Land Rover Range Rover TDV8 im Supertest

Range Rover TDV8 im Supertest
Schiff Ahoi!

Revolution, darin hat der Range Rover Erfahrung. Als er 1970 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde, staunte das Publikum nicht wenig. Die Kombination aus – für damalige Verhältnisse – schnellem Reisewagen mit hohem Komfort, gepaart mit außerordentlicher Geländetauglichkeit, war ein Novum auf dem Markt. Und auch Leichtmetall war bereits damals ein Thema: der 3,5-Liter-V8 bestand aus Aluminium-Legierung und wurde mit fortlaufender Aktualisierung unglaubliche 32 Jahre lang bis in die zweite Generation Range Rover verbaut.

Range Rover TDV8 mit Aluminium-Karosserie

Heute ist Aluminium Grundkonzept der Neukonstruktion. Der Range Rover MKIV, den die Briten seit 2013 in Deutschland anbieten, besitzt eine Aluminium-Monocoque-Karosserie, auch Teile des Fahrwerks bestehen aus Leichtmetall. Der Grund für die aufwändige Produktionsweise ist simpel: der Range Rover musste abspecken. Bis zu 400 Kilo weniger versprechen die Briten. Den Beweis bleibt der Testwagen indes schuldig: Mit 2.647 Kilo ist der getestete Range Rover TDV8 nicht nur weit vom Prospektversprechen entfernt. Er ist auch gerade einmal zehn Kilo leichter als das Vorgängermodell im letzten Range Rover-Supertest. Zugute halten muss man dem neuen Range Rover TDV8 einzig, dass sein Ausstattungslevel nochmals deutlich über dem des Vorgängers liegt, also erheblich mehr Technik verbaut ist. Und größer wurde er auch.

Abspecken nicht ganz geglückt

Es ist also nicht nur optisch ein ziemlicher Brocken, mit dem wir uns auf den Weg ins Supertest-Gelände nach Horstwalde machen. Der fünf Meter lange und inklusive Spiegeln über 2,2 Meter breite Range Rover flutet auf der Anfahrt herrschaftlich über die Autobahn, verwöhnt die Besatzung mit erlesenem Komfort.  Extrem leise im Innenraum, mit sanftmütigem Fahrwerk strebt er dem Horizont entgegen. Und lässt bei Bedarf auch einmal den Hammer fallen – Beschleunigung und Durchzug des 4,4 Liter großen V8-Turbodiesel sind selbst in diesem Großkreuzer eine Klasse für sich. Die wuselige Fahrdynamik eines modernen Straßen-SUV erreicht der neue Range Rover zwar weder bei der Lenkung noch beim Fahrwerk, doch im Vergleich zum Vorgänger ist das Potential für rasche Fortbewegung auf engen, kurvigen Straßen erheblich gestiegen.

Range Rover TDV8 – Luxus-Reisewagen

Auf den 600 Kilometern Anfahrt zum Supertest-Gelände in Horstwalde bei Berlin gibt der neue Range Rover TDV8 genügend Gelegenheit, sein Naturell zu ergründen. Sanft durchgewalkt von den per Klimaanlage gekühlten Massagesitzen, macht der Testwagen doch durch ein paar Schrullen auf sich aufmerksam. So fallen die Bremsen bei Verzögerung aus hohem Tempo durch kräftiges Rubbeln auf, die (an sich ausgezeichnete) Soundanlage zickt ebenfalls mehrfach und lässt kurzfristig nur die Hochtöner quäken. Kinderkrankheiten oder nur ein Einzelfall? Die bisherigen Range Rover MKIV im Test waren diesbezüglich unauffällig.

Auffällig ist dagegen die Qualität des Multimedia-Systems. Die Bedienung über den Touchscreen ist nach kurzer Zeit verinnerlicht. Das ist nicht ganz unwichtig, denn die Sprachsteuerung der Einzelfunktionen für Soundanlage oder Navigationssystem zeigt sich im Vergleich zu anderen Herstellern relativ unflexibel. Schade, denn je nach Ausstattungslevel hat es die Anlage richtig drauf, bietet vom digitalen DAB-Radio über Anbindung jedweder externer Quellen bis hin zum Rücksitz-Entertainment-System perfekte Unterhaltung. Lediglich die Telefonbedienung per Sprachwahl funktioniert ausgezeichnet.

Der neue Range Rover ist verhältnismäßig sparsam

Großes Lob gilt dagegen den Fortschritten beim Verbrauch: trotz stattlichem Leergewicht gelingt es, das Dickschiff bei verhaltener Fahrweise mit neun Liter Diesel 100 Kilometer weit zu bewegen. Im Alltag genügen dem Range Rover TDV8 bei normalem Einsatz 10-11 Liter, was in Verbindung mit dem 105-Liter-Tank der V8-Modelle für enorme Reichweiten bürgt. Um diese Werte ins rechte Licht zu rücken: aktuelle Vierzylinder-Diesel-Pickups brauchen nicht weniger, sind aber um Klassen langsamer und rustikaler unterwegs.

Doch nur schnell, komfortabel und sparsam ist natürlich im 4wheelfun-Supertest nicht gefragt, hier geht es schließlich um die Performance im Gelände. Und da soll der neue Range Rover MKIV ebenso daheim sein wie seine Vorgänger. Tatsächlich nimmt es wohl kein anderer Hersteller so ernst mit der Offroad-Performance seiner Fahrzeuge wie Land Rover. Die Quälereien bei Entwicklung und Erprobung sind legendär, mit entsprechendem Ergebnis – Land- und Range-Rover-Modelle sind seit jeher in ihren Klassen stets unter den besten, was die Geländetauglichkeit angeht – wir haben es im Supertest oft genug nachgewiesen.

Für den Fokus auf das Offroad-Verhalten gibt es auch eine klare Begründung: in einer Kundenbefrageung gaben mehr als 85 Prozent der Range Rover-Besitzer an, ihr Fahrzeug auch regelmäßig abseits der Straße einzusetzen. Ob sie das auch mit dem neuen Modell problemlos wagen können, klärt unser Supertest – die Ergebnisse finden Sie in den einzelnen Wertungskapiteln.


Technische Daten
Range Rover 4.4 SDV8 Vogue
Grundpreis112.700 €
Außenmaße4999 x 1983 x 1835 mm
Kofferraumvolumen909 bis 2030 l
Hubraum / Motor4367 cm³ / 8-Zylinder
Leistung250 kW / 340 PS bei 4000 U/min
Höchstgeschwindigkeit218 km/h
0-100 km/h7,0 s
Verbrauch8,7 l/100 km
Testverbrauch12,2 l/100 km