
Für viele Arbeiten wie Reifenwechseln von Winter- auf Sommerreifen muss das Auto angehoben werden. Wir haben zehn Rangierwagenheber von 2 bis 3 Tonnen Tragkraft und einem Preis von knapp 23 bis 230 Euro im Praxistest ausprobiert.
Mal einen Blick unter das Fahrzeug werfen, Reifen wechseln, an den Bremsen arbeiten – in vielen Fällen ist es dabei notwendig, das Fahrzeug anzuheben. Früher waren die meisten Autos mit bordeigenen Wagenhebern ausgerüstet, heutzutage werden diese zunehmend durch Pannensets ohne Wagenheber verdrängt.
Für die Garage oder die heimische Werkstatt lohnt sich daher die Anschaffung eines Wagenhebers. Wir haben uns zehn vom Typ Rangierwagenheber angesehen. Rangieren bedeutet in diesem Zusammenhang aber nicht, eine aufgebockte Last spazieren zu fahren, sondern den Wagenheber leicht an die richtige Position rangieren zu können.
Produkttest
Rangieren
So wurde getestet
Unser Testfeld für den Praxistest reicht vom Unitec 10008 für rund 23 Euro bis hin zu zehn Mal so teuren Bahco BH 12000 für fast 230 Euro. Die gute Nachricht gleich vorab: Alle Probanden haben unseren Hubtest mit 1,6 Tonnen Traglast über 3 Stunden bestanden. Für die Praxis gilt aber: Ein Wagenheber soll den Wagen nur anheben und auch nur an Punkten, die der Fahrzeughersteller vorgibt (siehe Bedienungsanleitung des Autos). Wer am angehobenen Auto arbeiten möchte, muss es unbedingt mit Böcken abstützen und gegen Wegrollen sichern. Unterstellböcke gibt es im Paar bereits für um die 30 Euro. Zudem sollte nur auf ebenen, tragfähigen Flächen gearbeitet werden. Weitere Sicherheitsratschläge geben die Bedienungsanleitungen, die allen getesteten Wagenhebern beiliegen. Für ein gewisses Grundvertrauen in die Wagenhebertechnik sorgen zudem CE- oder TÜV-Prüfsiegel. Ohne Prüfsiegel heißt es: Finger weg!
Sicherheitshinweise
Tuning-Fans aufgepasst!
Wer ein Fahrzeug mit extremer Tieferlegung anheben möchte, sollte sich die minimale Höhe unserer Testkandidaten (s.u.) ansehen und beim eigenen Auto am besten in der Garage nachmessen. Zwar gibt es keine vorgeschriebene Bodenfreiheit von straßenzugelassenen Fahrzeugen. Die Dekra leitet aber aus Empfehlungen von Sachverständigen ab, dass ein Straßenfahrzeug 11 Zentimeter Bodenfreiheit haben sollte. Diese geringe Höhe unterbieten nur sechs der Wagenheber im Test.
Unsere getesteten Rangierwagenheber arbeiten alle mit einer Ölhydraulik. Der Hebelarm betätigt eine Hydraulikpumpe, die über ein oder zwei Zylinder den Hubarm samt Teller anhebt. Mit einem langen Hebelarm reduziert sich in der Regel der Kraftaufwand, dafür werden die Wege länger. Die zwei teuersten Heber im Test (Bahco BH 12000 und Rodcraft RH215) verfügen zusätzlich über ein Fußpedal, um den Leerweg das Tellers bis zum Fahrzeug schneller zu überbrücken, der Westfalia-Heber kontert mit einer Leerwegübersetzung, die den Hubarm mit wenigen Hüben ordentlich anhebt.
Wagenheber senken mittels zwei verschiedener Systeme
Splitten lässt sich das Testfeld in zwei Systeme. Die günstigeren Wagenheber setzen auf eine hydraulischer Pumpe und ein davon getrenntes Regulierungsventil, das mit der Hubstange betätigt wird. Die Passung liefern dabei wenig passgenau gepresste Profile oder eine Nut-Zapfen-Verbindung. Dabei gestaltet sich ein dosiertes Ablassen des Wagenhebers aber schwierig. Die Ventile reagieren unter Last oft nach dem Alles-oder-nichts-Prinzip. Ein dosiertes Ablassen ist quasi nicht möglich. Einfach gehalten sind auch die Fixierungen der Hubstangen an den Pumpenköpfen, die in der Regel mit einfachen Spreizstiften ausgeführt sind. Zudem glänzen hier die Mechaniken durchweg mit viel Spiel. So addiert sich zu vielen Hubbewegungen auch noch viel Leerweg.
Feinfühliger gehen die über die Hubstange direkt angesteuerten, integrierten Ventile zu Werke. Die mehrteiligen Hubstangen sind über Schrauben fest am Wagenheber fixiert. Die langen Hebel versprechen geringe Bedienkräfte und helfen beim Rangieren, brauchen aber mehr Platz.
Unterschiede bei den Hubtellern der Wagenheber im Test
Als weiteres Qualitätsmerkmal dürfen die Hubtellergrößen gelten. Bei kleinen Tellern, vielfach sogar ohne Gummiauflage und mit teilweise scharfen Kanten, besteht die Gefahr des Abrutschens. Große Teller sorgen für eine sichere, sanfte Auflage und eine gesunde Lastverteilung.
Beim Thema minimale und maximale Hubhöhe entscheidet der persönliche Bedarf. SUV-Modelle benötigen mehr Hubhöhe als Sportwagen. Bei den Sportlern kann dagegen die Mindesthubhöhe entscheidend sein, damit der Wagenheber unter den Schweller passt. Die notwendige Mindesthubhöhe bestimmt das lichte Maß zwischen Schweller und Boden. Wer sein Fahrzeug nicht nur an den Aufnahmepunkten am Schweller anheben möchte, sondern weiter innen am Unterboden profitiert von den Anpralldämpfern an den Hubstangen mancher Modelle, die die Karosserie bei unachtsamen Hubbewegungen schützt.
Extrem breit stellt sich das Testfeld auch beim Thema Größe und Gewicht auf. Der größte Wagenheber ist fast 75 cm lang und über 42 kg schwer, der kleinste im Feld kommt gerade mal auf 47 cm und knapp 9 kg. Dabei sind beide Probanden auf 2 Tonnen Nutzlast ausgelegt.
Fazit
Testsieger in unserem Praxistest ist der Wagenheber Bahco BH 12000 – mit dem höchsten Preis geht hier die beste Performance einher. Aber nicht jeder braucht einen Wagenheber auf Profi-Niveau und nicht jeder hat den Platz: Der Bahco ist gut 27 cm länger und satte 33 kg schwerer als etwa der günstige Unitec 10008. Unter dem Strich lassen sich gelegentliche Arbeiten am Auto auch mit dem günstigsten Heber im Testfeld (Unitec 10008) erledigen, der damit als Preis-Leistungssieger aus dem Praxistest hervorgeht.
Generell gilt: Wer mehr Zeit unter, als im Auto verbringt, oder Wert auf Langlebigkeit und höchsten Bedienkomfort legt, sollte zu den hochpreisigen Modellen aus unserem Test greifen. Was die Hubkraft angeht: 2 Tonnen sind für nahezu alle herkömmlichen Pkw und selbst Kleintransporter ausreichend. Wer doch mehr Hubkraft benötigt, findet im Testfeld auch Heber mit bis zu 3 Tonnen (Güde GRH 3/470) – allerdings dürfte bei so schweren Fahrzeugen auch mehr Hubhöhe als die gebotenen 47 cm gefordert sein.
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