Porsche 911 GT3: Erstes DTM-Siegerauto restauriert

57 Sek. • 27.03.2023

Wiederinstandsetzung | Porsche 911 GT3 R - DTM 2022

Der große Traum endete mit einer Trümmerwüste. Nachdem das Team Bernhard und sein Pilot Thomas Preining mit Meisterschaftschancen zum DTM-Finale nach Hockenheim gereist war, zerstörte eine brutale Massenkarambolage im ersten Lauf jegliche Rest-Hoffnungen auf eine Überraschung. Zunächst überwog in der Familien-Truppe von Timo Bernhard allerdings die Sorge um den Piloten.

Der Österreicher hatte sich bei einem Mauerkontakt nach einem Missverständnis mit David Schumacher sowie einem weiteren Schlag von hinten verletzt. Eine Gehirnerschütterung und Prellungen am ganzen Körper machten kurzfristige Planungen hinsichtlich eines Ersatzfahrzeuges hinfällig. Ein Angebot hatte es hierzu aus dem Umfeld des Porsche Museums gegeben.

Projekt fast in Gefahr

Aus dem Austausch sollte stattdessen eine andere Rettungsaktion erwachsen. Nachdem sich das Museum für die Übernahme des Norisring-Siegerautos entschieden hatte, machten sich seine Mechaniker zusammen mit den Kollegen des Team Bernhard an die aufwendige Instandsetzung. Armin Burger, Koordinator Historischer Motorsport, erzählte im Rahmen der feierlichen Aufnahme vergangene Woche: "Es ist nicht alltäglich, in direkter Zusammenarbeit mit dem Einsatzteam ein Fahrzeug wiederaufzubauen."

Dabei mussten die Retter allerdings auf ein elementares Teil verzichten. Die mehrfache Kaltverformung hatte das Chassis zu stark beschädigt. Theoretisch hätte an diesem Punkt der Wiederaufbau sogar scheitern können, da diverse Kunden auf der Warteliste für Ersatzchassis standen und ein neues GT3-Modell schon in der Vorbereitung war. Auf der dicht besetzten Liste war glücklicherweise aber auch das Team Bernhard, welches zusätzliche GT-Projekte parallel betreut.

Dank dieser glücklichen Fügung konnte der Wiederaufbau anlaufen. Trotz des Chassis-Tauschs sollte die DNA des Gewinners aber nicht verwässert werden. "Unser Anspruch an die Instandsetzung des Fahrzeugs war es, so viele Teile von der Originalsubstanz wie nur möglich zu übernehmen", versicherte Armin Burger.

Norisring-Sieger spendet Organe

Abseits des neuen Skeletts entspricht der 911 GT3 R wie versprochen zu einem hohen Prozentsatz Originalteilen aus der alten Saison. So konnten die schraubenden Chirurgen zunächst den Kabelstrang, Steuergeräte, die Feuerlöschanlage, die Pedalerie und das Armaturenbrett 1:1 transplantieren. Danach folgten die Klimaanlage, Fahrwerks- und Karosserieteile sowie die Verrohrung.

Mit dem Motor und dem Getriebe wurde abschließend das Herz verpflanzt. Für die richtige Optik trägt Frankensteins Porsche auch die Originalfolierung samt Abnahmesticker vom Finale und das ursprüngliche, zerkratzte Dach. Timo Bernhard übernahm den emotionalen Roll-out des wieder fahrbereiten Museumsstücks in Weissach. Der Le-Mans-Sieger schwärmte: "Beim sogenannten Fire-up, dem Anlassen des Motors, hat das komplette Team Gänsehaut bekommen."

Vollgas statt Vollstauben

Die Fahrbereitschaft stand bei der Rettung im Mittelpunkt. Denn obwohl der in KÜS-Farben gehaltene GT3-Renner auch im Zuffenhausener Museum betrachtet werden soll, könnten Demofahrten regelmäßig die Rennrente unterbrechen. In diesem Jahr bietet das Jubiläum "75 Jahre Porsche Sportwagen" unter anderem einen passenden Anlass dafür.

Mehr Details