Rund 22 Milliarden Tonnen Schnee, informierte der Deutsche Wetterdienst, hätten bis Mitte März auf Deutschland herumgelegen. Mehr als genug also, um sich mal wieder ausführlich festzufahren und sich beim Ausbuddeln zu schwören, das nächste Mal ganz sicher ein Auto mit Allradantrieb zu kaufen.
Etwa den Skoda Yeti , der den Namen eines Schneemonsters trägt und damit schon eine gewisse Verbundenheit und Umgangsfreude mit der eisigen Jahreszeit erwarten lässt. Er nutzt dafür dieselbe Basis wie sein Cousin, der VW Tiguan . Weil an dessen Erfolg bisher kein anderer Kompakt-Offroader herankam, kümmert sich der Volkswagen-Konzern eben selbst um einen ebenbürtigen Gegner.
Wobei der Skoda ausstattungsbereinigt rund 4.100 Euro und äußerlich gut 20 Zentimeter Abstand zum VW hält. Weniger Auto für weniger Geld also? Was das Raumangebot angeht, schon. Wobei die Platzmenge, die der Yeti aus seinen knapperen Dimensionen schafft, für vier Erwachsene ungedrängt ausreicht – auch weil er den Raum mit der aus dem Roomster geborgten Rücksitzanlage clever ausnutzt: Die zwei breiten Außenplätze und der schmale Mittelsitz sind separat längs verschieb-, neigungsverstell-, umklapp- und herausnehmbar. Zudem gruppieren sich die Außensitze zu einer gemütlicheren Zweierkombi nach innen, wenn der mittlere Sitz draußen ist. Diese Variabilitäts-Akrobatik kontert der Tiguan (der VW Tiguan im Supertest) mit einer kuscheliger gepolsterten Rückbank mit neigungsverstellbaren Lehnen. Asymmetrisch geteilt lässt sie sich ebenfalls längs verschieben. Beim Umklappen tauchen die Sitzflächen in den Fußraum, was aber nur mit dem optionalen, variablen Gepäckraumboden (165 Euro) eine ebene Fläche schafft. Im Gegensatz zum Standardmaß liegt das maximale Ladevolumen des Tiguan knapp unter dem des komplett ausgeräumten Yeti (der Skoda Yeti im Einzeltest).
Beide fahren sich wie Kompaktwagen
Größer fallen die Unterschiede beim Raumangebot für Fahrer und Beifahrer aus – was vor allem in der üppigeren Innenbreite des VW gründet. Auf hoch montierten, im Sport & Style serienmäßigen, hervorragenden Sportsitzen stellt sich viel eher das Gefühl ein, einen Geländewagen zu fahren, als auf den ebenfalls sehr bequemen Yeti-Sitzen. Deren tiefere Einbauposition integriert die Crew stärker in den Wagen, der so fast schon wie ein Kompaktauto scheint.
Ein Eindruck, der sich beim Fahren bestätigt. Schunkelfrei, mit geringer Seitenneigung und ohne jede Tücke im Fahrverhalten kurvt der Skoda um Biegungen. Dem VW gelingt das jedoch ebenso gut, vor allem, wenn er im Sport-Modus des optionalen adaptiven Dämpfersystems (1.045 Euro) unterwegs ist. Im Yeti genügt schon das normale Fahrwerk, um den ausgewogenen Federungskomfort des Tiguan noch zu übertreffen. Der VW verschafft sich dagegen mit seiner präziseren, rückmeldungsfreudigeren Lenkung Vorteile beim Handling.
Beide taugen nur für kleinere Geländeausflüge
Ihre hervorragenden Onroad-Talente erkaufen sich die beiden mit leicht eingeschränkter Offroad-Tauglichkeit. Das zeigt sich beim Tiguan Sport & Style bereits an seinem großen vorderen Überhang, der den Böschungswinkel auf 18 Grad einschränkt, hinten beträgt er 25 Grad. Mit 19 und 26 Grad schneidet der Yeti minimal besser ab, hat jedoch 1,5 Zentimeter weniger Bodenfreiheit. Trotzdem reichen auch seine 18 Zentimeter für kleinere Geländekraxeleien.
Dabei kümmert sich das bei beiden identische Allradsystem um Vortrieb, das bei VW 4Motion heißt, bei Skoda nur 4x4. Im Normalfall fließt fast die komplette Antriebskraft an die Vorderräder. Treten zwischen Vorder- und Hinterachse Drehzahlunterschiede auf, schließt die elektrohydraulisch gesteuerte Haldex-Kupplung und verteilt die Kraft zwischen den Rädern – bis zu 100 Prozent an eine Achse. Statt Differenzialsperren belässt es das System bei radselektiven Bremseingriffen.
Traktion ist immer ausreichend vorhanden
All das gelingt in der Praxis unauffällig und sehr effektiv. Der Vierradantrieb versorgt beide jederzeit mit hoher Traktion, selbst vereiste Auffahrten zum Skilift klettern sie unbeeindruckt hinauf. Abwärts greift die Bergabfahrhilfe ein – im Tiguan kostet sie 96 Euro.
Bei der Motorenpalette beschränkt sich die Überschneidung zwischen dem günstiger positionierten Yeti und dem Tiguan auf die Zweiliter-Diesel mit 140 und 170 PS. Schon die schwächere Version des Common-Rail-Vierzylinders genügt, bietet ausreichend Durchzugskraft und Temperament.
Der Skoda Yeti wirkt kräftiger
Trotz fast identischer Fahrleistungen wirkt das Triebwerk im Yeti allerdings kräftiger, drehfreudiger und gleichzeitig kultivierter als im Tiguan. In beiden Wagen sind die Motoren
mit einem präzise schaltbaren und gut abgestuften Sechsganggetriebe verkuppelt. Auch das erklärt schließlich die geringen Differenzen bei Fahrwerten und Verbrauch. Das knapp 80 Kilogramm höhere Gewicht des Tiguan erweist sich im Alltag also nicht als Nachteil, eher die größeren Dimensionen und die schlechtere Übersichtlichkeit wegen der breiten D-Säulen. Zu den besonders übersichtlichen Autos zählt dagegen der Yeti mit seinen großen Fensterflächen und dem kastigen Heck.
Die Kostenwertung bringt dem Skoda den Sieg
Den Vergleich gewinnt der Skoda aber erst in der Kostenwertung dank niedrigerem Grundpreis, umfangreicherer Ausstattung – im Fall des Experience mit Bi-Xenon-Licht – und den geringeren monatlichen Aufwendungen. Er ist das günstigere und pragmatischere Auto – auch dann noch, wenn der 22 Milliarden Tonnen schwere Winter schon Schnee von gestern ist.
Skoda Yeti 2.0 TDI 4x4 Experience | VW Tiguan 2.0 TDI CR 4Motion Sport & Style | |
Grundpreis | 29.990 € | 31.550 € |
Außenmaße | 4223 x 1793 x 1691 mm | 4427 x 1809 x 1683 mm |
Kofferraumvolumen | 405 bis 1580 l | 470 bis 1510 l |
Hubraum / Motor | 1968 cm³ / 4-Zylinder | 1968 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 103 kW / 140 PS bei 4200 U/min | 103 kW / 140 PS bei 4200 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h | 186 km/h |
0-100 km/h | 10,8 s | 11,0 s |
Verbrauch | 6,1 l/100 km | 6,3 l/100 km |
Testverbrauch | 8,2 l/100 km | 8,4 l/100 km |