Das Bundeskartellamt hat Porsches Einstieg beim angeschlagenen Batteriehersteller Varta seinen Segen erteilt. Der schwäbische Nobelhersteller darf "eine nicht-kontrollierenden Beteiligung an der Varta AG" und die "Mehrheit der Anteile an und die Alleinkontrolle über die V4Drive Battery GmbH" erwerben. "In unserer fusionskontrollrechtlichen Prüfung ging es nur darum, ob das Vorhaben wettbewerbliche Bedenken hervorruft. Die können wir ausschließen", sagte Andreas Mundt, der Präsident des Bundeskartellamtes. Porsche erhalte keine Kontrolle über Varta, insbesondere keine Vetorechte im Hinblick auf strategische, geschäftspolitische Entscheidungen.
Am 4. März 2025 hat der Sportwagenbauer schließlich die Übernahme vollzogen. Damit ist Sportwagenhersteller neuer Mehrheitseigner der Gesellschaft, Varta bleibt mit einer Minderheitsbeteiligung ohne operativen Einfluss am Unternehmen beteiligt. Im Zuge der Übernahme wird das Unternehmen von V4Drive wird in V4Smart umbenannt. Der Namenswechsel soll unterstreichen, dass der potenzielle Einsatz der Hochleistungszellen deutlich über den Automotive-Bereich hinausgeht. Neue Kundengruppen für Ultra-Hochleistungs-Lithium-Ionen-Rundzellen sollen erschlossen werden.
Die Zellen der V4Smart kommen derzeit bereits als Booster-Zellen in den 911 GTS-Modellen bei Porsche zum Serieneinsatz. Die Produktion der Boosterzellen findet aktuell am Standort Ellwangen statt. Die dortige Produktionsanlage wurde bereits maßgeblich unter Mitwirkung der Porsche zur Serienreife gebracht. Ab voraussichtlich April sollen die Rundzellen zusätzlich auf einer neuen Anlage am Standort Nördlingen gefertigt werden.
Bis Ende 2025 plant das Unternehmen rund 375 Arbeitsplätze an beiden Produktionsstandorten aufzubauen und dabei eine Vielzahl an Mitarbeitern aus der Varta-Gruppe zu übernehmen.
Der deutsche Batteriehersteller Varta hatte zuvor eine wesentliche Sanierungsvereinbarung mit seinen Gläubigern getroffen, bei der Porsche als strategischer Partner eine Schlüsselrolle spielt. Die Vereinbarung sieht eine Reduzierung der Schulden von Varta von 485 Millionen Euro auf zunächst 200 Millionen Euro vor. Porsche und der Varta-Hauptaktionär Michael Tojner wollen gemeinsam eine Kapitalspritze von 60 Millionen Euro in das Unternehmen einbringen, während die Gläubiger weitere 60 Millionen Euro als besicherte Darlehen bereitstellen sollen.
Porsche will eigene Batteriezellen produzieren
Bereits 2021 erhielt Varta einen ersten Auftrag von Porsche. Der Sportwagenbauer verfolgt seit einigen Jahren das Ziel, eigene Batteriezellen zu produzieren, und hat dafür 2021 die Batterietochter Cellforce gegründet. Cellforce baut derzeit eine Pilotanlage in Reutlingen mit einer Kapazität von bis zu 1,3 Gigawattstunden und prüft eine Erweiterung auf über 20 Gigawattstunden an einem weiteren Standort.
Unabhängig von der V4Drive-Übernahme beabsichtigt Porsche auch weiterhin, eine Beteiligung an der Varta AG zu erwerben, um die baden-württembergische Varta AG-Gruppe auf ihrem Sanierungspfad zu unterstützen. Diese Transaktion ist noch nicht vollzogen.