Porsche zahlt Klägern in den USA 80 Millionen Dollar

Porsche zahlt 80 Millionen Dollar
US-Richter stimmt Vergleich endgültig zu

Porsche-Schriftzug, Werk Leipzig
Foto: Porsche

Im Zuge des VW-Abgasskandals kam auch der Verdacht auf, VW-Tochter Porsche habe die Verbräuche von Modellen mit Benzinmotoren aus den Baujahren 2005 bis 2020 mithilfe von speziellen Getrieben manipuliert: Die Fahrzeuge auf den Verbrauchs-Prüfständen sollen mit kraftstoffsparenderen Getrieben ausgerüstet gewesen sein als die entsprechenden Serienmodelle. Porsche hatte in diesem Zusammenhang Selbstanzeige in Deutschland und den USA erstattet, sah sich aber trotzdem mit einer Sammelklage von US-Klägern konfrontiert. Mit diesen Klägern hat sich Porsche jetzt geeinigt – dafür zahlt der Sportwagenbauer insgesamt 80 Millionen Dollar (aktuell zirka der gleiche Betrag in Euro). Die Porsche-Anwälte betonen, dass es sich bei der Einigung nicht um ein Schuldeingeständnis handelt. US-Bezirksrichter Charles Breyer hat dem Vergleich jetzt endgültig zugestimmt. Außerdem genehmigte der Richter Anwaltsgebühren und -kosten in Höhe von 24,5 Millionen Dollar.

Porsche Cayenne GTS 2015
Porsche

In den USA sind von dem Vergleich zirka eine halbe Million Fahrzeuge betroffen – die Eigentümer berechtigter Porsches bekommen jetzt Zahlungen in Höhe von 250 bis 1.109 Dollar (237 bis 1.053 Euro). Die 250 Dollar erhalten dabei die Eigentümer von Fahrzeugen, die anscheinend im Sport+-Modus die erlaubten Emissionsgrenzwerte überschreiten. In diesem Fall erfolgt die Auszahlung der Entschädigung, wenn das entsprechende Fahrzeug eine neue Software zur Steuerung des Sport+-Modus bekommen hat.

Bereits im Juni 2020 informierte Porsche die Staatsanwaltschaft Stuttgart, das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und amerikanische Behörden über mögliche Abgasmanipulationen bei seinen Benzinmotoren. Wie das Wirtschaftsmagazin Business-Insider herausfand, geschahen die Manipulationen anscheinend mithilfe von geänderten Getrieben. So berichten Porsche-Mitarbeiter, dass bei den für Abgastests vorgesehenen Fahrzeugen Zahnrad-Paarungen zum Einsatz kamen, die eine längere Übersetzung und somit einen niedrigeren Verbrauch ermöglichten. Die späteren Seriengetriebe hatten eine kürzere Übersetzung für eine dynamischere Beschleunigung – bei höherem Verbrauch. Es wäre unzulässig, wenn das Testfahrzeug technisch vom späteren Serienfahrzeug abweicht. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat deshalb inzwischen Anklage gegen vier Beschuldigte erhoben.

Porsche 911 Achtgang-Porsche Doppelkupplungsgetriebe PDK Baureihe 911 (Typ 992)
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Acht Prozent Abweichung möglich

Nach porscheinternen Untersuchungen sollten die Manipulationen anscheinend eine Abweichung beim CO₂-Ausstoß von maximal acht Prozent bewirken – solche Abweichungen ließen sich angeblich auch mit Messtoleranzen begründen. Den Getriebetrick soll Porsche von 2008 bis 2016 angewandt haben – wer ihn anordnete, ist bisher nicht bekannt. Laut Business Insider fallen die Manipulations-Verdachte in die Zeit, als Ex-Porsche-Chef Matthias Müller bei dem Zuffenhausener Sportwagenhersteller war. Müller wechselte im September 2015 zu VW, um den im Zuge des VW-Abgasskandals zurückgetretenen VW-Chef Martin Winterkorn zu ersetzen. Kurz danach kamen erste Gerüchte um manipulierte Getriebe zutage.

Hardware wohl nur bei Porsche geändert

Seinerzeit ging es aber vor allem um Getriebe von Audi, bei denen Testfahrer durch Starten des Fahrzeugs, Aktivieren der Warnblinkanlage und fünfmaliges Durchtreten des Gaspedals eine spezielle verbrauchsgünstige Getriebesteuerung aktivieren konnten. Von manipulierter Getriebe-Hardware in Form von anderen Zahnrädern war seinerzeit noch nicht die Rede. Laut VW-Konzernangaben haben interne Prüfungen ergeben, dass die Getriebe anderer VW-Marken nicht von der Zahnradmanipulation betroffen sind.

Porsche Panamera Turbo
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Aktuelle Produktion nicht betroffen

Nach bisherigem Kenntnisstand sind keine Fahrzeuge aus der laufenden Produktion betroffen, die Entwicklung der fraglichen Komponenten liegt bereits einige Jahre zurück.