Gepanzerte Cybertrucks für US-Regierung: Kuchen für Tesla – Krümel für BMW

Gepanzerte Cybertrucks für US-Regierung
Kuchen für Tesla – Krümel für BMW

08/2024 Archimedes Defense/Unplugged Performance Tesla Cybertruck
Foto: Archimedes Defense/Unplugged Performance

Die US-Regierung unter dem neuen Präsidenten Donald Trump hat ein Dokument zu für das Haushaltsjahr 2025 geplanten Beschaffungen veröffentlicht. Darin enthalten ist eine Absichtserklärung, gepanzerte Tesla-Fahrzeuge im Wert von 400 Millionen Dollar (aktuell umgerechnet zirka 383,7 Millionen Euro) zu kaufen.

Ein konkretes Tesla-Modell ist in der Absichtserklärung nicht genannt. Es gibt Umbauer, die Tesla-Modelle panzern – so bietet Armormax aus dem US-Bundesstaat Utah eine nachträgliche Panzerung des Model S an. Allerdings erfüllen diese Nachrüst-Panzerungen nicht die hohen Schutzklassen, wie sie Hersteller anbieten, die schon bei der Konstruktion des Fahrzeugs eine gepanzerte Variante mit einplanen. VR 10 (VR: Vehicle Resistance) ist die aktuell höchste Beschussklasse für Zivilfahrzeuge – der Mercedes-Maybach S 680 Guard erfüllt sie. Bei Tesla gehen viele Experten davon aus, dass für eine ernsthafte Panzerung aktuell nur der Cybertruck infrage kommt.

Cybertruck ab Werk ungepanzert

Der Elektro-Pick-up Cybertruck ist serienmäßig mit bis zu drei Millimeter dicken Edelstahlplatten ummantelt, was seine Blechpartien vor Beschuss mit leichter Munition von geringer Durchschlagskraft schützt. Die Türspalte oder die Fenster sind ungeschützt – entgegen Teslas Marketing-Aussagen ist also auch der Cybertruck ab Werk ungepanzert. Aber seine durch die plattenförmigen Blechpartien und geraden Fenster gebildete eckige Form scheint sich immerhin gut für ein nachträgliches Panzern zu eignen. Die dafür nötigen Fahrwerksverstärkungen sollten einfach umsetzbar sein, zumal in den USA bereits Cybertruck-Umrüstungen mit Heavy-Duty-Zwillingsreifen-Hinterachse unterwegs sind. Dass ausgerechnet Tesla den Auftrag bekommen soll, sorgt in den USA für heftige Diskussionen – schließlich ist Tesla-Chef Elon Musk der engste Einflüsterer von US-Präsident Donald Trump.

08/2024 Archimedes Defense/Unplugged Performance Tesla Cybertruck
Archimedes Defense/Unplugged Performance

Musk ist im Weißen Haus angestellt – als Chef der einflussreichen Abteilung Department of Government Efficiency (DOGE), die den US-Regierungsapparat verschlanken und somit kostengünstiger gestalten soll. Als am Mittwoch, dem 12. Februar abends die Absichtserklärung zur Beschaffung der Fahrzeuge online in Umlauf kam, enthielt das Dokument einen Hinweis auf Tesla als Lieferanten. Wie NPR berichtet, hat jemand dieses Dokument um 21:12 Uhr Ortszeit bearbeitet – danach war der Hinweis auf Tesla verschwunden. Rachel Maddow von MSNBC hatte bereits über die Absichtserklärung berichtet, woraufhin Musk ein wütendes "Hey @Maddow, warum die Lüge?" auf X postete.

Mögliche Interessenkonflikte

Aktuell sollen weder das US-Außenministerium noch Elon Musk zu Nachfragen auf das Thema antworten. Musk hat Trump in dessen Wahlkampf mit zirka 250 Millionen Dollar (240 Millionen Euro) unterstützt. Die von ihm geleitete DOGE-Abteilung soll zu teure oder überflüssige Bundesverträge aufspüren und im Sinne von Kostenreduktion behandeln. Musk leitet sechs Unternehmen, von denen beispielsweise Tesla und SpaceX bereits Multimilliarden-Dollar-Verträge mit der US-Regierung geschlossen haben. Einige Experten warnen vor möglichen Interessenkonflikten, in die Musk als Regierungs-Mitarbeiter geraten könnte.

Die Preise des von Tesla nicht in Europa angebotenen Cybertrucks beginnen in den USA bei 80.000 Dollar (76.784 Euro). Ende 2023 gab es auf den extrovertiert designten Pick-up noch Wartezeiten, jetzt versucht Tesla den anscheinend schleppenden Absatz mit Rabatten anzukurbeln. 2024 gingen laut Cox Automotive 38.965 Cybertrucks an Kunden.

Kleiner Auftrag für BMW

In dem Bundesbehörden-Dokument sind auch andere Autohersteller genannt, die ebenfalls mit Aufträgen rechnen können. So soll beispielsweise BMW SUVs im Wert von 40 Millionen Dollar (38,39 Millionen Euro) liefern. Auch dieser Auftrag dürfte lukrativ sein – hat aber nur ein Zehntel des Umfangs, den der vermeintliche Tesla-Auftrag hat.