Zugegeben, Skepsis war schon angebracht, als Dacia beziehungsweise Renault im Jahr 2005 seinen ersten „Billigheimer“, den Logan, auf den Markt brachte. Auf vier Metern Länge dünnes Blech, vier Türen, schwache Benziner und keine Ausstattung für 7.200 Euro. Kann das klappen? Na, und wie! Von 2.111 verkauften Logan im Jahr 2005 steigerte sich Dacia dank zusätzlicher Baureihen auf knapp 63.000 Exemplare im Jahr 2017. Zugleich avancierte insbesondere der seit 2010 verfügbare Duster frei nach dem Motto: „Euer Reichtum (... na, Sie wissen schon) mich an“ in vielen Städten zu einem Statusmobil der anderen Art.
Dacia Duster-Testwagen kostet 16.550 Euro
Da wäre es fahrlässig, an diesem erfolgreichen Konzept zu rütteln – das weiß auch Renault. Und so ruft Dacia mit 11.290 Euro auch für den optisch kaum veränderten Duster der zweiten Generation einen niedrigen Basispreis auf. Der schlechter ausgestattete Vorgänger war ab 10.690 Euro zu haben.
Ganz so günstig ist der Testwagen allerdings nicht. Für den 125 PS starken Benziner, der sein Drehmoment via Allradantrieb auf die Straße bringt, sind mindestens 16.550 Euro fällig, in Verbindung mit der getesteten Topversion Prestige sogar 17.850 Euro. Dann ist bis auf wenige erstmals verfügbare Extras wie Klimaautomatik, Totwinkelwarner oder einen schlüssellosen Zugang bereits viel Ausstattung an Bord. Wird auf nichts verzichtet, was die Optionsliste hergibt, errechnet der Konfigurator ein Sümmchen von 20.000 Euro. Das klingt angesichts des Basispreises für manchen nach unverschämt viel. Doch ähnlich üppig ausgerüstete Allradler im Format eines Duster kosten locker 10.000 Euro mehr.

Eines, das sollte jedem klar sein, kann und will der Dacia nicht bieten: ein schickes, hochwertiges Interieur. Nur die Tastenleiste unterhalb des langsam reagierenden Touchscreens sowie die Drehregler der Klimaautomatik, die beide an Systeme von Audi erinnern, erfreuen das Auge. Ansonsten finden sich nirgends weiche Kunststoffe; den weichen, etwas kurz geschnittenen Ledersitzen sieht man ihre Spender nicht mehr an, und die Rundinstrumente entbehren jeglichen Charmes. Aber sie lassen sich bestens ablesen, ebenso das Bordcomputer-Display.
Flott voran, aber keiner für die schnelle Tour
Also dann, Benziner mittels Knopf starten und los. Nach kurzen Zögern legt der hinreichend kultivierte Vierzylinder ab 2.000 Touren umso vehementer los und verlangt sogleich die nächste Übersetzung, da der erste Gang zwecks vereinfachten Anfahrens an Berg und Bremswirkung im Gefälle ausgesprochen kurz übersetzt wurde. Die Schaltung punktet zwar nicht mit kurzen Wegen, rastet aber präzise. Nach rund elf Sekunden ist die 100-km/h-Schwelle überschritten und der leer knapp 1,4 Tonnen schwere Viertürer strebt weiter munter voran. Da es bereits bei 130 km/h von Wind, Motor und Reifen einiges auf die Ohren gibt, belässt man es am besten bei diesem Tempo.

Am Platzangebot des bei unverändertem Radstand geringfügig auf 4,34 Meter verlängerten Duster haben wir dagegen nichts zu bemängeln. Seine kantige Form und dünne, blechern klingende Türen verhelfen ihm zu einer großzügigen Innenbreite. Zudem ist über den Köpfen noch ordentlich Luft nach oben. Zuspruch erhalten auch die großen Fensterflächen. So können Insassen nicht nur gut rausgucken, der Dacia lässt sich auch leicht einparken. Das neu eingeführte Kamerasystem mit vier Weitwinkelkameras ist somit kaum nötig.
Sehr gute Bremswerte für den Duster
Hinter der Heckklappe verbirgt sich der fast einen Meter breite Laderaum, der ohne Unterbodenfach auskommen muss, dafür aber mit einem Volumen von 411 bis 1.501 Litern aufwartet. Ohne Allradantrieb, der dem SUV übrigens auch eine Mehrlenkerachse beschert, wären es mindestens 445 Liter.

Der von Nissan zugelieferte Allradantrieb ist übrigens nicht zu verachten: Via Drehrad in der Mittelkonsole kann der Fahrer zwischen Frontantrieb, variabler Kraftverteilung zwischen vorn und hinten oder einer 50 : 50-Sperre (bis 80 km/h) wählen. Zudem gibt es eine Bergabfahrhilfe sowie eine mit Blechen geschützte Ölwanne. Da die Bodenfreiheit üppig (20 cm) und die Überhänge kurz ausfallen, kommt der Duster im Gelände weiter als manch teurer SUV. Der Hammer sind die Bremswerte: Schon nach 34,0 Metern steht der Dacia bei einer Vollbremsung aus 100 km/h – kräftiger verzögert auch kein Porsche Macan.
Lieber gemütlich als scharf um die Ecke
Ansonsten halten sich die fahrdynamischen Qualitäten in Grenzen. Weich abgestimmt, aber dennoch nicht mit hohem Fahrkomfort oder präziser Lenkung gesegnet, meistert der Duster schnelle Kurven stark untersteuernd mit deutlicher Seitenneigung. Ein früh eingreifendes ESP, Totwinkelwarner und erstmals verfügbare Kopfairbags sorgen für Sicherheit. Verkehrszeichenerkennung oder Adaptivtempomat sind aber nicht zu haben.
Wichtiger dürfte den meisten Kunden aber die Mischung aus Optik, Raumangebot und Preis sein – und darin ist der Neue noch besser als der Alte.
Dacia Duster TCe 125 4x4 Prestige | |
Grundpreis | 18.150 € |
Außenmaße | 4341 x 1804 x 1678 mm |
Kofferraumvolumen | 411 bis 1501 l |
Hubraum / Motor | 1197 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 92 kW / 125 PS bei 5250 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 179 km/h |
0-100 km/h | 11,1 s |
Verbrauch | 6,4 l/100 km |
Testverbrauch | 8,5 l/100 km |