Rimac möchte noch in diesem Jahr zirka 700 neue Mitarbeiter einstellen und gleichzeitig den Aufbau einer Serienproduktion für Elektrofahrzeuge vorantreiben. Das kostet viel Geld, was aber kein Problem zu sein scheint: Große Investoren haben großes Vertrauen in die Zukunft von Rimac. So schießen der japanische Technologie-Investor Softbank, die US-Investitionsbank Goldman Sachs und auch Porsche insgesamt 500 Millionen frische Euro in das Unternehmen. Der Anteil von Porsche ist mit einer Summe im zweistelligen Millionenbereich dabei anscheinend erheblich kleiner als der von mindestens einem der anderen beiden Investoren. Ein großer Teil des jetzt eingesammelten Geldes ist für Rimacs Zuliefersparte Rimac Technology vorgesehen. Dieser Konzernteil beliefert andere Autohersteller mit Batterien und weiteren Elektro-Komponenten.

Porsches Anteil an der Rimac Group bleibt bei 20 Prozent, der am Joint-Venture Bugatti Rimac bleibt ebenfalls unverändert bei 45 Prozent. Haupteigentümer ist nach wie vor Unternehmensgründer Mate Rimac, der das auch bleiben möchte. Einem Börsengang teilte Rimac im Zuge der Investorenrunde eine klare Absage – er plane längerfristig, mit einem Zeithorizont von 100 Jahren. Für einen Börsengang sei es noch viel zu früh – dafür brauche Rimac mindestens einen jährlichen Umsatz von einer Milliarde Euro. Aktuell setzen die Kroaten eine halbe Million Euro pro Jahr um. Mate Rimac verweist in diesem Zusammenhang auf Unternehmen, die mit Versprechen, die sie nicht halten konnten, früh an die Börse gegangen und dann gescheitert sind.
Joint-Venture Bugatti Rimac
Zum zweiten November 2021 hatte Rimac den Start des Joint Ventures Bugatti Rimac verkündet. In der neuen Konstellation ist der kroatische Elektro-Hypercar-Pionier Mate Rimac nun CEO und hält 55 Prozent von Bugatti, während Porsche mit 45 Prozent der Anteile als strategischer Gesellschafter fungiert. Oliver Blume und Lutz Meschke ziehen in den Aufsichtsrat des neu aufgestellten Firmen-Konstrukts ein, der bisherige Bugatti-Chef Stephan Winkelmann hat sein Amt parallel niedergelegt und fokussiert sich künftig wieder auf Lamborghini. Bugatti-Co-Geschäftsführer Christophe Piochon bleibt dagegen an Bord und arbeitet künftig als Chief Operating Officer von Bugatti Rimac weiter. Der ehemalige Chef-Ingenieur von McLaren, Emilio Scervo, übernimmt den Posten des Chief Technology Officers. Hauptsitz des Joint Ventures ist fortan Sveta Nedelja in Kroatien, die Produktionsstätten von Bugatti (in Molsheim) und Rimac (in Zagreb) bleiben bestehen, beide Marken sollen eigenständig fortgeführt werden.

Erste Gerüchte über einen möglichen Verkauf von Bugatti an Rimac kamen im Spätsommer 2020 auf. In den darauffolgenden Monaten konkretisierten sie sich, was auch auf offiziellen Aussagen der Verantwortlichen fußte. Porsche-Chef Oliver Blume betonte beispielsweise gegenüber der "Automobilwoche", dass Rimac und Bugatti technologisch gut zusammenpassen. Gleichzeitig wünschte sich Blume im Frühjahr 2021, dass das Bugatti-Verkaufsgeschäft zwischen VW und Rimac schnell zustande komme.

Rimac hat auf dem Gebiet elektrischer Supersportwagen bereits Erfahrungen gesammelt. Neben Porsche gehören noch zwei chinesische Unternehmen zu den wichtigsten Anteilseignern, 51 Prozent hält der Firmengründer Mate Rimac. Der wurde unlängst im elsässischen Molsheim gesehen, wo der Bugatti Chiron in Handarbeit aufgebaut wird. Der 32 Jahre alte Kroate soll beeindruckt gewesen sein. Rimac ist seit Jahren von einem kleinen Elektrosportwagen-Bauer zu einem der führenden Spezialisten in Sachen E-Mobilität, Leistungselektronik und Batterietechnik aufgestiegen. Neben der Kooperation mit Porsche arbeitet Rimac bei der Lade- und Plattformtechnik mit dem Hyundai/Kia-Konzern zusammen.
Rimac Nevera vs. Bugatti Chiron
Aber auch eigene Sportwagen legt das in Sveta Nedelja ansässige Unternehmen auf. Nach dem Concept 1 ist der neue Nevera das Aushängeschild der Kroaten. Das Hypercar verfügt über einen 1.914 PS starken Elektroantrieb. Die Fahrleistungen sind beeindruckend: Für den Spurt auf 100 Sachen gehen 1,85 Sekunden ins Land. Die Höchstgeschwindigkeit des Zweisitzers liegt bei Tempo 412. Seine Energie erhält der Rimac Nevera aus einer 120 kWh großen Batterie, die per Schnellladung in 19 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen ist. Die Reichweite liegt bei 550 Kilometern nach WLTP.

Mit ähnlichen Fahrleistungen, wenn auch aus einem 8,0 Liter großen und 1.500 PS starken W16, kann auch der Bugatti Chiron aufwarten, der in der 300+-Edition zwischenzeitlich das schnellste Auto der Welt darstellte: 482,8 km/h wurden auf der VW-Teststrecke in Ehra-Lessin im September 2019 gemessen. Als Serienmodell kommt der Chiron auf 420 km/h und spurtet in 2,4 Sekunden auf Tempo 100, wobei der Sechzehnender 516 Gramm CO2 ausstößt. Werte, die auch im extrem spitzen Supersportwagen-Käufermilieu nicht mehr lange zu ignorieren sind.
Bugatti will zweite Baureihe – mit E-Antrieb
Bereits seit Monaten gibt es Gerüchte über eine zweite Baureihe aus der Molsheimer-Sportwagen-Schmiede. Eine Limousine und ein SUV wurden ausgeschlossen. Bugatti-Boss Winkelmann sprach jedoch davon, man müsse sich mit der Möglichkeit befassen, "Bugatti als Marke weiterzuentwickeln." Entsprechend steht ein elektrisches Modell im Raum, dass Fortschritt und Innovation transportieren soll statt reiner Schadstofffreiheit.
Im Interview mit dem Focus erklärt er unlängst: "Ich glaube, Bugatti ist bereit für ein zweites Modell und dies sollte ein Fahrzeug sein, das dem Unternehmen etwas wirklich Neues bringt, nicht nur ein weiterer Hyper-Sportwagen wie der Chiron. Eine andere Karosserieform …" Man habe eine Idee für einen Karosseriestil, den es auf dem heutigen Markt nicht gebe, so Winkelmann. "Wenn wir vom Vorstand unseres Konzerns grünes Licht erhalten, um mit dem zweiten Modell fortzufahren, werden wir diese Richtung verfolgen." Es werde dann eine komplette Neuentwicklung. "Wenn wir das zweite Modell bekommen, sollten wir zum elektrischen Antrieb übergehen. Ich denke, dass ein BEV (batterieelektrisches Fahrzeug) eine bessere Lösung ist als ein Hybridantriebssystem."
Wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, sollen in einem zweiten Schritt weitere VW-Konzernmarken auf dem Prüfstand stehen. Dazu gehören angeblich Lamborghini, Bentley, Ducati, Italdesign und Seat, das in Cupra übergehen und höher positioniert werden soll.