Von Fans errichtet: Gedenkstätte für Paul Walker

Paul Walker Memorial
Hier gedenken Fans dem verstorbenen Schauspieler

Der Asphalt am Übergang vom Kelly Johnson Parkway zur Hercules Street in Valencia (Ortsteil von Santa Clarita, nördlich von Los Angeles) ist schwarz vor Gummi. Paul Walkers Freund Roger Rodas war hier mit seinem Porsche Carrera GT am Samstag dem 30. November 2013 um 15:26 Uhr viel zu schnell unterwegs: Laut polizeilichen Ermittlungen fährt er zwischen 130 und 150 km/h – erlaubt sind 72 km/h (45 Meilen pro Stunde). Das ihm gut bekannte Gewerbegebiet muss den Tuner und pro-am-Rennfahrer dazu eingeladen haben: Asphaltdecke in einem Topzustand, zwei Spuren in beide Richtungen, kaum Verkehr.

Kurz vor dem Unfallort befindet sich eine bei Driftern beliebte Kurve. Aber erst danach, auf gerader Strecke, verliert Rodas die Kontrolle über seinen serienmäßig 612 PS starken Supersportwagen – er ist mit selten gefahrenen, gut neun Jahre alten Reifen unterwegs und die nachgerüstete Abgasanlage hat wahrscheinlich die Leistung des Supersportlers noch erhöht. Roger Rodas kennt sich mit High-End-Sportwagen bestens aus: Er ist Chef und Mitgründer von Always Evolving, einer im kalifornischen Valencia ansässigen Firma, die Supersportwagen tunt – und die Paul Walker gehört.

Auto der Woche, Skyline GT-R
Nissan

Modellauto auf dem Baumstumpf

Der Carrera GT wiegt leer nur 1.380 Kilogramm – viele seiner Bauteile bestehen aus Kohlefaser. Der im ersten Verkaufsjahr 2003 schon über 450.000 Euro teure Supersportler hat kein ESP. Das Auto mit Roger Rodas am Steuer und Paul Walker auf dem Beifahrersitz kracht an diesem Nachmittag erst in einen Laternenmast, dann in mehrere Bäume. Das Wrack geht in Flammen auf, Roger Rodas und sein Beifahrer Paul Walker sterben noch an der Unfallstelle – laut Autopsiebericht wahrscheinlich noch bevor das Feuer ausbricht. Beide Insassen waren laut Polizeibericht höchstwahrscheinlich angeschnallt, nicht unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen und die Airbags des Carrera GT hatten ausgelöst.

Die genaue Unfallstelle ist heute leicht zu übersehen – Burnout- und Donut-Spuren ziehen an ihr mehrere hundert Meter vorbei. "Manchmal liegen dort rote Blumen.", sagt uns eine junge Frau, die gerade vom Training im nahegelegenen Legacy Volleyball Club kommt. Bei unserem Besuch waren keine Blumen da. Einer der Bäume, an dem der Carrera GT zerschellt ist, war abgeknickt und ist inzwischen abgesägt. Auf seinem Stumpf hat ein Fan ein Nissan-Skyline-Modellauto platziert. Viele Unterschriften zieren den Stumpf und ein Tuning-Fan hat einen Snap-on-Schraubenzieher in den Boden neben dem Stumpf gesteckt. Ein weiterer Fan hat seine Armbanduhr geopfert und an den Stumpf gehängt. Außerdem liegen Ein-Cent-Münzen verstreut im Sand. Und nicht nur US-Fans scheinen die Unfallstelle regelmäßig aufzusuchen.

Paul Walker Memorial
Gregor Hebermehl

Unterschriften auf dem Bordstein

"R.I.P. Paul Walker" – der Bordstein vor dem Baumstumpf ist mit handgeschriebenen Trauerbekundungen überzogen. Fans aus Österreich, der Schweiz und Deutschland haben sich hier verewigt. Die ganz schnellen haben die Fläche um den Laternenmast genutzt: Der Mast hat ein neues Fundament bekommen und den noch frischen Zement haben Fans mit Trauer-Inschriften versehen. In der halben Stunde unseres Besuches am Gedenkort kam nur eine Handvoll Fahrzeuge auf der Hercules Street entlang. Unter anderem ein Nissan GT-R und ein Porsche Cayenne Turbo. Beide fuhren sehr schnell vorbei, drehten am Ende der Straße um und rasten laut röhrend wieder zurück. Der Geist von zu schnellem Fahren ist am Übergang vom Kelly Johnson Parkway zur Hercules Street nach wie vor lebendig.

Paul Walker Memorial
Gregor Hebermehl

Paul Walker starb während der Dreharbeiten zu Fast and Furios 7. Aber die Produktionsfirma hat den Film seinerzeit zu Ende gedreht: Mithilfe von Walkers 15 und vier Jahre jüngeren Brüdern Cody und Caleb und unter Einsatz von moderner Animationstechnik.

Paul Walkers letzte Ruhestätte befindet sich im Forest Lawn Memorial Park in den Hollywood Hills.