Die meisten deutschen Autohersteller verzeichneten 2024 auf dem Heimatmarkt – teils starke – Absatzeinbrüche. An Porsche scheint die aktuelle Branchenkrise allerdings einfach abzuprallen. Anders als Konzernmutter Volkswagen und -schwester Audi melden die Zuffenhausener bei den Neuzulassungen in Deutschland für das vergangene Gesamtjahr nämlich ein üppiges Plus. Mit 36.097 Autos haben die Schwaben exakt zehn Prozent mehr Einheiten verkauft als 2023. Damals wurden laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) nur 32.832 Porsche-Neuwagen zugelassen.
911 schlägt Cayenne knapp
Größter Erfolgstreiber ist wenig überraschend der Cayenne. Bei ihm betrug der Zuwachs fast 60 Prozent. Wer nun glaubt, der Oberklasse-SUV sei der meistverkaufte Porsche in Deutschland, sieht sich vom 911 allerdings eines Besseren belehrt. Der im vergangenen Jahr umfassend aufgefrischte Sportwagen-Klassiker gewann das Duell gegen seinen schwergewichtigen Bruder allerdings denkbar knapp mit einem Vorsprung von lediglich 19 Neuzulassungen (siehe Tabelle weiter unten im Artikel). Zudem sei erwähnt, dass der Cayenne eine von nur zwei Baureihen war, bei der es 2024 keinen Generationswechsel oder zumindest ein tiefgreifendes Facelift gab. Das nennt man wohl organisches Wachstum.
Ein bisschen anders ist die Lage beim Porsche Panamera, dessen dritte Generation im Frühjahr 2024 auf den Markt kam. Hier dürfte der Modellwechsel das Wachstum um starke 48 Prozent befeuert haben. Zweideutig ist das Bild bei Porsches kleiner Sportwagen-Baureihe 718. Während der Boxster seine Neuzulassungszahlen nach oben pushen konnte, musste der Cayman einen Rückgang verkraften. Beide Modelle sind jedoch klar die unbeliebtesten auf dem deutschen Markt.
Elektromodelle schwächeln
Der Macan und vor allem der Taycan stehen sinnbildlich dafür, wie schwer es Elektroautos aktuell auf dem deutschen Markt haben. Die zweite, den bisherigen Plänen zufolge nur noch rein elektrisch angebotene Macan-Generation kommt bisher nicht wie erhofft in Schwung. Der Plan, die Kaufzurückhaltung mit einer verlängerten Bauzeit des bekannten (Verbrenner-)Macan aufzufangen, scheiterte allerdings an nun strengeren Auflagen zur Cybersecurity, die das Modell nicht mehr erfüllen konnte. Folglich musste Porsche es im Frühjahr 2024 früher als geplant vom Markt nehmen. Der andere Elektro-Porsche namens Taycan erfuhr im Frühjahr eine umfassende Modellpflege, die jedoch bislang keinen positiven Effekt auf die Neuzulassungszahlen bewirkt hat. Im Gegenteil: Sein Minus von 25,8 Prozent war das größte innerhalb der Porsche-Palette.
Noch schwerer hat es der Taycan in der internationalen Betrachtung. Weltweit wurden dem Hersteller zufolge 20.836 Exemplare ausgeliefert – ein Rückgang von satten 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Macan musste global betrachtet nicht ganz so intensiv leiden; hier betrug der Verlust lediglich fünf Prozent. Die Zahl relativiert sich jedoch dadurch, dass die Verbrenner-Variante auf den meisten Märkten außerhalb der EU weiterhin angeboten werden kann. Ähnlich wie in Deutschland liegen Porsches Baureihen-Klassiker auch international im Plus: der 911 um zwei und der Cayenne sogar um 18 Prozent.
Riesenprobleme in China
Völlig gegen den Trend läuft die Tatsache, dass Porsche in Deutschland (plus elf Prozent bei Auslieferungen; die oben erwähnten KBA-Zahlen betrachten Neuzulassungen, was sich leicht unterscheiden kann) und Europa (plus acht Prozent) seine größten Zuwächse verzeichnete. Es folgt "Übersee und Wachstumsmärkte" (plus sechs Prozent), während Nordamerika weitgehend stabil blieb (plus ein Prozent). Hier lag der 911 übrigens nur auf Position drei hinter dem Macan und Cayenne, wobei alle Baureihen bis auf den Taycan teils starke Zuwächse verzeichneten. Anders sah es in China aus, wo es 2024 insbesondere wegen der Schwäche des viertürigen E-Sportlers richtig mies lief (minus 28 Prozent). Die Wichtigkeit dieses Marktes zeigt sich daran, dass er das weltweite Gesamtergebnis um drei Prozent ins Minus (310.718 statt 320.221 Auslieferungen) zog, obwohl er der einzige ist, bei dem Porsche überhaupt einen Rückgang verkraften musste.