Die niederländische Regierung plant, die Höchstgeschwindigkeit auf Autobahnen an ausgewählten Strecken wieder auf 130 km/h zu erhöhen.
Verkehrsminister Barry Madlener (PVV) kündigte an, dass ab Mitte 2025 zunächst drei Streckenabschnitte betroffen sein werden. Diese Maßnahme ist Teil des Koalitionsvertrags der Mitte-Rechts-Regierung und soll dort umgesetzt werden, wo Umwelt- und Sicherheitsauflagen dies zulassen.
Die betroffenen Strecken
Die geplanten Strecken umfassen insgesamt 86 Kilometer (beide Fahrtrichtungen einbezogen):
- A7 – Abschlussdeich (Afsluitdijk): 44 Kilometer zwischen den Stevinschleusen und Lorentzschleusen.
- A7 – Winschoten bis zur deutschen Grenze: 24 Kilometer.
- A6 – Lelystad-Nord bis zur Ketelbrücke: 18 Kilometer.
Ein vierter Abschnitt, die A37 zwischen Holssloot und Zwartemeer, befindet sich noch in der Prüfung. Ergebnisse hierzu werden im Januar 2025 erwartet. Ursprünglich sollte auf der A7 ein längerer Abschnitt in Richtung Groningen eingeschlossen werden, doch Lärmschutzauflagen machten dies vorerst unmöglich. Erst nach geplanten Instandsetzungsarbeiten zwischen 2028 und 2032 könnte dort Tempo 130 eingeführt werden.
2020 wurde das Tempolimit abgesenkt
Im Jahr 2020 wurde die Höchstgeschwindigkeit auf niederländischen Autobahnen tagsüber von 130 auf 100 km/h gesenkt, um den Stickstoffausstoß zu reduzieren. Zwischen 19 Uhr und 6 Uhr gelten je nach Streckenabschnitt jedoch weiterhin 100, 120 oder 130 km/h.
Die Rückkehr zu Tempo 130 ist ein politisches Ziel, das im Koalitionsvertrag verankert ist. Allerdings erschweren Umweltauflagen wie der Schutz vor Lärmemissionen und die Einhaltung der Stickstoffgrenzwerte die Umsetzung. Für jeden Abschnitt müssen umfassende Analysen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Maßnahme weder die Luftqualität noch die Verkehrssicherheit gefährdet.
Umsetzung und öffentliche Beteiligung
Die Einführung von Tempo 130 soll bis Ende des zweiten Quartals 2025 erfolgen. Zuvor wird eine öffentliche Beteiligungsphase stattfinden, in der Bürger ihre Meinungen und Einwände einbringen können. Sobald diese Phase abgeschlossen ist und die Beschlüsse angepasst wurden, werden die Verkehrsschilder geändert.
Madlener betonte, dass die geplanten Änderungen nur ein erster Schritt seien. "Wir setzen mit diesen Strecken einen Anfang und werden im nächsten Jahr weitere Abschnitte prüfen, um die Höchstgeschwindigkeit auf mehr Autobahnen zu erhöhen", erklärte er.
Das kosten Verkehrsverstöße in den Niederlanden
Trotz der höheren Geschwindigkeit drohen in den Niederlanden empfindliche Strafen auch für deutsche Autofahrer bei Tempoverstößen. Bereits eine Überschreitung von 5 km/h kostet bei den Nachbarn 32 Euro, wer 10 km/h zu schnell ist, zahlt 79 Euro, eine Überschreitung um 15 Sachen schlägt mit 150 Euro zu Buche, richtig teuer wirds ab einem Tempoverstoß von mehr als 20 km/h auf den Autobahnen. Die niederländische Polizei verlangt ab 20 km/h 216 Euro, ab 25 km/h 287 Euro, ab 30 km/h sogar 368 Euro, mehr als 35 km/h zu schnell kosten 495 Euro. Bei mehr als 40 km/h zu schnell ist ein Strafbefehl fällig. Übrigens, es wird zudem noch bei jedem Knöllchen eine Bearbeitungsgebühr von neun Euro fällig.
Wer in Deutschland mit 10 km/h zu schnell außerorts erwischt wird, muss 20 Euro bezahlen – mehr als 50 Euro weniger als bei den Nachbarn. Bei mehr als 40 km/h gibt es hierzulande 320 Euro Bußgeld, 2 Punkte und einen Monat Fahrverbot.
Die weiteren Bußgelder in den Niederlanden:
- Alkoholverstöße zwischen 0,54–0,80‰: 300 Euro
- Missachtung des Überholverbots: 300 Euro
- Überschreiten einer durchgezogenen Linie: 180 Euro bis 300 Euro
- Fahren ohne Sicherheitsgurt: 180 Euro
- Verstoß gegen Umweltzone: 120 Euro
Mobilitätsprogramm: "Actieagenda Auto"
Die Erhöhung der Höchstgeschwindigkeit ist Teil der "Actieagenda Auto", eines umfassenden Programms zur Förderung der Mobilität. Das Programm sieht Maßnahmen vor, um die Erreichbarkeit neuer Wohnbauprojekte zu verbessern, die Verkehrssicherheit zu erhöhen und die Stauproblematik zu entschärfen. Zu den weiteren Schritten gehören:
- Förderung von Carsharing und Mobilitätshubs, die Autos, öffentliche Verkehrsmittel und Fahrräder verbinden.
- Einführung hochwertiger, schneller Busverbindungen auf Autobahnen.
- Wiederaufnahme pausierter Infrastrukturprojekte, um die Straßenkapazität zu erhöhen.
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Fazit
Die Rückkehr zu Tempo 130 auf niederländischen Autobahnen ist ein umstrittenes, aber politisch und gesellschaftlich relevantes Thema. Während viele Autofahrer die Maßnahme begrüßen, bleibt sie aufgrund von Umweltauflagen und Instandsetzungsarbeiten auf wenige Strecken beschränkt. Die geplanten Änderungen sind ein erster Schritt, um die Mobilität der Niederländer zu verbessern, gleichzeitig jedoch die Umwelt- und Sicherheitsanforderungen einzuhalten.
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