Weit unten am Stiefel ging es für unseren Fiat 500X im April 2016 los. Genauer: der Strada Provinciale 48 del Basso Melfese. Dort ist er mit 1,6-Liter-Diesel, TomTom-Navi, Lederausstattung sowie Winter-, Komfort- und Fahrassistenzpaket vom Band gerollt. Bis er im November in die auto motor und sport-Redaktion kam, hat er noch etwas warten müssen. Doch die Rumsteherei war mit dem Initialeintrag auf der ersten Dauertestkarte passé: „18.11.16, Laufleistung: 3.096 km, Ort: Stuttgart“.
Zwei Tage später wünschte sich der kleine Fiat schon, er hätte Italien nie verlassen. Im Stop-and-go-Verkehr auf der Autobahn 8 hatte die Aufmerksamkeitsspanne des Hinterherfahrenden offenbar nicht ausgereicht: eine neue Heckstoßstange, bitte. Das war der erste von zwei unverschuldeten Werkstattaufenthalten. Der andere? Ein Steinschlag im Sichtfeld der Windschutzscheibe.

Für frisches Selenia 0W30 plus Öl- und Innenraumfilter muss der 500X alle 20.000 Kilometer beziehungsweise jährlich in die Werkstatt. Einen neuen Luftfilter gibt’s bei jedem zweiten Besuch, bei 60.000 Kilometern kommen Kraftstofffilter und Bremsflüssigkeit dazu. Und nach der abschließenden Hunderttausender-Inspektion haben wir vorsichtshalber noch mal bei der Werkstatt nachgefragt: Die ersten Bremsbeläge und -scheiben wurden geprüft und waren tatsächlich noch immer in Ordnung.
Beim letzten Service wurden zudem Software-Updates für Einspritzanlage, Radio und Kombi-Instrument installiert. Letzteres behebt vielleicht das sporadische Aufleuchten der Airbag-Kontrolllampe. Und möglicherweise wäre es mit der neuen Version nie zum einmaligen Ausfall der gesamten Tachoeinheit gekommen – die hatte sich einige Neustarts später wieder aufgerafft. Unter dem Strich kosten den Fiat die Sperenzchen trotzdem zwei Punkte in der Mängelindex-Spalte.
Da er sich weitere Stolpereien verkniffen hat, bleibt es final bei der guten Wertung. Außerdem ist der Qualitätseindruck am Ende des Dauerlaufs weiterhin mehr als anständig. Zum einen weist der Motor mit gleichbleibenden Beschleunigungswerten jegliche Altersschwäche von sich – das Zehntel schreiben wir guten Gewissens den unterschiedlichen Umgebungsbedingungen zu. Zum anderen ist die Innenausstattung nicht abgegriffen und der stylische Lederbezug von Poltrona Frau haptisch wie optisch hochwertig geblieben. Selbst auf der schlechtesten Stuttgarter Rumpelpiste hat es auch gegen Testende nur vereinzelt mal gequietscht oder gerappelt – im Alltag noch viel seltener.
Niedriger Verbrauch
Einig sind wir uns beim Einssechser: Der 120 PS starke Selbstzünder passt mit überschaubarer Turboladerverzögerung, ausreichenden Fahrleistungen sowie 6,5 Litern Verbrauch gut zum Fiat. Zudem kommt er selbst bei voll motivierter Autobahnfahrt mit etwa acht Litern aus. Dabei rollt er dann mit ordentlich Anlauf rund 180 km/h, bergab mit Rückenwind stehen auch mal 200 auf der Uhr. Zudem trennt die Kupplung trotz des kräftigen Dieseldrehmoments selbst nach über 100.000 Kilometern noch sauber, und der Schalthebel mit dem coolen Billardkugel-Knauf läuft weiterhin präzise wie geschmeidig durch die recht langen Gassen.

Besondere querdynamische Eigenschaften kann der 500X nicht vorweisen. Kurven durchfährt er gelassen und sicher, nur nicht so sportlich, wie man es bei dem straffen Fahrwerk erwarten würde. Es federt auf kurzen Unebenheiten wenig sanft an, und weitere Kritik gab es für die Abstimmung, die auf den meisten Straßen eine leichte, aber permanente Unruhe in den Aufbau bringt. Etwas entspannter rollt er auf den 17-Zoll-Winterreifen, deren Seitenwände entsprechend höher sind als die der 18-Zöller im Sommer.
Nur die Fondpassagiere meckern regelmäßig: wenig Platz, kurze Sitzflächen, harte Polsterung. Eltern sind von der Rückbank noch weniger begeistert, denn Isofix-Sitze verdecken das Gurtschloss teilweise. Blöd ist das, wenn der Sitz keine integrierten Gurte hat. Lösung: Sitz anheben, Gurt ins Schloss fummeln.
Den Gepäckraum dahinter fanden manche mit 350 Litern zu klein. Die Redakteure, die dem Fiat weite Teile Europas gezeigt haben, waren jedoch allesamt zufrieden. Wir einigen uns also, dass es Platz genug für zweimal Urlaubsgepäck gibt. Wer zu viert unterwegs ist, muss quetschen – so zumindest die schmerzhafte Erfahrung des linken Hutablagenscharniers, dessen Plastikreste später unter dem verstellbaren Ladeboden gefunden wurden.
Zuverlässig ans Ziel kamen wir mit der TomTom-Navi-Software, wenngleich das Infotainment nicht das schnellste ist und das Ablesen sowie die Bedienung mit einem größeren Bildschirm leichter fallen würden. Manchen viel wichtiger: Das angeschlossene Beats-by-Dre-Audiosystem klingt anständig, die Musikwiedergabe klappt via USB oder Bluetooth problemlos, und mit der Lounge-Ausstattungslinie des Testwagens ist DAB serienmäßig an Bord. Der digitale Radioempfang klappt trotz der Marderbisse an der Antenne weiterhin einwandfrei.
Ebenfalls zum Serienumfang gehören lichtstarke Bi-Xenon-Scheinwerfer, Parkpiepser hinten, Keyless Go und eine Zweizonenklima mit logischer Bedieneinheit; zusätzlich hat das obere der beiden ziemlich kompakten Handschuhfächer eine Kühlfunktion. Im Sommer überzeugt die Klimaanlage selbst an heißen Tagen mit starker Kühlleistung. In den kalten Monaten stehen einige Notizen zum Winterpaket in den Testkarten, weil die Sitze zügig warm werden. Die Lenkradheizung wurde gar mit einem Smiley kommentiert.
Unverwechselbar
So ein lächelndes Strich-Emoji fasst eigentlich grundsätzlich das Besondere am 500X zusammen: Er ist für seine Fans ein richtiger Sympathieträger. Das liegt natürlich zu einem großen Teil am Design, das zwar klar auf Retro setzt, aber trotzdem nicht zu viel Alltagskompetenz opfert. Zudem ist eine Verwechslungsgefahr mit anderen Modellen sowohl außen wie innen ausgeschlossen. Dafür sorgen schon die flächigen, in Wagenfarbe lackierten Zierelemente sowie lässige Details wie der Billardkugel-Schaltknauf und die runden Kopfstützen.
Der letzte Tankstopp ist auf der Dauertestkarte Nummer 14 dokumentiert: „18.11.18, Laufleistung: 103.024 km, Ort: Merklingen, Tank: 16,78 Liter“. Die Abschiedsfahrt endet kurz vor Mitternacht an der Redaktion, also auf den Tag genau zwei Jahre nach Testbeginn.
Wir sind uns sicher, dass er nach anfänglichem Heimweh mindestens so viel Spaß mit uns hatte wie wir mit ihm. Ciao, lieber 500X.
Fiat 500X 1.6 MultiJet Lounge | |
Grundpreis | 23.690 € |
Außenmaße | 4248 x 1796 x 1600 mm |
Kofferraumvolumen | 350 bis 1000 l |
Hubraum / Motor | 1598 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 88 kW / 120 PS bei 3750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 186 km/h |
Verbrauch | 4,1 l/100 km |