Es gab eine Zeit, da waren Teslas sehr beliebt in Deutschlands Firmen-Fuhrparks. Führungskräfte und Außendienstler erhielten mit Model 3, Model Y und Co. praktische sowie reichweitenstarke Autos, die einerseits bezahlbar waren und andererseits staatlich gefördert wurden, sei es über die direkte Kaufprämie (bis Ende 2023) oder weiterhin über eine vergünstigte Dienstwagenbesteuerung. Hinzu kam das Image des fortschrittlichen E-Autos-Pioniers, der auf die jeweilige Firma abstrahlte, womit diese automatisch als modern wahrgenommen wurde.
Zurückhaltung bei den Flottenbetreibern
Doch seit geraumer Zeit lässt sich bei Tesla ein Rückgang bei den gewerblichen Zulassungen beobachten – ein Faktor, der entscheidend zur generellen Absatzflaute des Herstellers beiträgt. Dass es sich dabei nicht nur um eine gefühlte Wahrheit handelt, untermauern nun Zahlen der "Deutschen Automobil-Treuhand" (DAT). Und die sollten Tesla sowie Elon Musk zu denken geben. Der Marktbeobachter führte Gespräche mit 117 Fuhrparkleitern und fragte diese zu ihrer aktuellen Haltung bezüglich der Marke ab – mit ernüchterndem Ergebnis für den Hersteller.
Demnach erklärten 35 Prozent der Flottenchefs, die Beschaffung von Tesla-Fahrzeugen grundsätzlich zu überdenken. Weitere acht Prozent berichten davon, dass es Dienstwagenberechtigte gebe, die ihren Tesla zurückgeben wollen. Dagegen gaben 58 Prozent der Befragten an, dass sie ihre Entscheidungen weiterhin unabhängig von der Person Elon Musks treffen würden.
"Andere Wahrnehmung im Markt"
"Die Aussagen der Fuhrparkleiter im aktuellen DAT-Barometer zeigen, dass sich auch diese im Automobilmarkt wichtigen Multiplikatoren Gedanken über die Beschaffung von Tesla-Fahrzeugen in ihren Fuhrparks machen", sagt Martin Weiss, Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung, bei "Spiegel Online". Die Aktivitäten von Elon Musk hätten dazu geführt, dass die Marke eine andere Wahrnehmung im Markt erfahre. "Hinzu kommt: Andere Anbieter haben aufgeholt, was die Technologie betrifft. Tesla war in vielen Bereichen Pionier, das ist nicht mehr so."
Tesla-Chef Elon Musk steht aktuell mit seiner politischen Haltung in der Kritik. Seit Sommer 2024 unterstützte er offen den republikanischen Kandidaten für die US-Präsidentschaft Donald Trump. Im Zuge dessen offenbarte er eine teils extrem neoliberale bis hin rechtsnationale politische Haltung. Seit Trumps Wiederwahl und Amtseinführung im Januar 2025 bekleidet Musk zudem offizielle politische Ämter, was zu einer fragwürdigen Verzahnung seiner wirtschaftlichen Interessen mit politischen Entscheidungen führt. Hinzu kommen öffentliche Sympathiebekundungen für rechte Parteien oder Politiker im Ausland. Diese Gemengelage sorgt dafür, dass sich immer mehr Kundinnen und Kunden von Tesla abwenden – nicht nur private, sondern auch gewerbliche.
Fahrende Visitenkarten
Da die Autos ihrer Flotte für Firmen meist fahrende Visitenkarten sind, wächst bei vielen Unternehmen die Skepsis gegenüber Tesla und Elon Musk. Sie wollen nicht mit dem zunehmend schlechten Image des Autobauers und von dessen Chef in Verbindung gebracht werden. Denn immer mehr Menschen verbinden die Marke Tesla nicht mehr vorrangig mit hochwertigen Elektroautos, sondern mit dem sich radikalisierenden Firmenchef Elon Musk. "Viele Geschäftsführer und Manager haben das Gefühl: Mit einem Tesla kann man nicht mehr vorfahren", sagt ein auf den An- und Verkauf von Tesla-Fahrzeugen spezialisierter Gebrauchtwagenhändler bei "Spiegel Online".
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Tesla-Skepsis bei vielen großen Firmenkunden bereits vor Elon Musks politischem Outing wuchs. So stießen beispielsweise einige Autovermieter ihre E-Auto- und speziell ihre Tesla-Flotten bereits 2023 und 2024 in großem Umfang ab. Hauptursache dafür war Teslas volatile Preispolitik, in deren Zuge der Hersteller die Tarife seiner Neuwagen stark verbilligte oder riesige Rabatte gewährte, was in der Folge die Preise für gebrauchte Teslas enorm drückte. Das machte Tesla-Modelle für diese Firmen unwirtschaftlich. Besonders dann, wenn die Autos zuvor von den Vermietern und Co. noch zu hohen Preisen in die Flotten integriert wurden.
Tesla kein verlässlicher Partner
Tesla wurde für diese Großkunden als nicht verlässlicher Partner wahrgenommen – und sie begannen, dem Autobauer den Rücken zuzukehren. Leasing-Anbieter waren von diesem Problem ebenfalls stark betroffen. Diese versuchen, den Wertverlust über besonders hohe Leasingraten auszugleichen, was die Integration von Tesla-Fahrzeugen in Firmenflotten jedoch finanziell immer unattraktiver macht.
Hinweis: Im Video nach dem zweiten Absatz und in der Fotoshow über dem Artikel stellen wir Ihnen das Facelift für das Tesla Model Y ("Project Juniper") vor.