Jeff Bezos, Gründer von Amazon und einer der reichsten Männer des Planeten, hat heimlich in das Elektrofahrzeug-Startup Slate Auto investiert, wie das Nachrichtenportal TechCrunch meldet. Slate Auto, mit Sitz in Michigan, wurde 2022 gegründet und hat sich zum Ziel gesetzt, einen erschwinglichen zweisitzigen Elektro-Pickup für rund 25.000 US-Dollar zu produzieren. Als Massenproduktions-Elektrofahrzeug soll dieses Modell in die Fußstapfen des Ford Model T oder des VW Käfer treten und E-Mobilität erschwinglich machen.
Kurz nachdem diese Nachricht die Runde gemacht hatte, ist ein erstes Bild des künftigen Billig-Pick-up aufgetaucht. Auf der Plattform Reddit veröffentlichte ein User das Bild eines grauen Pick-ups, der in Kalifornien auf einem Autotransporter steht. Das Portal TechCrunch bezieht sich auf Insider-Infos bei Slate Auto, die bestätigen, dass es sich hierbei um einen Prototyp des geplanten Fahrzeugs handelt. Nachdem die Gerüchteküche in den USA gerade kräftig rumort, gibt es vom Start-Up Slate Auto inzwischen eine Information, dass am 24. April Details zu dem geplanten Projekt veröffentlicht werden sollen.
Zweitürer-Pick-up
Der "abgeschossene" Pick-up weist einige interessante Details auf. Erkennbar ist, dass die Ladefläche nicht als separates Bauteil ausgeführt ist, was auf die Verwendung einer Skateboard-Plattform statt eines Leiterrahmens hinweist. Die hohen Fensterflächen und die vordere Dachform der zweisitzigen Kabine haben Ähnlichkeiten mit früheren Range Rover-Modellen, das glattflächige Design ist betont schnörkellos und klassisch, es weckt Erinnerungen an den Jeep Comanche aus den 1980er Jahren.

In den 1980er Jahren hatte Jeep den Comanche im Programm, ein Derivat des damaligen Cherokee. Konzeptionell ähnelt der Comanche dem aktuellen Projekt von Slate Auto.
Slate Auto ist nach den ersten Veröffentlichungen in die Offensive gegangen und hat sich in den USA mit einem mächtigen Medienpartner verbündet. Das Nachrichtenportal Newsweek durfte eine Tarnfolie designen, in die Slate Auto einen Prototyp des neuen Elektro-Pick-up eingekleidet hat. Zwei Teaserbilder wurden veröffentlicht, eines zeigt einen Ausschnitt der Front, ein weiteres die Seitenansicht des Hecks.
Einfaches Design
Der Slate Pick-up ist mit einfachen Rundscheinwerfern ausgestattet, die minimalistische Frontgestaltung erinnert an den Amazon-Lieferwagen Rivian EDV-700 (siehe Bildergalerie). Kein Schnickschnack, stattdessen geradliniges Design mit klaren Kanten und glatten Flächen. Das Detailbild des Hecks verrät außer der Platzierung der Ladeklappe nicht viel, erkennbar ist allenfalls die senkrecht aufragende Heckklappe ohne Styling-Eskapaden.
Die Verbindung zwischen Bezos und Slate Auto wird durch mehrere Quellen und Dokumente belegt, die den Milliardär mit dem Start-up in Verbindung bringen. Slate ging aus einem anderen von Bezos unterstützten Unternehmen hervor, Re:Build Manufacturing, und hat seit seiner Gründung mehrere hundert Mitarbeiter eingestellt, darunter viele von Ford, General Motors, Stellantis und Harley-Davidson. Neben Bezos sollen auch andere US-Milliardäre wie Mark Walter, Hauptbesitzer der LA Dodgers und CEO von Guggenheim Partners, sowie Thomas Tull, ein führender Investor von Re:Bild Manufacturing, in Slate Auto investiert haben.
Milliardäre investieren
Dabei geht es offenbar zunächst um – für die Verhältnisse im Autogeschäft – relativ überschaubare Summen. Im Jahr 2023 sammelte Slate Auto in einer Finanzierungsrunde mindestens 111 Millionen US-Dollar ein, an der Bezos beteiligt war. Slate Auto plant, die Produktion seines Elektro-Pickups bis Ende 2026 in einer Produktionsstätte in der Nähe von Indianapolis, Indiana, aufzunehmen. Ob das Unternehmen eine bestehende Fabrik erworben oder eine neue gebaut hat, ist derzeit unklar.
Generell lässt sich Slate aktuell nicht in die Karten schauen. Auf der Firmen-Homepage kann man sich lediglich für einen Newsletter registrieren, weitere Infos gibt es nicht. Dafür sucht das Unternehmen erkennbar nach Spezialisten aus der Autoindustrie und der Fahrzeugentwicklung. So gibt es Job-Angebote unter anderem für Fahrwerksentwickler, Designer oder Einkäufer.
Ein solches Engagement ist in der aktuellen Marktsituation mit durchwachsener Nachfrage nach Elektroautos zumindest mutig. Nicht zuletzt haben in den vergangenen Jahren zahlreiche ambitionierte Start-ups aus dem Elektroauto-Segment letztlich die Segel streichen müssen, was für ein erhebliches Risiko bei einer solchen Planung spricht. Bestes Beispiel ist das Start-up Rivian, das nur durch eine Milliarden-Investition von Volkswagen überlebt hat.
Amazon bestellt 100.000 E-Lieferwagen
Rivian ist auch für Milliardär Jeff Bezos nicht neu. Bereits 2019 investierte Amazon 700 Millionen US-Dollar in das Elektroauto-Start-up und bestellte 100.000 elektrische Lieferwagen, um die eigene Lieferflotte zu elektrifizieren (siehe Bildergalerie).
Derzeit sind keine spezifischen technischen Details zum Elektro-Pick-up von Slate Auto öffentlich verfügbar. Das Unternehmen hält Informationen zu Leistung, Reichweite, Batteriekapazität und Ladezeiten unter Verschluss. Angesichts dieser Tatsache wirkt die Ankündigung, bereits Ende 2026 mit dem Serienauto in Produktion zu gehen, einigermaßen sportlich. Allerdings ist man auch das aus der Elektroauto-Start-up-Szene bereits gewohnt. Genaueres wissen wir am 24. April. Für dieses Datum hat Slate Auto eine offizielle Vorstellung des Projekts angekündigt.