Machen wir uns nichts vor: SUV werden gekauft, weil sie einen großen Auftritt bieten. Man muss nur die Verkaufszahlen studieren, um zu schlussfolgern: Je dicker beim Design aufgetragen wird, desto besser. Insofern ist Lexus mit dem NX 300h aus dem Stand ein Volltreffer gelungen; mehr auffallen geht in der Klasse rund um den Audi Q5 nicht. Dagegen wirkt Letzterer direkt zurückhaltend.
Lexus NX 300h E-Four leistet 197 PS
Lexus bringt den NX ausschließlich als Hybridler an den Start. Ein 2,5-Liter-Vierzylinder samt E-Motor treibt über ein stufenloses Getriebe die Vorderachse an. Auf Wunsch stemmt, wie beim Testwagen, zusätzlich eine zweite E-Maschine Drehmoment auf die Hinterachse. Den Audi gibt es dagegen als Fronttriebler oder Allradler sowie mit Benzin- oder Dieseltriebwerken und darüber hinaus als Hybridversion. Letztere hat allerdings deutlich mehr Leistung als der Lexus NX 300h E-Four, weshalb wir hier für den Test einen 2.0 TFSI mit 225 PS und Achtgang-Tiptronic wählen.
Die Systemleistung des Lexus NX 300h E-Four liegt bei 197 PS an, was weniger ist als die Summe der einzelnen Motoren – sie liegt in dem Moment an, wenn Verbrenner samt E-Antrieb gemeinsam im optimalen Bereich laufen. Wie sich das anfühlt? Kultiviert und unauffällig – solange man in der Stadt unterwegs ist oder bei einer gemütlichen Landpartie kaum Leistungsreserven nutzt. Geht es dagegen ans Überholen, dann heult der Vierzylinder gequält auf.
Audi schneller in den Kurven
Dabei irritiert vor allem der künstliche Ton, den ein Soundgenerator beifügt. Der Klang richtet sich nach der Stellung des Gaspedals, nicht aber nach der Drehzahl des Verbrenners – was im Kopf für große Verwirrung sorgt, weil beides selten zusammenpasst. Sportliche Ambitionen gewöhnt man sich also schnell ab, zumal auch das Fahrwerk nicht dazu animiert: Trotz aktiver Stabilisatoren und adaptiver Stoßdämpfer neigt sich der Lexus NX 300h E-Four stark zur Seite, sobald man Kurven schnell angehen will. Auch wegen seiner gefühllosen Lenkung wirkt er dabei schwerfällig, ohne aber schwer zu sein.
Einem entschlossen bewegten Audi Q5 kann der Lexus jedenfalls nicht lange folgen, egal ob auf der Landstraße oder auf der Autobahn – zumal er schon bei 180 km/h weiteren Vortrieb elektronisch verweigert, um Kraftstoff zu sparen. Mit Erfolg: Über den Test gemittelt genügen dem Hybrid 8,2 Liter auf 100 Kilometern (Audi: 10,7). Bei der elektrischen Reichweite kann der Lexus NX 300h E-Four allerdings keine Punkte gutmachen: Er stromert nur rund zwei Kilometer weit elektrisch – bei voller Batterie.
Der Stromspeicher des Lexus NX 300h E-Four lässt sich übrigens nicht extern laden, ist auf Rekuperation und den Vierzylinder als Kraftwerk angewiesen. Das Um-, Zu- und Wegschalten der Antriebe findet völlig geschmeidig im Hintergrund statt. Beim Audi fällt dagegen im Stop-and-go-Verkehr zuweilen ein Ruckeln im Antriebsstrang auf.
Leichtere Bedienung im Q5
Nach wie vor geht von der Anzeige der Kraftströme in einem Hybrid eine gewisse Faszination aus, und man betrachtet sie immer wieder auf dem Display. Ohnehin ziehen die vielen Bedienmöglichkeiten des Lexus NX 300h E-Four die Aufmerksamkeit des Fahrers auf sich. Gerade die Anwahl der Menüpunkte mit einer Art Mousepad erfordert einiges an Übung. Vergleichsweise einfach gelingt es dagegen, sich in die Logik des Q5 einzufinden – obwohl das System mittlerweile veraltet ist.
Gegen den Lexus wirkt der Audi fast schon zierlich, bietet aber innen etwas mehr Platz – vor allem auf der Rückbank fühlen sich Sitzriesen weniger eingeschränkt. Sie müssen auch beim Einstieg in den Q5 nicht so stark den Kopf einziehen wie beim Lexus NX 300h E-Four. Hier zeigt sich der Nachteil der flacheren Dachlinie; das Kofferraumvolumen beeinträchtigt es allerdings nicht.
Etwas eingeengt werden breite Rücken in den engen Vordersitzen des Lexus; sie bieten außerdem zu wenig Seitenhalt. Da passt es, dass der Hybridler ohnehin nicht zum Kurvenräubern animiert, stattdessen zur Gemütlichkeit erzieht. Das huldvolle Cruisen wäre also genau sein Fachgebiet, wenn denn die Federung besser anspräche. Auch hier hat Audi die gekonntere Abstimmung gefunden.
Lexus NX 300h E-Four mit klaren Bremsdefiziten
Bei allen Punkten, die das Fahrwerk betreffen, besteht beim Lexus NX 300h E-Four noch beträchtlich Luft nach oben: Besonders auffällig ist das Defizit beim Bremsen. Schon aus Tempo 100 braucht er fast zweieinhalb Meter mehr bis zum Stillstand; aus 130 km/h wächst der Unterschied zum Q5 sogar auf 4,2 Meter – was der Länge eines VW Golf entspricht.
Bei der Sicherheitsausstattung hat der Lexus NX 300h E-Four dem Audi Q5 Quattro zwar Knieairbags voraus, enthält den Kunden aber Gespannstabilisierung und den sogenannten Fahreraufmerksamkeitsassistenten vor. Spätestens hier ist klar, dass der Q5 in der Eigenschaftswertung uneinholbar enteilt ist.
Der Vorsprung ist so groß, dass es für den Lexus NX 300h E-Four in der Kostenwertung nur noch um Schadensbegrenzung geht. Tatsächlich brilliert er gerade in der – sehr teuren – Variante F Sport mit reichhaltiger Ausstattung. Das bleibt am Ende neben dem geringen Verbrauch und dem großen Auftritt sein wirklicher Vorteil.
Audi Q5 2.0 TFSI Quattro | Lexus NX 300h E-Four F SPORT | |
Grundpreis | 45.800 € | 59.700 € |
Außenmaße | 4629 x 1898 x 1655 mm | 4640 x 1845 x 1645 mm |
Kofferraumvolumen | 540 bis 1560 l | 555 bis 1600 l |
Hubraum / Motor | 1984 cm³ / 4-Zylinder | 2494 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 165 kW / 225 PS bei 4500 U/min | 114 kW / 155 PS bei 5700 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 222 km/h | 180 km/h |
0-100 km/h | 6,7 s | 9,2 s |
Verbrauch | 7,3 l/100 km | 0,0 kWh/100 km |
Testverbrauch | 10,7 l/100 km | 8,2 kWh/100 km |