Nissan Qashqai 1.3 DIG-T und Opel Grandland X 1.2 DI Turbo im Test

Nissan Qashqai und Opel Grandland X im Test
:
Zwei SUV unter 30.000 Euro im Benziner-Duell

Nissan Qashqai, Opel Grandland X, exterieur © Achim Hartmann

SUV, das sind nicht nur die dicken Dinger mit 300 PS plus x. Für viele sind das Normalos wie Nissan Qashqai oder Opel Grandland X mit kleinen Benzinern – bezahlbar, praktisch und wohltuend uneitel.

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Schrieben wir da im Vorspann gerade was von uneitel? Das ist natürlich erklärungsbedürftig, denn für manchen klingt das vielleicht nach grauer Maus im Sinne von: Mehr war fürs Geld einfach nicht drin. Nein, nein, so sind die zwei nicht gestrickt – natürlich nicht.

Sie kommen nicht ärmlich daher, sondern erhobenen Hauptes, nicht nur wegen ihrer rund 1,60 Meter hohen Karosserie. Expressive Scheinwerfer umrahmen markante Kühlergrill-Nasen, kräftige Linien lockern die Flanken auf, und das Plus an Bodenfreiheit verspricht Robustheit für den Offroad-Einsatz (der wohl – wenn überhaupt – allenfalls auf unbefestigten Feldwegen stattfinden wird, zumal beide nur die Vorderräder antreiben), bevor die stattlichen Kompakt-SUV mit LED-Breitband-Heckleuchten Adieu sagen.

© Achim Hartmann

SUV gibt es viele! Doch heute suchen wir nach einem preisgünstigen Allrounder der für die breite Masse geeignet und mehr als nur ein Blender ist. Mögliche Kandidaten? Nissan Qashqai 1.3 DIG-T und Opel Grandland X 1.2 DI Turbo.

Man kann sich also sehen lassen mit dem Qashqai und dem Grandland X, denen kein Premium-Anspruch anhaftet, sondern ein gutbürgerliches Selbstverständnis – und das auch beim Preis. Selbst in der mittleren der jeweils fünf Ausstattungen bleiben beide noch unter 30.000 Euro.

Preisvorteil Nissan

Mit dem neuen Basisbenziner – einem 1,3-Liter-Vierzylinder mit 140 PS – gibt es den Qashqai bereits ab 21.350 Euro, unser Testwagen in der Ausstattung N-Connecta schlägt mit 27.870 Euro zu Buche. Der Grandland X ist mit seinem 130 PS starken 1,2-Liter-Turbo erst ab 24.250 Euro zu haben, der getestete Innovation liegt bei 29.500 Euro. Wer sich nun an die Preislisten-Exegese macht, stellt alsbald fest, dass beide nicht kleckern, sondern klotzen. Sitz- und Lenkradheizung (Zweitere bei manchen unter Weichei-Verdacht, von Kennern aber heiß geliebt), Zwei-Zonen-Klimaautomatik (beim Opel auch mit Ausströmern im Fond), Tempomat, Fernlichtassistent, Rundum-Parksensoren, Apple Carplay und Android Auto sowie Spurhalteassistenz und Verkehrszeichenerkennung sind hier wie da serienmäßig an Bord.

© Achim Hartmann

In Sachen Fahrerassistenz setzt der ausgesprochen attraktiv gepreiste Qashqai ein dickes Ausrufezeichen.

Opel packt sogar noch eine elektrisch betriebene Heckklappe und den Totwinkelassistenten mit rein, für den Nissan im Verein mit Einparkautomatik, Müdigkeits- und intelligenter Bewegungserkennung 1.000 Euro berechnet. Doch selbst mit weitgehend vergleichbarer Ausstattung ist der Qashqai am Ende um einiges billiger als der Grandland X, zumal dem noch Navigationssystem (900 Euro) und Digitalradio (230 Euro) zugeschlagen werden müssen.

Dies gilt umso mehr, als man beim ersten Blick zurück aus dem Fahrersitz erkennt: Die Rundumsicht aus dem SUV-typisch hoch positionierten Fahrersitz ist zwar prinzipiell gut, nach hinten wegen der dicken Dachsäulen aber deutlich eingeschränkt. Der Nissan löst das Problem durch ein serienmäßiges Kamerasystem, beim Opel sollte man das bei einer Tasse Kaffee mit dem Verkaufsberater noch rausschlagen – fürs gute Gefühl beim Rangieren und Parken.

Mehr Raum im Opel

Nun aber los. Schon der Nissan ist nicht eng geschnitten, doch der Opel bietet in allen Dimensionen einige Zentimeter mehr Innenraum und erfreut mit einem weiteren Verstellbereich der Vordersitze. Im Testwagen waren das die tollen AGR-Sitze (685 Euro) mit ausziehbaren Sitzpolstern und elektrisch einstellbarer Lordosenstütze – ein sinnvolles Extra, gegen das die bequemen, aber weniger seitenhaltstarken Sitze des Qashqai klar den Kürzeren ziehen.

© Achim Hartmann

Das Design des Grandland X wirkt drahtig. Länger und breiter ist er nicht nur außen, sondern auch innen.

Noch größer sind die Unterschiede auf den Rückbänken. Nennenswerten Seitenhalt bieten hier beide nicht, doch der Opel hält immerhin genügend Auflagefläche für die Oberschenkel erwachsener Mitfahrer bereit. Im Nissan finden deren Beine kaum Unterstützung, und die Kopfstützen lassen sich nicht weit genug herausziehen. Zudem muss der arme Kerl in der Mitte seine Füße irgendwie neben einem dicken Mitteltunnel platzieren.

Nächster Opel-Vorteil beim Thema Kofferraum: Eindeutig mehr Stauvolumen und eine Durchlade in den auch von hinten entriegelbaren Lehnen sind schlicht praktisch. Zudem lässt sich der doppelte Ladeboden fixieren, während man im Unterflurfach rumhantiert. Der Qashqai denkt auf andere Weise mit: Der Ladeboden lässt sich teilweise aufstellen, um kleineres Gepäck zu fixieren und am Herumrutschen zu hindern.

Hier wie da passen die Abdeckungen ins Bodenfach und sind so beim Sperrguttransport nicht im Wege – kleine Dinge, die die Funktionalität dieser Vieleskönners nachhaltig unterstreichen. Häufiger hat man natürlich im Cockpitbereich zu tun. Hier verbucht der Opel einen kleinen Vorteil, denn in seinem Lenkrad finden sich weniger und besser identifizierbare Tasten als im Nissan. Der entschädigt für die Tastenflut und für die sehr schlichte Grafik seines Navi-Monitors mit klarer strukturierten Menüs.

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Der Nissan-Vierzylinder läuft sanfter als der Opel-Drilling, der minimal weniger verbraucht.

Beide funktionieren also ohne nennenswerte Aufreger, und das gilt auch für die Motoren. Zwar macht der Opel schon im Leerlauf und dann unter Last beim Beschleunigen auf seine Dreizylindrigkeit aufmerksam, doch dieses Knurren kann man mögen. Geschmeidiger, leiser und gefühlt vollwertiger läuft indessen der Nissan-Vierzylinder.

Zu seinen besseren Fahrleistungen (9,4 statt 10,9 Sekunden auf 100 km/h, 193 statt 188 Spitze) trägt auch die passendere Abstufung des leichter bedienbaren Getriebes bei. Der Opel ist weniger flockig zu schalten und so lang übersetzt, dass er jenseits von 100 km/h klar zurückfällt und zum Beschleunigen in kleinen Gängen kräftig gedreht werden will.

Ähnliche Unterschiede zeigen sich beim Fahrkomfort, der hier wie da aus einer eher straffen Grundabstimmung resultiert: Im Normalfall des Ein- oder Zwei-Personen-Betriebs federt der Opel verbindlicher als der leicht rumpelige Nissan, mit zunehmender Zuladung verkehren sich die Qualitäten.

Kräftige Bremsen

Das Thema Sicherheit nehmen beide sehr ernst. Nach Maßstäben dieser Klasse brennt der Qashqai geradezu ein Fahrerassistenz-Feuerwerk ab – bis hin zur Notbremsung mit Personenerkennung. Und bei den Bremstests zeigen 35,0 (Qashqai) und 34,7 Meter aus 100 km/h (Grandland X) erfreulich klar: Gespart wurde hier nicht.

© Achim Hartmann

67 Meter benötigt der Nissan, um aus 140 km/h bis zum Stillstand zu bremsen. Der Opel steht nach 68 Metern, performt aber mit warmen Bremsen etwas besser.

Fahrsicher sind die zwei ohnehin in hohem Maße, wobei der Nissan mit einer eher trägen Lenkung seine betuliche Grundausrichtung signalisiert. Sticht den Fahrer auf kurvenreichen Straßen trotzdem der jugendliche Hafer und beamt er sich vor lauter Freude schwungvoll in eine enge Kurve, folgen meist früh und ohne Not harte, lang anhaltende Bremseingriffe.

Der Opel mit seiner direkteren, fast schon spitzen, dafür aber kaum an Rückmeldung interessierten Lenkung wirkt eindeutig agiler und lässt insgesamt mehr Leine. Slalom und Ausweichgasse meistert er daher mit deutlich mehr Speed, ehe das ESP weicher und besser dosiert zupackt. Mit überschäumender Fahrdynamik sollte er sich jedoch ebenso wenig brüsten wie mit nennenswerter Offroad-Kompetenz, nur weil ihm die PSA-Allianz die Traktionsregelung IntelliGrip beschert hat.

Schmälern diese Eigenheiten die Qualität dieser SUV? Nur wenig. Beide gefallen ganz bodenständig und unaufgeregt durch dienstbare Vielseitigkeit und beziehen ihren Reiz durch einen verlässlichen Sinn fürs Praktische. Liefern, was wirklich gebraucht wird: das tun beide. Nur gelingt es dem Opel – für mehr Geld – noch ein wenig besser.

© Achim Hartmann 23 Bilder

Fazit

1. Opel Grandland X 1.2 DI Turbo Innovation
420 Punkte

Ein wenig geräumiger mit einem deutlich größeren Kofferraum, dazu etwas fahraktiver: Damit macht der Grandland X seinen Preisnachteil wett. Ein sympathischer Sieger.

2. Nissan Qashqai 1.3 DIG-T N-Connecta
410 Punkte

Der neue Motor ist gut, die mögliche Sicherheitsausstattung beachtlich. Das Raumangebot ist etwas, der Preis viel kleiner. So wird der Qashqai nicht Verlierer, sondern zweiter Sieger.

Tabelle (techn. Daten)

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