitzen. Wie überhaupt das Reisen mit ihm große Freude bereitet, denn einmal im Fluss, hält er sich bei den Innengeräuschen angenehm zurück. Nur 68 Dezibel bei 130 km/h zeigt das Messgerät.
Es signalisiert auch bei der Sicherheit Top-Werte. Egal ob mit kalten oder warmen Bremsscheiben und beladen sowie unbeladen, der Mercedes GLK verzögert immer unter 36 Meter aus Tempo 100. Das optionale aktive Sicherheitsprogramm fährt fast die ganze Assistenz-Armada auf, leider ohne den empfehlenswerten, in der neuen A- und B-Klasse serienmäßigen Notbremsassistenten (CPA). Der sollte für 46.143 Euro Basispreis drin sein.
Ansonsten ist der modellgepflegte Mercedes GLK weiterhin ein gelungenes Auto. Mal schauen, ob sein Anderssein jetzt perfekt dosiert ist.
Mercedes GLK 250 BlueTEC 4MATIC | |
Grundpreis | 46.856 € |
Außenmaße | 4536 x 1840 x 1669 mm |
Kofferraumvolumen | 450 bis 1550 l |
Hubraum / Motor | 2143 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 150 kW / 204 PS bei 4200 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
0-100 km/h | 8,5 s |
Verbrauch | 6,1 l/100 km |
Testverbrauch | 8,9 l/100 km |