Der Automobilkonzern Stellantis wird sein Werk in Belvidere, Illinois, bis Anfang 2027 wiedereröffnen. Dort soll künftig der neue Ram Rampage Pick-up produziert werden. Die Entscheidung markiert eine bedeutende Wende für die Stadt, die seit der Werksschließung im Jahr 2023 wirtschaftlich schwer getroffen wurde. Die Fabrik in Belvidere, die einst bis zu 5.000 Menschen beschäftigte, wurde stillgelegt, nachdem die Produktion des Jeep Cherokee ausgelaufen war. Lediglich ein kleines Team war weiterhin für die Instandhaltung des Werks zuständig. Nun laufen die Vorbereitungen für eine umfassende Modernisierung und die Rückkehr zahlreicher Arbeitskräfte.
Stellantis plant, zunächst einige Hundert Mitarbeiter wieder einzusetzen. Bis zur vollen Produktionsaufnahme in drei Jahren sollen rund 1.500 Menschen in zwei Schichten arbeiten. Die Rückkehr vieler Beschäftigter könnte zudem Entlastung für Werke in Detroit und Toledo bedeuten, wo in den vergangenen Jahren ehemalige Belvidere-Mitarbeiter untergebracht wurden.
Politische und wirtschaftliche Hintergründe
Die Wiedereröffnung des Werks schreibt sich die aktuelle US-Regierung auf die Fahnen. Die Entscheidung sei "nach einem Meeting mit Präsident Trump" gefallen, teilt das Weiße Haus in einer Pressemitteilung mit. Tatsächlich hatte Stellantis aber bereits vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten die Wiedereröffnung des Werks angekündigt – auf Druck der mächtigen Auto-Gewerkschaft UAW (United Auto Workers). Durch Proteste, Beschwerden und Streikandrohungen setzte die Stellantis massiv unter Druck.
Ursprünglich hatte Stellantis zusätzlich zum Fahrzeugbau zwei weitere Großinvestitionen in Belvidere vorgesehen: eine Batteriefabrik für Elektrofahrzeuge und ein zentrales Ersatzteillager. Doch diese Pläne sind laut Stadtverwaltung und Gewerkschaftsvertretern vorerst vom Tisch. Die geplante Batteriefabrik, die mit einem Investment von drei Milliarden Dollar gegenüber dem Werk entstehen sollte, wird nicht realisiert. Hintergrund ist offenbar eine schwächere Nachfrage nach Elektrofahrzeugen sowie die bestehende Batterieproduktion im Stellantis-Werk in Kokomo, Indiana. Auch das für 100 Millionen Dollar geplante Ersatzteillager, das mehrere Standorte zusammenführen sollte, wird nicht gebaut.
Belvidere Assembly Plant: Geschichte und Modelle
Das Werk Belvidere Assembly Plant in Belvidere, Illinois, wurde 1964-65 erbaut und produzierte sein erstes Auto am 7. Juli 1965. Mit einer Fläche von ca. 464.500 m² war es ein bedeutender Standort der US-Automobilproduktion.
Produzierte Fahrzeuge (1965–2023)
- 1965–1977: Plymouth & Dodge (2- und 4-Türer, Kombis), Chrysler Town & Country
- 1978–1987: Plymouth Horizon, Dodge Omni
- 1987–1989: Chrysler New Yorker, Dodge Dynasty
- 1990–1993: Chrysler Imperial, New Yorker Salon
- 1994–2005: Plymouth Neon, Dodge Neon
- 2005–2011: Dodge Caliber
- 2006–2016: Jeep Compass, Jeep Patriot
- 2012–2016: Dodge Dart
- 2017–2023: Jeep Cherokee
Nach Jahrzehnten der Produktion wurde das Werk am 28. Februar 2023 stillgelegt. Damit endete auch die Produktion des Jeep Cherokee, bislang ersatzlos. Allerdings wird ein Cherokee-Nachfolger wohl noch 2025 eingeführt.