Am 8.Juni 2022 teilte Avtovaz mit, dass man die Produktion bei Lada wieder aufgenommen hat. Das erste Modell, das wieder gefertigt wurde, war der Lada Granta. Der rollt allerdings mit deutlich reduzierter Ausstattung an, da wegen der westlichen Sanktionen sehr viele zuvor importierte Ersatz- und Bauteile nicht mehr verfügbar sind. Laut Medienberichten sind kein ABS, keine Airbags und auch kein elektronisches Notrufsystem verfügbar. Die Antriebskombination aus einem 90-PS-Benziner und einem manuellen Schaltgetriebe soll maximal Euro 2-Vorgaben entsprechen.
Neustart für Granta, Niva und Largus
Das neue Lada-Management betont aber, dass der neue Granta in Wagenfarbe lackierte Türleisten, eine Heizung, elektrische Fensterheber vorn, elektrische Servolenkung, ISOFIX-Befestigungspunkte, Tagfahrlicht, Bordcomputer, Zentralverriegelung, eine Radio-Vorrüstung mit vier Lautsprechern und 14-Zoll-Stahlräder mit Zierkappen mitbringt. Optional sollen 15-Zoll-Leichtmetallfelgen zu haben sein. Ebenfalls wieder in Produktion ist seit dem 11. Juli 2022 der Lada Granta Cross – quasi die höhergelegte Crossover-Variante des Granta. Am 13. Juli 2022 folgte dann die Ankündigung, dass auch der legendäre Niva wieder gebaut wird. Ebenfalls bereits eingeplant ist die Neuauflage das Lada Largus. Der soll aus dem Ersatzteilbestand gefertigt werden. Rund 1.800 Exemplare werden angepeilt. Die ersten davon sollen bereits Anfang August 2022 verfügbar sein.
Renault trennt sich Avtovaz
Rückblende: Mitte Mai 2022 hatte Renault mitgeteilt, dass 100 Prozent der Anteile an Renault Russia an die Stadt Moskau und die 67,69 Prozent große Beteiligung an Avtovaz an den NAMI-Konzern (Zentralinstitut zur Förderung von Automobil- und Motorenbau) abgegeben wurden. Die Vereinbarung sieht für Renault eine Rückkaufoption für Avtovaz vor, die die Franzosen unter bestimmten Bedingungen innerhalb der nächsten sechs Jahre einlösen können. Ein Kaufpreis wurde offiziell nicht genannt. Medienberichte kolportieren aber die symbolische Summe von einem Rubel. Renault bestätigt hingegen offiziell, dass eine Abschreibung von fast 2,2 Milliarden Euro auf die russischen Geschäfte fällig werde.
Moskau will Moskwitsch wiederbeleben
Die Entscheidung sei schwierig, aber notwendig gewesen, erklärte damals Renault-Chef Luca de Meo. Man übernehme damit Verantwortung für die 45.000 Angestellten in Russland, für die Gruppe insgesamt und erhalte sich die Option, in einem anderen Kontext nach Russland zurückzukehren.
Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin kündigte an, dass in den nun übernommenen Renault-Anlagen mit technologischer Unterstützung durch Kamaz künftig das sowjetische Kultauto Moskwitsch wieder produziert werden solle – zunächst als Verbrenner, später dann auch als Elektroauto. Bis zum Beginn des Krieges in der Ukraine hatte Renault in dem russischen Werk Autos der Marken Renault und Nissan produziert. Seit Ende März standen allerdings die Bänder still.
Renault könne, so erklärte der russische Industrie- und Handelsministers Denis Manturow bereits im April, die Avtovaz-Anteile innerhalb der nächsten fünf bis sechs Jahre zurückkaufen, allerdings müssten dann russische Investitionen in Avtovaz abgegolten werden. "Hier gibt es keine Geschenke", sagte Manturow.
Erst 2016 hatte die Renault Group die Mehrheit an Avtovaz übernommen, als Minderheitsbeteiligter ist der russische Staatskonzern Rostec an Bord, der von Sergej Teschemesow, einem Vertrauten des russischen Präsidenten Wladimir Putin, geleitet wird.
Russischer Markt wichtig für Renault
Der russische Markt (siehe Fotoshow) hat für Renault enorme Bedeutung: Für die Renault-Gruppe ist er der zweitgrößte Markt. Kein Wunder, ist Lada 2021 mit über 350.000 abgesetzten Modellen Marktführer. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr mehr als 1,6 Millionen Fahrzeuge in Russland verkauft. Die Allianz aus Avtovaz mit Lada sowie Renault, Nissan, Mitsubishi, Infiniti und Datsun hat dort einen Marktanteil von 33,8 Prozent mit über 563.000 Modellen.
Zum Vergleich: Platz zwei belegte 2021 Kia mit einem Anteil von 12,3 Prozent gefolgt von VW mit 11,9 Prozent. An der Spitze der Verkaufsstatistik stand der Lada Vesta mit rund 113.000 Fahrzeugen sowie auf Platz zwei der Lada Granta mit rund 111.000 Modellen. Der Lada Niva erreichte mit mehr als 51.000 Autos Platz sechs und der Lada Largus landete auf Platz zehn mit fast 40.000 Fahrzeugen. Renault, Nissan und Lada konnte in die Top 25 der Zulassungsstatistik insgesamt zwölf Modelle platzieren.
Erst Anfang 2021 hatte Renault in seiner großen Renaulution-Strategie angekündigt, bis 2024 in Russland vier neue Modelle auf den Markt zu bringen. Dabei sollte Lada eng mit Dacia verbandelt und Synergien genutzt werden. Entsprechend sollte der Niva technisch auf der Plattform des Duster aufbauen. Auch ein größeres Modell als Lada-Version des Dacia Bigster sollte es geben.