"Unkonventionell" ist wohl das Adjektiv, welches auf Sono Motors in den vergangenen Jahren am ehesten zutrifft. Das gilt auch für die neueste Meldung zum vor kurzem beerdigten Solarauto aus München: Der CEO von Sono Motors, Laurin Hahn, bietet das Projekt auf dem Business-Netzwerk LinkedIn zum Verkauf an. Das gab es in der Automobilindustrie so auch noch nicht.

Zum Verkauf steht demnach nicht nur die Entwicklungsarbeit in Form von Konstruktionsdaten, auch die bisher gefertigte Hardware könnte der geneigte Käufer übernehmen. Da hat sich in den sechs Jahren seit der ersten Projektvorstellung im Sommer 2017 einiges angesammelt – Werkzeuge, Komponenten und eine Handvoll Prototypen gehören ebenfalls ins Paket. Verkauft wird außerdem sämtliche Software in nicht näher genanntem Entwicklungsstand, wie zum Beispiel für das Infotainment-System.
Die App funktioniert bereits
Nachdem der Sion vorrangig als Carsharing-Modell geplant war, wurde hierzu eine entsprechende App designt, die laut Laurin Hahn "bereits funktionierend" sei. Zusätzlich würden dem potenziellen Käufer alle Kostendaten und Gesamtinformationen zum Fahrzeugprogramm übergeben. Der Zugriff auf das bisher etablierte Lieferantennetzwerk sei ebenfalls geplant, falls die jeweiligen Lieferanten zustimmen.
In dem Beitrag, den Hahn mit dem Aufruf "Teilen Sie diesen Beitrag mit jemandem, der interessiert sein könnte!" beendet, wird zudem angedeutet, dass Teile der bisherigen Entwicklungsmannschaft bei einem Verkauf des laut Sono Motors "weltweit ersten erschwinglichen Solar-Elektrofahrzeugs" gerne weiter an dem Projekt arbeiten möchten.
Sono Motors hatte mit einer ersten offiziellen Vorstellung des Projekts im Sommer 2017 für gewisses Aufsehen gesorgt, speziell mit einem sehr ambitionierten Zeit- und Kostenplan. Die ersten Ankündigungen, binnen zwei Jahren ein serienfertiges Auto für 16.000 Euro plus Akkukosten anbieten zu können, brachten dem frisch gegründeten Unternehmen binnen eines Jahres rund 5.000 Vorbesteller ein, die mit ihren Anzahlungen die weitere Entwicklungsarbeit unterstützten.

Das selbst gesetzte Zeitlimit wurde mehrfach "gerissen", aus dem angekündigten Serienstart im Jahr 2019 wurde zuletzt ein möglicher Produktionsbeginn im Jahr 2024, begleitet wurden die Verschiebungen von mehreren Finanzierungsrunden bei Investoren und interessierten Vorbestellern. Der Börsengang im Jahr 2021 brachte keine entscheidende Hilfe. In einem aktuellen Investorenprospekt gibt Sono Motors Erlöse von rund 142 Millionen Euro aus dem IPO an. Seit dem Start im November 2021 hat die Aktie allerdings rund 96 Prozent an Wert verloren und aktuell Pennystock-Status.
Anzahler sollen ihr Geld zurückbekommen
Für die nach eigenen Angaben über 45.000 Vorbesteller, von denen Sono Motors Anzahlungen eingesammelt hat, soll "die Rückzahlung in verschiedenen Raten einschließlich eines Bonus über die nächsten zwei Jahre, beginnend mit der ersten Rate im Mai 2023" erfolgen, schreibt Sono Motors in einem Elektroauto-Forum. Für rund 300 Mitarbeiter von Sono Motors ist die Reise jedoch vorerst zu Ende. Und auch hier kommt wieder die Bezeichnung "unkonventionell" zum Einsatz: Auf Twitter teilte Laurin Hahn ein Excel-Sheet mit Namen, Position und Kontaktdaten von 169 Mitarbeitern, die auf der Suche nach einem neuen Job sind.