Nicht nur der Herbst war etwas spät dran im letzten Jahr, sondern auch Fiat. Die Italiener brachten uns den gelifteten 500X nämlich erst kurz vor der Winterpause über die noch unverschneiten Alpen in die Redaktion nach Stuttgart. Und so ist schnell erklärt, warum der kleine SUV auf diesen Seiten zusammen mit Opel Crossland X und Seat Arona durch buntes Herbstlaub huscht, während große Teile Süddeutschlands zum Jahresbeginn im tiefen Schnee versinken.
Fiat: Ein Satz mit X?
Dabei wäre gerade jetzt im Winter Allradantrieb hilfreich, doch den haben die FCA-Strategen ausschließlich für den Topdiesel vorgesehen. Die technische Plattform teilt sich der X nicht, wie uns die Werbung gerne weismachen will, mit dem Kleinwagen 500, sondern mit seinem amerikanischen Bruder Jeep Renegade.

Die optische Verwandtschaft mit dem kultigen Italo-Flitzer bleibt dagegen auch nach dem Facelift unverkennbar, obwohl er jetzt optional mit Voll-LED-Scheinwerfern samt Fernlichtassistent antritt und als Cross-Version im robusten Plastik-Look mit angedeutetem Unterfahrschutz den Anschein von Geländegängigkeit zu wahren versucht.
Innen zelebriert Fiat überraschend gut verarbeiteten Chic: Das in der Außenfarbe Technogreen lackierte Armaturenbrett und die Sitze samt farblich abgestimmten Leder-Stoff-Bezügen sind jedenfalls echte Hingucker.
Genauer hinschauen muss man noch immer beim Infotainment. Zwar ist der beim Cross serienmäßige Touchscreen mit sieben Zoll deutlich größer als zuvor, allerdings erschweren kleinteilige Felder und die träge Reaktionszeit dessen Bedienung. Hinzu kommen zahlreiche Tasten nicht nur auf, sondern auch hinter dem Lenkrad, deren Funktionen erst einmal gelernt werden wollen. Kaum Erleichterung verschafft die Spracherkennung, die nur vordefinierte Begriffe versteht. Weil die TomTom-Navigation keine Online-Daten nutzt, sind via Smartphone gekoppelte Dienste deutlich im Vorteil.
Der Kleinwagen-Look fordert seinen Tribut durch das geringste Platzangebot und schmale Türausschnitte. Fondpassagieren sind schon wegen der unergonomisch ausgeformten Rückbanklehne keine Langstrecken zuzumuten, und auch das An- und Abschnallen der Jüngsten im Kindersitz ist beschwerlich, da Gurtschlösser und Isofix-Halterungen zu nahe beieinander angeordnet sind.
Insgesamt sind das eher kleine Schwächen, die man einem Italiener gern verzeiht, zumal der geliftete Fiat 500X spürbar sanfter federt als die Konkurrenz. Trotzdem biegt er auf der Landstraße direkt und zackig ab, selbst wenn sich sportliche Fahrer etwas mehr Rückmeldung wünschten. Andererseits assistieren nun neben einem adaptiven Tempomaten samt Verkehrszeichenerkennung und automatischer Notbremshilfe auch ein aktiver Spurhalter und ein Totwinkelwarner. Letztere reagieren jedoch derart überempfindlich, dass man schnell versucht ist, sie abzuschalten – was ja nicht der Sinn dieser Assistenten sein sollte.

Für Vortrieb sorgt hier der neue Firefly-Benzinmotor, der so sparsam wie ein Glühwürmchen mit Energie umgehen soll. Im Test schafft er das jedoch nicht: Mit 8,5 Litern Super auf 100 Kilometern verbraucht er nicht nur 0,7 Liter mehr als der Vorgänger, sondern auch über einen Liter mehr als die Kontrahenten mit Schaltgetriebe.
So wie der 150 PS starke Turbobenziner antritt, läge ohnehin die Assoziation zu einem Wespenschwarm näher. Gern lässt der Fiat 500X die Vorderräder kratzen und dreht willig hoch, wobei ihm das Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe etwas den Elan raubt. Es reagiert bei zügiger Gangart betont träge und ignoriert oder überstimmt manuelle Befehle des Fahrers mit den optionalen Schaltwippen (250 Euro), um bei sanften Gasstößen übertrieben hastig die Gänge zu wechseln. An dieser Stelle würden wir deshalb zum Handschalter raten, doch Sie ahnen es: Der Benziner ist nur mit DKG-Automatik erhältlich.
Das wirkt sich natürlich auf den Grundpreis aus: Der Fiat 500X hat als Cross zwar Annehmlichkeiten wie Klimaautomatik, Rückfahrkamera und Multimediasystem an Bord, ist aber mit leicht ausbaufähigen 25.490 Euro auch der Teuerste im Bunde.
Opel: Günstig gleich billig?
Deutlich günstiger steht der Opel Crossland X in der Liste. Obwohl er als Innovation (ab 22.570 Euro) weniger reichhaltig ausgestattet ist, spart man dank fair eingepreister Extras auch ausstattungsbereinigt immer ein paar Hunderter gegenüber den Mitstreitern. Von außen folgt er mit den üblichen SUV-Insignien und farblich abgesetztem Dach dem gängigen Trend, während im übersichtlichen Interieur eine sachliche Nüchternheit herrscht. Viele harte sowie teils unsauber verarbeitete Kunststoffe erinnern daran, dass man es mit einem knapp kalkulierten kleinen SUV zu tun hat, dessen Plattform, Antrieb und Infotainment vom PSA-Konzern stammen. Daraus resultieren auch Bedieneigenheiten wie die kombinierte Regelung der serienmäßigen Klimaautomatik, die via klassischer Knöpfe und Touchscreen-Menü gesteuert wird.

Das gleicht der Crossland X mit Platz und Variabilität aus: Das Ladeabteil bietet mit mindestens 410 Litern das meiste Grundvolumen. Der verstellbare Boden ermöglicht entweder mehr Tiefe oder schafft eine ebene Ladefläche. Die Hutablage passt bei Nichtgebrauch in die Aussparung hinter der Rückbank, die sich wiederum um 15 Zentimeter längsverschieben oder in drei Teilen umklappen lässt. Obwohl man in der ersten Reihe etwas hoch und seitenhaltarm sitzt, sind die besseren Plätze trotzdem vorn, denn hier schränkt das Panoramadach die Kopffreiheit nicht so stark ein wie im Fond.
Für Vortrieb sorgt ein 1,2-Liter-Benziner, nominell 20 PS schwächer als die Testpartner. Der Dreizylinder startet zwar trommelig, ist beim Beschleunigen aber subjektiv ähnlich munter wie die Vierzylinder der Konkurrenz. Fahrspaß will sich dennoch nicht einstellen, was zum einen an der manuellen Sechsgangschaltung mit ihren langen Wegen samt unergonomisch positioniertem Schalthebel liegt. Zum anderen trübt das unpräzise Zusammenspiel von rückmeldungsarmer Lenkung und poltrigem Fahrwerk Überlandfahrten.
Unebenheiten werden trotz der kleinen 16-Zoll-Räder rücksichtslos überrumpelt. In Kurven gerät der Opel Crossland X schnell ins Wanken und untersteuert frühzeitig, was das ESP mit harschen Eingriffen zu korrigieren versucht. Hinzu kommen noch die schwächsten Bremswerte: Aus Tempo 100 braucht der Opel knapp zwei Meter mehr zum Anhalten als Fiat und Seat.
Seat: Flinker Alleskönner
Umstieg in den Seat Arona, der als FR (ab 22.820 Euro) nicht nur äußerlich sportliche Akzente setzt, sondern auch den Innenraum mit rot abgesetzten Nähten aufhübscht und bereits Komfortextras wie Licht- und Regensensor serienmäßig mitbringt. Der Fahrer blickt auf ein analoges Cockpit samt monochromem Bordcomputer – wer’s bunter mag, investiert 350 Euro für die digitale Version oder 550 Euro für den Acht-Zoll-Touchscreen auf dem Armaturenbrett. Das Infotainment sitzt zwar etwas zu tief, gleicht das aber mit selbsterklärender Symbolik, Drehreglern sowie fixer Arbeitsgeschwindigkeit und einer gut funktionierenden Sprachsteuerung mehr als aus.

Obwohl der Seat Arona am kürzesten, schmalsten und niedrigsten ist, punktet er mit dem größten Maximalladevolumen und der höchsten Zuladung im Test, ist jedoch weniger variabel als der Opel Crossland X. Im Fond können dafür selbst groß gewachsene Personen einsteigen, ohne Kopf oder Beine einziehen zu müssen. Vorn bieten die serienmäßigen Sportsitze guten Seitenhalt – und den braucht es vor allem auf kurvigen Straßen.
Dort begeistert seine direkte Lenkung mit exakter Auslegung und das Fahrwerk mit Verstelldämpfern meldet detailliert, was gerade an der Vorderachse passiert. In flotten Wechselkurven hängt der Seat Arona so erst den Opel Crossland X und dann den Fiat 500X ab. Der Preis dafür sind leichte Komforteinbußen und ein nervöserer Geradeauslauf, was sich auf die optionale 15-Millimeter-Tieferlegung samt 18-Zoll-Rädern für zusammen 650 Euro zurückführen lässt.
Das für den 1.5 TSI mit 150 PS nicht lieferbare DSG vermisst nur, wer sich im Stau auch gern von Spur- und Lenkassistenten leiten lässt. Ansonsten macht Selberschalten im Seat auf kurzen, direkten Wegen jede Menge Spaß. Gemessen an den guten Fahrleistungen hält sich der Benzindurst des Vierzylinders mit 7,2 Litern auf 100 Kilometer in Grenzen.
Dass der Seat Arona schwer zu schlagen sein würde, war klar. Dass er aber Fiat 500X und Opel Crossland X derart verbläst, verblüfft am Ende doch.
Seat Arona 1.5 TSI FR | Opel Crossland X 1.2 DI Turbo Innovation | Fiat 500X 1.3 GSE Cross | |
Grundpreis | 22.820 € | 23.310 € | 25.489 € |
Außenmaße | 4138 x 1780 x 1552 mm | 4212 x 1765 x 1605 mm | 4269 x 1796 x 1603 mm |
Kofferraumvolumen | 400 bis 1280 l | 410 bis 1255 l | 350 bis 1000 l |
Hubraum / Motor | 1498 cm³ / 4-Zylinder | 1199 cm³ / 3-Zylinder | 1332 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 110 kW / 150 PS bei 5000 U/min | 96 kW / 130 PS bei 5500 U/min | 111 kW / 150 PS bei 5500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 205 km/h | 201 km/h | 196 km/h |
0-100 km/h | 8,8 s | 10,5 s | 9,2 s |
Verbrauch | 5,1 l/100 km | 5,1 l/100 km | 6,3 l/100 km |
Testverbrauch | 7,2 l/100 km | 7,3 l/100 km | 8,5 l/100 km |