Startknopf? Gibt es, ist aber a wie analog oder altmodisch. Der Q4 e-tron ist da hipper: Seine Sitzbelegungs-Sensorik gibt die Zündung frei, sobald eine Person mit Schlüssel in der Tasche den Fahrersitz belegt. Dann booten die Steuergeräte auch ohne Knopfdruck hoch und die vier Audi-Ringe im Instrumentarium signalisieren, dass der SUV startbereit wäre. Nun reicht es, den kleinen Schieber, der aus dem Armaturen-Aufbau spitzt, auf "D" zu ziehen. Und es kann losgehen.
Der alternative Startmodus kostet 950 Euro für den sogenannten Komfort-Zugang. Okay, denkt man sich, dafür verspricht dieses Gadget Bewunderung im Freundeskreis. Wie auch Augmented Reality: Sie spielt während der Zielführung Anweisungen ins Head-up-Display, welche das Abbiegen vereinfachen sollen. Auch so etwas dürfte beim Vorführen Staunen auslösen. Vielleicht aber auch Verwirrung, denn der blassbläuliche Richtungspfeil tanzt aufgekratzt durchs Panorama.
Ob einem das 2.930 Euro wert ist? Eher indirekt – fürs Head-up-Display mit seiner informativen Projektion auf die Frontscheibe, das es nur im Paket mit dem großen Navigationssystem gibt. Und mit Augmented Reality. Also zähneknirschend bestellen, den blauen Pfeil abschalten und auf ein Update hoffen.
Front- und Hinterradantrieb

Wir testen die Topmotorisierung 50 E-Tron Quattro zum Listenpreis von 53.600 Euro. Sie hat eine permanenterregte Synchronmaschine mit 150 kW sowie 310 Newtonmetern an der Hinterachse und eine Asynchronmaschine mit 80 kW beziehungsweise 162 Nm, welche die Vorderräder antreibt.
Zusätzlich kommen beim Testwagen 3.140 Euro für das S-line-Interieur mit den manuell verstellbaren Integralsitzen hinzu sowie das S-line-Exterieur für 1.400 Euro mit 20-Zöllern, außerdem das abgeflachte Lenkrad für 300 Euro. Aber keine dieser Optionen würden wir Ihnen unbedingt ans Herz legen.
Stattdessen für 100 Euro das Multifunktionslenkrad mit den beiden Schaltwippen, die drei Rekuperationsstufen befehligen, also das Umwandeln von Bremsenergie in Strom. Wer geschickt flippert, verzögert selten via Fußpedal. Weitere Tipps: die Rückfahrkamera (420 Euro), denn der Q4 ist wie nahezu alle SUV unübersichtlich. Und die Wärmepumpe (990 Euro), welche im Winter die Reichweite deutlich erhöht.
Statt des zum S-line-Exterieur gehörenden Sportfahrwerks hat der Testwagen adaptive Stoßdämpfer für 1.130 Euro extra. Sie sind schon in der konziliantesten Einstellung bemerkenswert straff, sodass der Audi über schlechte Straßen hoppelt und über Kanaldeckel poltert.
Früher hielt man das für sportlich. Heute scheinen wir wieder im Früher angelangt zu sein, denn der E-Tron ist nicht der erste E-SUV, der mit einer expliziten Abstimmung auffällt. Sie verspricht eine Fahrdynamik, welche die Realität nicht einlösen kann: Lenkt man den Allrad-Q4 freudvoll in enge Biegungen, dann bremst zunächst Untersteuern und in der Folge sogar das ESP die Laune ein.

Liegt es an den Eco-Reifen Bridgestone Turanza? An einer kopflastigen Allrad-Auslegung? An der Lenkung, die zunächst direkt anspricht, sich zu Seitenführungskräften aber nur unwillig äußert? Ohnehin stellt sich die Frage, wie dynamisch ein hoch bauender 2,2-Tonner wohl sein kann.
Bremsleistung lässt nach
Ein zweiter Kritikpunkt betrifft die Bremsleistung – sie lässt bei mehreren starken Verzögerungen in Folge nach. Freude kommt erst beim Vortrieb auf: Motiviert springt der schwere Wagen vorwärts, als wolle er hier Boden gutmachen. Wer in den vollen Genuss der 220 kW kommen möchte, sollte den Akku am besten frisch geladen haben – unter 88 Prozent Füllstand verweigert der Audi den bis zu 30-sekündigen Overboost von 25 kW. Andererseits rät der Hersteller, die Batterie im Sinne der Haltbarkeit nicht über 80 Prozent zu befüllen.
Leistungseinbrüche wie beim Tesla Model S (ams 24/2020) konnten wir auch nach mehrmaligem Beschleunigen nicht feststellen. Der E-Tron schiebt auch mit einem Batteriestand von 50 % noch immer imposant los und war nur drei Zehntelsekunden langsamer beim Sprint auf 100 km/h.
Als Dauerleistung garantiert Audi übrigens 77 kW, was vor allem Anhänger-Nutzer vor Alpen-Überquerungen interessieren dürfte. Wo wir schon beim praktischen Teil angelangt sind: Unter dem in der Höhe verstellbaren Ladeboden (330 Euro) lässt sich nach Ausbau zweier Steckverbindungen die Abdeckung des Gepäckraums einpassen und tief darunter, im Bunker unter dem Keller, das Ladekabel unterbringen. Da wäre es auf Urlaubsfahrten mit voller Beladung allerdings unerreichbar verstaut. Einen Extra-Stauraum unter der Fronthaube gibt es nicht.

Auch die Haken für Einkaufstaschen helfen im Alltag; sie wurden aus der Seitenwand geformt und sind scharfkantig. Unentgratete Kunststoffe finden sich zudem im Innenraum, etwa in den Türtaschen. Schon klar, das liegt alles nicht im primären Sichtbereich, dort brilliert der Audi mit hochwertigem Ambiente. Doch ein Premium-Anspruch sollte über den ersten Blick hinausgehen.
Was es zudem zu bedenken gilt, bevor man sich für den Q4 entscheidet: Er ist eben ein typischer SUV samt hoch gelegener Windschutzscheibe. Um diese zu säubern, ohne sich mit dem Oberkörper über die A-Säule zu legen, benötigt man einen Schemel. Und man braucht eine Verlängerung, um die Scheibe von innen bis in den letzten Winkel zu wischen, denn die trutzige Armaturenburg stellt sich dem Arm in den Weg. Sie beherbergt den Beamer-Spiegel-Komplex des Headup-Displays und das Infotainment-System samt zentralem Touchscreen.
Anders als beim VW ID.4 gibt es ausgelagerte Taster zur Bedienung der Klimaanlage; doch ohne den MMI-Dreh-Drück-Steller vergangener Audi-Tage samt Knöpfen für Hauptmenüs ist die Touch-Bedienung recht komplex. Vieles lässt sich via Spracheingabe erledigen; allein das System muss startbereit sein und dann kapieren, was der Fahrer möchte. Daran hapert es zuweilen.
Daten-Sammler
Will man Online-Dienste wie etwa Echtzeit-Verkehrsdaten nutzen, so darf man Audi im Privatsphäre-Menü nicht das Sammeln personenbezogener Daten untersagen. Wer sich bereits näher mit dem Thema Datenerhebung und -nutzung beschäftigt hat, wird hier wohl schlucken. Nach Vorbild von Tesla ist der Autofahrer gläsern, auch darüber lohnt es sich zu informieren, bevor man einen Kaufvertrag unterzeichnet.
Elektro-Neulinge sollten sich zudem mit den Antriebsprogrammen befassen: Im Range-Modus summt der Q4 mit maximal 90 km/h zur nächsten Ladesäule, während er in "Eco" immerhin Tempo 130 (bei Kickdown auch mehr) schafft. Um auf die maximal mögliche Reichweite von 493 Kilometern zu kommen, haben wir beide genutzt: "Range" auf der Bundesstraße mit Tempolimit bei 80 km/h und "Eco" auf der Autobahn. Lohn der Knauser-Fahrten waren sparsame 16,4 kWh/100 km.

Mit unserem Durchschnittsverbrauch von 25,2 kWh im Test kommt der Q4 321 Kilometer weit; wer zügig unterwegs ist, sollte mit etwa 230 km rechnen. All das gilt, wohlgemerkt, nur für jene, die ihren voll geladenen Akku stets komplett leer fahren.
Für einen vollen Ladehub an der Wallbox benötigt der E-Tron etwas länger als sieben Stunden und zieht dabei mit 11 kW. Deutlich schneller, nämlich in rund 70 Minuten, geht es an einer öffentlichen CCS-Station, die mindestens 125 kW abgibt.
Das setzt keine neuen Maßstäbe, wobei der Q4 E-Tron ohnehin kein Technik-Schmuck für wohlhabende Elektro-Nerds ist. Als Alltagsfahrzeug mit Platz für Familie und Gepäck spricht er vielmehr die gut situierte Mittelschicht an – jene, die sich einen E-Wagen mit Druck auf dem Kessel wünscht. Und für die ein Preis ab 45.625 Euro nach Abzug der E-Förderung von 7.975 Euro kein Grund für schlaflose Nächte ist.
Wer auf den Vortriebs-Kick verzichten kann, erhält den Q4 übrigens mit gleich großer Batterie, aber 150-kW-Hinterradantrieb für 6.100 Euro weniger. Für den 40 E-Tron gibt es sogar 9.570 Euro Förderung.
Bleibt die Frage, ob der kompakte E-Audi nun ein Premium-Produkt ist. Nicht durchgehend. Im Vergleich zu den Konzernbrüdern Skoda Enyaq und VW ID.4 legt er zwar bei Verarbeitung und Bedienung nach, leistet sich aber beim Federungskomfort und beim Bremsen in Folge Schwächen. Besonders nachdrücklich ist der Premium-Anspruch damit nicht formuliert.
Neu und Gebraucht
In dieser Rubrik finden Sie eine Übersicht zu verschiedenen Angeboten unserer Partner für den Audi Q4 e-tron.
Audi Q4 e-tron Barkauf, Leasing und Abo
Barkauf- und Leasing-Angebote bei Carwow.de ansehen
Leasing-Angebote bei Leasingmarkt.de ansehen
Audi-Modelle im Abo bei Finn.auto ansehen
Vor- und Nachteile beim Leasing gibt es hier in unserem Guide
Audi Q4 e-tron Finanzierung
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Beim Hersteller konfigurieren
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Audi Q4 50 e-tron Quattro | |
Grundpreis | 57.900 € |
Außenmaße | 4588 x 1865 x 1632 mm |
Kofferraumvolumen | 520 bis 1490 l |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h |
0-100 km/h | 6,1 s |
Verbrauch | 0,0 kWh/100 km |
Testverbrauch | 25,2 kWh/100 km |