Der Stellantis Aufsichtsratsvorsitzende John Elkann scheint begeistert von den Möglichkeiten, die sich durch die Fusion von FCA und PSA ergeben könnten. Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters sagte der Manager, mit dem größeren Konzern habe man nun bessere Möglichkeiten, nachdem in den vergangenen Jahren nicht so viel in Alfa Romeo und Lancia investiert werden konnte, wie eigentlich gewünscht war. Kommt nun also der große Geld-Segen für die angeschlagenen Marken? Möglicherweise, denn offenbar sollen Alfa und Lancia zusammen mit den französischen Kollegen von DS ins Premium-Segment überführt werden. Umgekehrt bedeutet das allerdings einiges an struktureller Arbeit.

Um beispielsweise der Marke Alfa Romeo ein Premium-Image zu verpassen, bedarf es einiger Umstrukturierung. Aktuell bieten die Italiener mit Giulia und Stelvio zwar zwei Fahrzeuge zum Premium-Preis an, doch im Vergleich mit der Konkurrenz müssen sie sich bei ihren Eigenschaften meistens geschlagen geben. Hochwertigkeit kommt eben nicht nur vom Design allein. In der Pipeline wartet nun der Kompakt-SUV Tonale auf seinen Startschuss. Doch er startet in ein hart umkämpftes und gut besetztes Segment. Ob da Platz für Premium-Anspruch bleibt, wird sich zeigen.
Mehr als ein Premium-Kleinwagen?
Lancia backt dagegen kleine Brötchen. Das Portfolio umfasst derzeit lediglich den Ypsilon. Einen Kleinwagen, der ausschließlich in Italien verkauft wird. Glamouröse Limousinen wie Thesis und Thema sind längst Geschichte. Auch hier wirkt das Premium-Label spontan deplatziert, denn Kleinwagen sprechen üblicherweise eine preissensitive Zielgruppe an. Allerdings steht Lancia als jahrelang von Fiat sträflichst vernachlässigte Marke besser da als Alfa: Lancia verkauft vom Ypsilon bereits das zweite Jahr in Folge mehr in Italien als Alfa von seiner kompletten Modellpalette in der ganzen Welt.

Dass es Stellantis ernst meint mit Lancia, verdeutlicht eine wichtige Personalie: Jean-Pierre Ploué, zuvor in zentraler Position im FCA- und Stellantis-Konzern als Designer aktiv, verantwortet künftig allein die Formgebung der Lancia-Modelle. Im Turiner Design-Zentrum soll der Franzose zusammen mit einem kleinen Team die Renaissance der – O-Ton – "ikonischen" Traditionsmarke gestalterisch vorantreiben. Dass Ploué nun allein für Lancia zuständig ist, könnte dafür sprechen, dass die Zukunft des Herstellers aus mehr Modellen besteht als nur einem Kleinwagen.
Bleibt DS extravagant?
Die französische Marke DS bewegt sich von Haus aus schon dichter an der Premium-Materie. Besonders der gerade vorgestellte DS 9 macht einen luxuriösen Eindruck. Allerdings übersetzt DS "Premium" auch gerne mit "Extravaganz". Kreative Formensprache und eigenwillige Cockpits sind zwar ein Alleinstellungsmerkmal; allerdings eines, das nicht ausschließlich Fans einbringt, sondern polarisiert.

Doch offenbar haben sie bei Stellantis Pfeile im Köcher, die wir aktuell noch nicht zu sehen in der Lage sind. Derzeit stellen immer mehr Hersteller, gerade im Premium-Bereich, dem Verbrenner den Renteneintritt in Aussicht. Stellantis hat für die drei hier genannten Marken bislang nur ein Elektroauto (DS 3 Crossback E-Tense) und einige Hybrid-Varianten in petto. Andererseits gilt der Premium-Markt nach wie vor als der aussichtsreichste Wachstumsmarkt.