Studie zu Geisterfahrern: Oft verwirrte Senioren

Studie zu Geisterfahrern
Falschfahrer oft verwirrte Senioren

Falschfahrer oft verwirrte Senioren
Foto: Hersteller

Warum Menschen auf der Autobahn zu Geisterfahrern werden und welche Maßnahmen helfen könnten und welche versagen – damit beschäftigt sich eine jetzt von der Unfallforschung der Versicherer (UDV) vorgestellte Studie.

Aktuelle Maßnahmen helfen nur wenig

In Deutschland kommt es auf Autobahnen jährlich zu rund 2.000 Falschfahrten. Unfälle durch diese Geisterfahrten sind dabei allerdings eher selten. Wenn es aber zum Crash kommt, dann endet der für Beteiligte oft tödlich. Für das Jahr 2021 ermittelte die Studie 83 Geisterfahrerunfälle auf Straßen außerhalb geschlossener Ortschaften, dabei kamen 24 Autoinsassen ums Leben. Das zeigt, dass Unfälle infolge von Falschfahrten selten sind, wenn es aber zum Crash kommt, sind die Folgen oft schwerwiegend.

Nach der Auswertung von Polizeiakten, Gutachten und medizinischen Berichten zu 224 Falschfahrer-Unfällen aus den Jahren 2002 bis 2022 zieht UDV-Chef Siegfried Brockmann ein klares Resümee: "Die Ergebnisse sind erschreckend und zeigen, dass wir bisher unsere Hoffnungen auf Maßnahmen gesetzt haben, die nur begrenzt Wirkung entfalten können."

Senioren sind oft verwirrt

Falschfahrten geschehen eher an den Wochenenden, nachts und bei geringer Verkehrsdichte. Geführt werden die Fahrzeuge meist von älteren, männlichen Personen ohne Begleitung. Die Falschfahrer selbst sind unter anderem emotional instabil, weisen eine niedrige Selbstkontrolle auf, haben ein leicht unterdurchschnittliches Sicherheitsbewusstsein und ein unzureichendes Risikobewusstsein. Außerdem spielen Alkohol und Betäubungsmittel eine Rolle.

Die häufigsten Ursachen für Falschfahrten auf der Autobahn sind ein Einfahren auf die Autobahn über eine falsche Spur (Ausfahrt) und das Wenden im fließenden Verkehr. Oft verlassen Geisterfahrer auch Rastplätze in die falsche Richtung. Die Auswertung zeigt aber auch, dass Männer mit 79,3 Prozent wesentlich häufiger als Frauen Falschfahrten begingen, die in einem Unfall endeten. Besonders auffällig ist, dass knapp die Hälfte (48,1 %) aller Falschfahrer über 65 Jahre alt sind. Die genauere Analyse zeigt hier die über 75-Jährigen als größte Gruppe. Während hier vor allem Demenz, Verwirrung oder andere Beeinträchtigungen als Hauptursache für Falschfahrten erkannt wurden, ist bei jüngeren Fahrern oft Alkohol im Spiel, oder Flucht vor der Polizei spielt eine Rolle.

46 % fahren bewusst in die falsche Richtung

Erschreckend hoch ist der Anteil der bewusst verursachten Falschfahrten, die immerhin 45,9 Prozent aller untersuchten Falschfahrten ausmachten und überwiegend durch jüngere Fahrer erfolgten. Hierzu zählen die bereits erwähnte Flucht vor der Polizei, aber auch suizidale Absichten.

Als mögliche Änsätze gegen Falschfahrten sieht die Studie eine veränderte Infrastruktur, eine angepasste Fahrzeugtechnik sowie eine weitere Sensibilisierung der Verkehrsteilnehmer. Denkbar wären beispielsweise klarer gekennzeichnete oder baulich getrennte Auf- und Ab- sowie Ein- und Ausfahrten. Aber auch die Autos selbst könnten mit modernen Techniken eine mögliche Falschfahrt erkennen und dagegen einschreiten sowie andere Fahrzeuge warnen. Eine besonders schnelle Marktdurchdringung versprechen allerdings App-basierte Systeme, die allerdings nur Warnungen verbreiten können.

Wer mit einer Geisterfahrermeldung auf seiner Strecke konfrontiert wird, sollte äußerst rechts und nicht schneller als 80 km/h fahren, nicht überholen und das Warnblinklicht einschalten. Wer versehentlich selbst zum Falschfahrer wurde, sollte möglichst rasch auf dem Standstreifen stehenbleiben, das Warnblinklicht einschalten und Hilfe rufen.