Modularer Querbaukasten von VW: Alles zum MQB

1:24 Min. • 23.06.2022

Der Modulare Querbaukasten beim VW Golf 7

Man soll mit Superlativen ja vorsichtig umgehen. Aber im Fall des Modularen Querbaukastens des Volkswagen-Konzerns ist durchaus einer angebracht: Als die Plattform im Juni 2012 mit dem damals neuen Audi A3 und kurz darauf in seinen Kompaktwagen-Ablegern aus Wolfsburg, Mlada Boleslav und Martorell (siehe Fotoshow mit allen MQB-Baureihen) auf den Markt kam, revolutionierte sie die Auto-Entwicklung und -produktion. Einen Unterbau, der vom Kleinwagen über ein Kompakt-SUV bis hin zum Minibus alle automobilen Größen und Darreichungsformen abdeckt, hat es bis dahin nicht gegeben. Nicht umsonst dient der MQB in dieser Hinsicht als Blaupause: Inzwischen sind alle großen Autokonzerne bestrebt, eine möglichst weitreichend skalierbare Plattform über mehrere Marken und so viele Modelle wie möglich zu streuen.

Die reinen Zahlen geben dem VW-Konzept recht: Seit 2012 wurden mehr als 32 Millionen Fahrzeuge auf dieser Plattform produziert – allein über 20 Millionen von ihnen trugen das VW-Emblem. Und schon diese Zahlen verdeutlichen den wirtschaftlichen Vorteil der mit dem MQB einhergehenden extremen Gleichteilestrategie: VW konnte mit dem MQB die Skaleneffekte maximieren. Was angesichts der in der öffentlichen Wahrnehmung aktuell deutlich präsenteren VW-Plattformen MEB (Modularer E-Antriebsbaukasten) und dessen Nachfolger SSP ("Scalable Systems Platform") gerne vergessen wird: Der MQB ist noch längst nicht am Karriereende angelangt. "Unsere MQB-Modelle werden wir in den kommenden Jahren weiterentwickeln", sagt Ralf Brandstätter, Chef der Marke Volkswagen Pkw. "Die nächste Generation macht noch mal einen Innovationssprung." Aber bevor es so weit ist, blicken wir erst einmal zurück und klären, was den Modularen Querbaukasten überhaupt auszeichnet – aus technischer und wirtschaftlicher Sicht.

Hinter der etwas kryptischen Bezeichnung "Modularer Querbaukasten" (kurz: MQB) verbirgt sich ein Plattformkonzept von Volkswagen, das die Fahrzeug-Entwicklung und -produktion über die VW-Konzernmarken Volkswagen, Audi, Skoda und Seat hinweg vereinheitlicht. So können alle Fahrzeuge, die auf dem MQB basieren, in den Werken des globalen VW-Fertigungsverbunds standardisiert und effizient gebaut werden. Ein weiteres Beispiel: Als die Produktion im Wolfsburger VW-Stammwerk von Golf VII auf VIII umgestellt wurde, ließen sich etwa 80 Prozent der bestehenden Anlagen im Karosseriebau weiternutzen.

Zum Einen bietet der Modulare Querbaukasten die Möglichkeit, neben den herkömmlichen Verbrennungsmotoren auch alternative Antriebe wie Erdgas, Hybrid oder Antriebskomponenten für Elektrofahrzeuge in identischer Lage einzubauen. Zum Anderen verbindet der MQB vereinheitlichte Technikmaße wie den Abstand zwischen Gaspedal und der vorderen Radmitte mit variablen Parametern, wie etwa beim Radstand, den Spurbreiten und den Radgrößen. Auf diese Weise kann der MQB also auf verschiedene Fahrzeuge und Segmente übertragen werden.

VW-Fahrzeuge sollen mit dem MQB mehr Platz im Innenraum, eine verbesserte Sicherheit, ein verringertes Gewicht und verbrauchsgünstigere Motoren erhalten. Ein grundlegendes Merkmal des MQB ist die Vorverlagerung der Vorderräder um bis zu vier Zentimeter (Kompaktklasse). Neben mehr Platz im Innenraum soll sich so auch der Insassen-Schutz weiter verbessert haben. Mit der Verwendung von gewichtsoptimierten Bauteilen wird außerdem das Fahrzeuggewicht gesenkt. Gegenüber ihren Vorgängern sollen die ersten MQB-Vertreter im Schnitt etwa 50 Kilogramm abgespeckt haben. Beim VW Golf VII sollen es im Vergleich zur sechsten Generation sogar knapp 100 Kilogramm gewesen sein.

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