Irre: 185.000 Dollar nicht genug für alten Land Cruiser

2:02 Min. • 05.10.2021

Toyota Land Cruiser FZJ 80 Auktion

In den USA wurde ein 1995er Land Cruiser versteigert, doch der Mindestpreis nicht erreicht – mit den gebotenen 185.000 Dollar war der Verkäufer nicht zufrieden.

"Bring a trailer", auf Deutsch sinngemäß mit "Bring lieber einen Transportanhänger mit", heißt eine beliebte Fahrzeug-Auktionsplattform in den USA. Doch statt automobilen Leichen stehen bei bringatrailer.com in aller Regel ziemlich abgefahrene, spleenige oder auch einfach nur seltene Autos im Schaufenster. Auf den hier beschriebenen Protagonisten, einen Toyota FZJ 80 aus dem Jahr 1995, trifft das zumindest aus hiesiger Sicht eher nicht zu. Dennoch waren die umgerechnet rund 160.000 Euro Höchstgebot dem Verkäufer nicht genug – das muss man erst einmal sacken lassen.

Die J8-Reihe des großen Land Cruiser Station war auch in Deutschland verhältnismäßig erfolgreich. Weniger der Benziner FZJ80, der zwar ebenfalls angeboten wurde, aber wegen seines beachtlichen Durstes nur sehr enthusiastische Kunden ansprach. Mehr jedoch sein Dieselbruder HDJ80, der als Konkurrent zu Range Rover und Mercedes G-Klasse vor allem dank seines bärigen und sehr zuverlässigen Sechszylinder-Diesel schnell Legendestatus erlangte. Jener Diesel war dann auch der Grund, warum der HDJ80 plötzlich aus Deutschland verschwand, weil praktisch der gesamte deutsche Bestand nach Osteuropa und Afrika verschleudert wurde. Doch das ist eine andere Geschichte.

Im Jahr 2018 landete der Toyota bei der kalifornischen Kult-Schmiede TLC, wo man sich eigentlich hauptsächlich der Restaurierung der klassischen J4 Land Cruiser widmet. Dem J8 gönnten die Fachleute dennoch die volle Aufmerksamkeit und verpassten dem Land Cruiser eine komplette "body off frame"-Restaurierung, bei der die Karosserie vom Rahmen getrennt und alle Bauteile akribisch aufbereitet werden. Im Zuge der Restaurierung kam auch das, was TLC ganz besonders gerne macht, der Umbau auf einen einheimischen V8-Motor. In diesem Fall der 6,2-Liter LS3 von General Motors, wo auch das 4L65E-Automatikgetriebe herstammt, 430 PS liefert der Achtzylinder.

Der Rahmen und alle weiteren relevanten Teile wie etwa die Achslenker wurden pulverbeschichtet. Achsseitig wurde auf australische Ware umgerüstet: Zwei Differentialsperren von ARB, das Fahrwerk von Old Man Emu, dazu Dämpfer der US-Marke Fox Racing. BF Goodrich-Geländereifen in der Erwachsenengröße 285/75-17 schmücken die Beadlock-Räder von Walker Evans, dazu gesellen sich Schwellerschutzrohre, LED Zusatzleuchten und ein aufwändiges Heckträgersystem für das feiste Ersatzrad.

Der Innenraum bekam eine Überarbeitung, die eingefleischte Land Cruiser-Enthusiasten etwas ratlos zurücklässt: Türen, Sitze und Lenkrad wurden mit dickem, genarbtem Büffelleder bespannt, was dem ganzen Ensemble ein bisschen den Look von "selbst gemacht" verleiht und sich nicht so ganz in die restliche japanische 90er-Jahre-Kunststofflandschaft fügen will. Im Original finden sich an dessen Stelle zurückhaltend graues Glattleder und hinreißendes Edelholzimitat aus Hartplastik im Stil der damaligen Zeit, das passt eindeutig besser zum Charakter des großen Cruiser. A propos bespannen: Der von TLC aufgebrachte Lack in der Originalfarbe silber war dem Vorbesitzer auch nicht ansprechend genug, weshalb das Auto schwarz foliert wurde.

Welchen exakten Preis sich der Besitzer für dieses Gefährt tatsächlich vorstellt, ist unbekannt. Die Auktion endete ergebnislos bei 185.000 Dollar unterhalb des Mindestgebotes.

Der Land Cruiser J8 war ohne Frage ein ganz hervorragendes Auto und erlangte speziell als HDJ80 auch bei uns so ein bisschen Kultstatus. Aber eine sündteure Pretiose war er nie. Wird er wohl auch nie sein, selbst wenn er einst H-Kennzeichen-fähig wird (was der hier beschriebene V8-Umbau eh nicht schaffen würde). Andere Länder, andere Sitten: Was die Amerikaner an diesem Modell so fasziniert, dass sie derartige Summen in einen noch nicht einmal besonders aufregend wirkenden Umbau-Cruiser investieren wollen, bleibt ein Geheimnis.

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