Die Struktur des Brückenbauwerks ist vor allem durch Salzeintrag erheblich geschädigt worden – die Sanierung bzw. der Neubau soll bis zu drei Jahre dauern, in dieser Zeit wird der Verkehr einspurig in beide Richtungen geführt, um die bestehende Brücke statisch zu entlasten. Die Bauarbeiten für die neue Luegbrücke beginnen voraussichtlich im Frühjahr 2025, sobald alle behördlichen Genehmigungen vorliegen.
Erste Kritik an der Verkehrsführung auf der Luegbrücke
Bereits am 4.1.2025 zeigten sich die Auswirkungen der neuen einspurigen Verkehrsführung: Stundenlang standen Urlauber und Ausflügler in einem bis zu zehn Kilometer langem Stau. Wie RAINews berichtet, läuft nun der Südtiroler Hoteliers- und Gastwirteverband (HGV) Sturm gegen den Fahrtenkalender, der nur an Tagen mit besonders starken Verkehrsaufkommen eine zweispurige Lösung anbietet – so etwa Ende Januar.
"Angesichts der aktuellen Situation und der kilometerlangen Staus auf der Südtiroler Seite rufen wir die Verantwortlichen der ASFINAG (österreichische Infrastrukturgesellschaft; Anm.d.Red.) dazu auf, den Fahrtenkalender, welcher die Tage festlegt, an denen zweispurig über die Luegbrücke gefahren werden kann, dringend zu überarbeiten, um den Verkehrsfluss über den Brenner zu garantieren, und stundenlange Staus zu verhindern", so der HGV-Präsident Manfred Pinzger.
In den vergangenen Wochen habe es von Seiten der Tiroler Politik und der ASFINAG-Verantwortlichen geheißen, dass es lediglich an wenigen Tagen zu größeren Verkehrsbehinderungen kommen würde. "Diese Aussage ist bereits nach wenigen Tagen widerlegt", kritisiert Pinzger.
"Eine Brücke, die am 31. Dezember noch doppelspurig befahrbar war, sollte auch eine Woche länger noch ohne Bedenken nutzbar sein. Es gibt keine rationale Erklärung, wieso dieses verkehrsreiche Wochenende nicht noch nach altbewährtem Schema abgewickelt wurde, anstatt von einem auf den anderen Tag die Kapazität über den Brenner zu halbieren", so Pinzger.
Auch für die Zukunft sieht der HGV-Chef schwarz, an ein erfolgreiches Wirtschaften sei in Anbetracht des drohenden Verkehrschaos nicht zu denken.
Temporäre Verkehrsführung
Während der Bauphase wird die Verkehrsführung auf der Luegbrücke angepasst:
- Einspurige Verkehrsführung: Ab Anfang 2025 wird der Verkehr dauerhaft einspurig in beide Richtungen geführt, um die bestehende Brücke zu entlasten.
- Temporäre Zweispurigkeit: An Tagen mit erhöhtem Verkehrsaufkommen wird eine innovative Verkehrsführung eingerichtet, bei der schwere Fahrzeuge über 3,5 Tonnen auf die innere, linke Spur wechseln. Pkw können beide Spuren nutzen. Diese Regelung greift an rund 170 Tagen Richtung Süden und 160 Tagen Richtung Norden.
Ein Kontrollsystem überwacht die Einhaltung dieser Regelung. Fahrzeuge über 3,5 Tonnen, die sich nicht an die Spurvorgaben halten, werden automatisch abgeleitet und korrekt eingewiesen.

Bauphasen der Luegbrücke
Das Projekt ist in drei Phasen unterteilt:
- Errichtung eines neuen Tragwerks: Neben der bestehenden Brücke wird ein neues Tragwerk errichtet. Nach der Fertigstellung kann der Verkehr auf das neue Bauwerk verlegt werden.
- Abriss der bestehenden Brücke: Nach der Verkehrsverlagerung wird die alte Luegbrücke abgetragen.
- Fertigstellung der neuen Infrastruktur: Im letzten Schritt wird ein zweites Tragwerk errichtet, wodurch künftig der Verkehr zweispurig in beide Richtungen fließen kann.
Um die Auswirkungen der Bauarbeiten auf die Verkehrsteilnehmer und Anwohner zu minimieren, wird ein umfassendes Maßnahmenpaket umgesetzt:
- Einführung einer Section Control zur Geschwindigkeitsüberwachung.
- Temporäre Lkw-Fahrverbote an rund 15 Tagen im Jahr 2025.
- Zusätzliche Schrankenanlagen, um Anrainer vor Durchzugsverkehr zu schützen.
- Ausbau des Verkehrsmanagements mit neuen Anzeigesystemen.
- Förderung des Schienenverkehrs durch erhöhte Kapazitäten.
Warum keine Tunnel-Lösung?
Untersuchungen der österreichischen Infrastrukturgesellschaft ASFINAG haben ergeben, dass eine Tunnellösung an dieser Stelle der Brennerautobahn erhebliche Nachteile mit sich bringt. Unter anderem würde ein Tunnel zu einer verstärkten Belastung der umliegenden Gemeinden führen, etwa durch Ausweichverkehr. Gegen einen Tunnel sprechen zudem, dass die Verkehrszahlen eine regelmäßige Blockabfertigung erforderlich machen, was zu zusätzlichen Staus und Verzögerungen führt. Außerdem besteht ein erhöhtes Risiko von Lkw-Bränden oder Pannen, die in Tunneln oft zu vollständigen Sperrungen führen. Aus lärmtechnischer Sicht gibt es ebenfalls keine zwingende Notwendigkeit für einen Tunnel.
Ein weiterer Nachteil sind die langwierigen behördlichen Verfahren. Für eine Tunnellösung müssten alle Planungs- und Genehmigungsschritte, einschließlich Umweltverträglichkeitsprüfungen, neu begonnen werden. Erfahrungsgemäß würde dieser Prozess 10 bis 15 Jahre in Anspruch nehmen.