Die Stiftung Vinci Autoroutes gehört zum gleichnamigen französischen Autobahnbetreiber, von daher darf man ein gewisses Eigeninteresse am Thema Verkehrssicherheit unterstellen. Dennoch ist das Ergebnis der alljährlichen Studie, die nun in der 2019er Auflage vorliegt, durchaus spannend.
Im Auftrag der Stiftung befragte das Marktforschungsinstitut Ipsos mehr als 12.000 Menschen in ganz Europa zu ihrem eigenen Fahrverhalten und zu ihren Eindrücken vom Fahrverhalten anderer Verkehrsteilnehmer. Die Ergebnisse sind zum Teil überraschend, belegen jedoch auch einen Trend zur Risikominimierung. Und zeigen außerdem, was mancher schon geahnt haben mag: dass sich die Europäer in ihrem Verhalten auf der Straße sehr deutlich unterscheiden.
Höfliche Briten, hupende Spanier
So ist das Risiko, von einem pöbelnden Autofahrer aus dem Wagen gezerrt zu werden, in Polen am höchsten – 36 Prozent der befragten Fahrer in Polen bekennen sich dazu (Deutschland: 17 Prozent). Die ausdauerndsten Schimpfer (71 Prozent) sitzen hingegen in Griechenland hinter dem Steuer, während Spanier ihren Frust im Verkehr durch penetrantes hupen zum Ausdruck bringen (66 Prozent).

Ihre eigene Fahrweise bewerten die Autofahrer hingegen überwiegend positiv. So empfinden sich die deutschen Autofahrer als die aufmerksamsten im Vergleich, während die Briten, Achtung Klischee, sich als die mit Abstand höflichsten Fahrer des Kontinents einordnen. Das Klischee als Raser, welches sich die deutschen Autofahrer besonders gerne anheften, bekommt allerdings in diesem Jahr neue Hauptdarsteller: In Frankreich, Schweden und Polen gestanden 92 Prozent der Befragten, gelegentlich das Tempolimit zu missachten.
Auch interessant: 61 Prozent der Franzosen sind Blinkmuffel, 76 Prozent der Deutschen fahren auf dreispurigen Autobahnen bewusst in der mittleren Spur, auch wenn rechts frei ist und erschreckende 12 Prozent der polnischen Autofahrer bekennen sich dazu, auch schon mal in der Zeitung oder einem anderen Dokument zu lesen, während sie hinter dem Steuer sitzen.
Ob es an der Ehrlichkeit der befragten Griechen (und der entsprechenden Unehrlichkeit in anderen Ländern) liegt oder nicht, die Hellenen nehmen im Straßenverkehr ziemlich unrühmliche Spitzenplätze ein: 48 Prozent setzen sich auch übermüdet hinter das Steuer, abenteuerliche 24 Prozent, wenn sie zuviel Alkohol getrunken haben (Deutschland: 5 Prozent), 13 Prozent der Griechen fahren auch schon einmal völlig betrunken mit dem Auto und vier Prozent unter Drogeneinfluss.
Nach den Auswirkungen des eigenen Fahrverhaltens befragt, liegen die Griechen ebenfalls in Führung: 17 Prozent der befragten Autofahrer in Griechenland hatten schon ein Unfallerlebnis wegen der Handynutzung am Steuer, 13 Prozent unter Alkoholeinfluss.