Die jüngsten Zahlen sind unmissverständlich. Im Mai 2024 wurden in Deutschland 14.038 Plug-in-Hybrid-Pkw neu zugelassen, über 74.000 PHEV wurden seit Januar verkauft. Dabei erstaunt nicht nur die Anzahl, sondern vor allem ein anderer Wert: Während der Absatz von Elektroautos in Deutschland zuletzt um über 30 Prozent abstürzte, gab es bei den PHEV ein zweiprozentiges Plus, die Strom-Verbrenner-Zwitter sind also beliebter als noch vor einem Jahr.
Erstaunlich ist das vor allem, da dieser Technik von vielen ein baldiges Ende prophezeit wurde, als im Januar 2023 die PHEV-Förderung durch den Umweltbonus gestoppt wurde. Allen Unkenrufen zum Trotz folgen die Plug-in-Hybride damit einem weltweiten Aufschwung dieser Technik, der in den größten Automärkten noch erheblich ausgeprägter ist.
Weltweite PHEV-Nachfrage steigt stark
Weltweit stieg der Absatz auf über eine Million PHEV im ersten Quartal. In den ersten drei Monaten 2023 waren es noch 639.000 – ein Zuwachs um stolze 58 Prozent für die Teilzeit-Stromer. In den USA stieg die Zahl der PHEV-Neuzulassungen in den ersten drei Monaten des Jahres um 70 Prozent, in China um 77 Prozent.

Vor allem in den USA und in China stieg die Nachfrage nach PHEV im ersten Quartal 2024 außerordentlich stark an.
Getrieben wird die gestiegene Nachfrage von neuen Modellen, die alte Vorurteile widerlegen, nach denen PHEV eine Mogelpackung seien. Denn mit größeren Batterien und verbesserter Ladetechnik sind PHEV inzwischen eine diskussionswürdige Alternative zu rein elektrisch angetriebenen Pkw. Als Beispiel der neue Golf 8, der als leistungsstarker GTE auf 131 km und als eHybrid sogar auf 143 Kilometer elektrische Reichweite kommt. Und zudem mit bis zu 50 kW auch an DC-Schnellladern nachtanken kann.

Selbst im Winter mit erhöhtem Verbrauch durch die Heizung lassen sich moderne PHEV (hier der BMW 225e xDrive) im Alltag rein elektrisch betreiben.
Während PHEV noch vor wenigen Jahren mit einer mageren E-Reichweite im Bereich von 30-40 Kilometer aufwarteten, sind es bei aktuellen Modellen doppelt bis dreifach so viele Stromkilometer. Damit lassen sich selbst längere Pendlerstrecken rein elektrisch realisieren, der normale Familien-Alltag erst recht.
PHEV teils günstiger als Verbrenner
Für Privatkäufer ist der PHEV deshalb inzwischen vor allem eine bedenkenswerte Alternative zu einem leistungsstarken Verbrenner-Pkw geworden, gar nicht so sehr zu einem rein elektrisch angetriebenen Auto, gegenüber dem viele Käufer nach wie vor skeptisch sind. Umso mehr, als die Preise zwischen vergleichbar starken PHEV- und Verbrennermodellen nicht weit auseinanderliegen. Teilweise sind die PHEV sogar günstiger, Beispiel BMW: Hier kostet der X1 25e xDrive PHEV mit 245 PS Gesamtleistung 50.200 Euro, während der vergleichbare Verbrenner 23i xDrive mit 52.000 Euro in der Liste steht – bei 27 PS weniger Leistung.
Die ehemals als Brückentechnologie bezeichnete PHEV-Technik hat sich demnach als dritte Variante zwischen Verbrennern und batterieelektrischen Pkw etabliert. PHEV sind zusätzlich auch für Nutzer attraktiv, die nicht regelmäßig Zugriff auf eine Lademöglichkeit zum Beispiel an einer Garagen-Wallbox haben, sondern bei Gelegenheit an den in Städten immer mehr verbreiteten öffentlichen Ladesäulen Strom zapfen.
Quelle: leasingmarkt.de, Hersteller; Finanzierung: Leasing über 48 Monate ohne Anzahlung mit 10.000 km Jahresfahrleistung; alle Werte gerundet, daher können Ungenauigkeiten entstehen; Stand: Anfang Mai 2024
Ein sehr deutscher Grund für die weiterhin vorhandene PHEV-Nachfrage muss dabei allerdings ebenfalls erwähnt werden, die Dienstwagensteuer. Die liegt für PHEV weiterhin bei 0,5 Prozent, während es für Verbrenner ein volles Prozent ist. Das kann je nach Modell zwischen rund 150 bis 250 Euro Unterschied machen, die auf das Monatsgehalt zusätzlich versteuert werden müssen.
Volle Auftragsbücher bei Zulieferern
Die PHEV-Technik und deren Zukunft rein durch die deutsche Brille zu betrachten, ist jedoch wenig zielführend, wie speziell der Nachfrageboom in China beweist. Autohersteller, die auf dem chinesischen Markt an diesem Boom mitverdienen wollen, werden entsprechend weiter in diese Technologie investieren. Das spüren auch die Zulieferer: "Totgesagte leben länger", zitierte jüngst das Handelsblatt den ZF-Chef Holger Klein, der auf eine "Renaissance" im Hybridgeschäft verweise. Rund 30 Milliarden Euro an Aufträgen stünden bei dem Stiftungskonzern in den Büchern.
In der Bildergalerie zeigen wie Ihnen die zehn meistverkauften Plug-in-Hybride in Deutschland von Januar bis Mai 2024.