Renault hat sich bereits im März von seinem milliardenschweren Daimler-Aktienpaket getrennt, jetzt steigt auch Nissan aus der Überkreuz-Beteiligung mit dem schwäbischen Autobauer aus. Nissan hatte einen Anteil in Höhe von 1,5 Prozent an Daimler gehalten, die Aktien kommen jetzt für 69,85 Euro pro Aktie auf den Markt – für Nissan bedeutet dies Einnahmen in Höhe von 1,15 Milliarden Euro. Nach Bekanntgabe der Nachricht gab die Daimler-Aktie zum Xetra-Handelsschluss um 1,8 Prozent nach.

Trennung nach elf Jahren
Die Daimler-Renault-Nissan-Allianz bestand seit April 2010, wobei sich anscheinend die Erwartungen der Partner an diese Zusammenarbeit nicht erfüllt haben. Die Zahl der Früchte dieser Kooperation ist überschaubar: Renault hat den Kangoo als Mercedes Citan gebaut, der Renault Twingo und der Smart Forfour basierten auf der Twingo-Plattform, der Infiniti Q30 basierte auf der Mercedes-A-Klasse-Plattform, der Mercedes GLA lief auch als Infiniti QX30 vom Band und die Pick-ups der bis Mai 2020 gebauten Mercedes X-Klasse basierten auf der gleichen Plattform wie der Nissan Navara und der Renault Alaskan. Außerdem hatten Renault und Daimler gemeinsam kleine Vierzylinder-Benziner und -Dieselmotoren (Hubräume von 1,33 bis 1,6 Liter) als Einstiegsmotorisierungen für Daimler-Modelle entwickelt.

Daimler hält seine Anteile in der Pensionskasse
An seinen Ex-Partnern Renault und Nissan hält Daimler insgesamt noch 3,1 Prozent. Allerdings hat der schwäbische Autobauer die beiden Aktienpakete bereits am 29. Juni 2016 in sein Pensionsvermögen übertragen – damals hatten die Pakete einen Gesamtwert in Höhe von 1,8 Milliarden Euro. Aus diesem Pensionsvermögen bezahlt Daimler die Betriebsrenten seiner Mitarbeiter. Der deutsche Autobauer bekräftigte zwar seinerzeit, dass die Zusammenarbeit mit Renault und Nissan von der Vermögensverschiebung unberührt bleibe, aber Analysten gingen schon damals davon aus, dass die Daimler-Verantwortlichen die Beteiligungen nicht mehr für strategisch wichtig hielten.

Orientierung Richtung China
Daimler hat sich längst stärker Richtung China orientiert und arbeitet mit dem chinesischen Autohersteller Geely zusammen. Geely-Eigentümer Li Shufu ist als Großaktionär bei Daimler eingestiegen. Beim Bau eines künftigen Elektro-Smarts und von Motoren wollen die Unternehmen zusammenarbeiten.

Mehrere Kooperations-Auflösungen
Bereits 2005 trennte sich der damalige Daimler-Chrysler-Konzern von Mitsubishi, was ihm 500 Millionen Euro Aktienerlös einbrachte. Teil der Kooperation war, dass der Smart Forfour auf der Plattform des Mitsubishi Colt basierte. 2007 trennte sich Daimler dann von Chrysler und 2014 verkaufte der Konzern seinen Tesla-Anteil für 600 Millionen Euro. Im Mai 2009 war Daimler bei Tesla mit 9,1 Prozent eingestiegen, um den klammen Elektroauto-Pionier zu retten. Und dies war nicht die erste Rettungs-Aktion von Daimler: Im April 1958 kaufte der Konzern beispielsweise mit der Auto Union auch die Marke Audi – und sicherte dem Konzern damit das Überleben. Seit 1960 war der oberbayerische Hersteller, der seine Wurzeln im sächsischen Zwickau hat, dann eine 100-prozentige Daimler-Tochter. 1965 reichten die Schwaben Audi an VW weiter.