Der aufstrebende vietnamesische Hersteller Vinfast möchte in Deutschland ein Werk für die Produktion seiner Elektroautos errichten. Aktuell suchen die Vietnamesen gemeinsam mit der Berliner Handelsberatung GTAI (Germany Trade and Invest) nach einem geeigneten Standort. GTAI ist der Nachfolger der Bundesagentur für Außenwirtschaft (bfai), die bundeseigene GmbH ist dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWi) zugeordnet und hat bereits Tesla bei der Suche nach seinem Produktionsstandort im brandenburgischen Grünheide beraten. Die Vinfast-Verantwortlichen betonen, dass es bei ihrer Standortsuche nicht nur um die Produktion, sondern auch um die Entwicklung von Elektroautos geht.
Deutscher Standort wichtiger Baustein
Der Aufbau einer Fahrzeugfertigung in Deutschland ist für Vinfast ein essenzieller Bestandteil seiner Europa-Strategie. Die Produktion soll nachhaltig und von Effizienz sowie robusten Lieferketten geprägt sein.

Vinfast Elektroautos kommen aus Deutschland
Zwei deutsche Standorte sind in der näheren Auswahl – Vinfasts neue Chefin Le Thi Thu Thuy hat sie zusammen mit Ex-Vinfast-Chef Michael Lohscheller ausgesucht. Welche Standorte das genau sind, gibt der vietnamesische Hersteller noch nicht bekannt. Aktuell betreibt Vinfast ein unter seinem damaligen amerikanischen Chef James de Luca in hohem Tempo aufgebautes Werk im vietnamesischen Hai Phong. Dort entstehen unter anderem die von Verbrennungsmotoren angetriebenen und speziell für den lokalen Marke bestimmten Modelle Lux A2.0 und Lux SA2.0, die auf den BMW 5er (Baureihe F10) und dem BMW X5 (Baureihe F15) basieren – die Produktion seiner Verbrennungsmotor-Modelle stellt Vinfast allerdings bereits in diesem Jahr komplett ein. Die neuen Elektromodelle VF 5, VF 6, VF 7, VF 8 und VF9 sollen in Deutschland entstehen.

Von Anfang an auf deutsche Qualität ausgerichtet
Das nach Tesla mit seiner Gigafactory 4 im brandenburgischen Grünheide ein zweiter ausländischer Hersteller eine Fahrzeugproduktion in Deutschland etablieren möchte, überrascht nur auf den ersten Blick. Bereits bei dem Aufbau seines Stammwerks in Vietnam hat Vinfast großen Wert auf eine Ausrüstung durch deutsche Zulieferer gelegt. Auch die werkeigene Lehrwerkstatt arbeitet nach deutschem Vorbild und mit Ausbildern aus Deutschland. Der Aufbau eines Werks direkt in Deutschland ist ein konsequenter Schritt, den offenbar hohen Qualitätsanspruch der Vietnamesen in der Realität umzusetzen. Dabei lässt sich Vinfast anscheinend weder vom vergleichsweise hohen deutschen Lohnniveau noch von den Begleiterscheinungen rund um den Aufbau der Tesla Gigafactory beirren. Tesla musste sich während der Bauphase mit Protesten von Anwohnern und Umweltschützern auseinandersetzen, die sich um die örtliche Flora und Fauna sowie die lokalen Wasserreserven Sorgen gemacht haben. Inzwischen fährt die Gigafactory Berlin-Brandenburg mit vorläufigen Genehmigungen ihre Serienproduktion hoch.

Rückkehr – als Arbeitgeber
Für Vietnam ist der Aufbau eines deutschen Autowerks auch ein Moment der Rückkehr im besten Sinne: In der ehemaligen DDR arbeiteten bereits zirka 60.000 vietnamesische Gastarbeiter. Oft erledigten sie klaglos die härteren und schmutzigeren Jobs, die die DDR-Industrie in zahlreichen veralteten Produktionsanlagen zu bieten hatte. Unter anderem waren die vietnamesischen Arbeiter an der Produktion des Trabant 601 beteiligt. Jetzt kommt Vietnam nach Deutschland zurück – dieses Mal als Arbeitgeber für die Herstellung hochmoderner Elektroautos.

Vielleicht mit Batteriewerk
Bis 2024 ist ein weiteres Vinfast-Werk in den USA geplant – dort entsteht auch eine Batteriezellen- und Akkuproduktion. Beim für 2025 geplanten deutschen Werk ist zwar so eine Batteriezellen- und Akkuproduktion wahrscheinlich, aber noch nicht endgültig beschlossen. Eine große Batteriefabrik soll unter dem Namen VinES auf einem zunächst acht Hektar großen Gelände in der vietnamesischen Wirtschaftszone Vung Ang entstehen. Die dafür vorgesehenen Investitionen betragen 173,7 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet zirka 153,2 Millionen Euro). Auch die Entwicklung der für Busse und Pkw vorgesehenen Lithiumionen-Batterien soll vor Ort stattfinden.

Bis zu einer Millionen Akkus jährlich
In der erste Produktionsphase ist ein Ausstoß von jährlich 100.000 Batterien vorgesehen. In Phase zwei soll sich der Ausstoß auf eine Millionen Batterie-Packs verzehnfachen. Den Verantwortliches ist es wichtig, dass der komplette Prozess der Batteriefertigung inklusive Gießen, Schweißen und Packen der Akkus in der Fabrik stattfindet, um eine möglichst hohe Kontrolle über die Fertigungsqualität zu haben und um neueste Entwicklungen direkt umsetzen zu können. Die Fertigung soll zu 80 Prozent automatisiert und mit hochmodernen Werkzeugen und Robotern aus Europa erfolgen.
In unserer Bildergalerie zeigen wir die Bilder vom Aufbau des ersten Vinfast-Werks in Vietnam, dass seit 2019 Fahrzeuge produziert.