Matthias Schmidt: Der Grund ist einfach: Die Automobilhersteller brauchen nicht mehr so viele Elektroautos zu verkaufen, um ihre Flottenverbräuche auf das von der EU vorgegebene Niveau zu senken. Marktbeobachter wie LMC Automotive und Moody’s rechnen damit, dass in diesem Jahr der Automarkt in Westeuropa um 21 Prozent einbrechen wird. Entsprechend muss ich meine bisherige Prognose für einen Jahresabsatz von 700.000 Elektroautos auf 540.000 Fahrzeuge zurückschrauben.

Schmidt: Ja, die Absatzzahlen steigen. Aber die verkauften Elektroautos im März wurden ja vergangenes Jahr schon bestellt. Mehr als die Hälfte der Autos werden ja von Unternehmen und Behörden gekauft, die entscheiden langfristig. Die Folgen von Corona werden wir also erst im Jahresverlauf sehen.
Schmidt: Die Autohersteller verdienen an Verbrennerautos mehr. Und in diesem Jahr ist der strengere Flottenverbrauch für die Hersteller noch leichter zu erreichen als im nächsten Jahr. Deshalb haben sie ein Interesse, in diesem Jahr nur so viele Elektroautos und Plugin-Hybride zu verkaufen, wie sie zur Vermeidung von Strafzahlungen brauchen. Verkäufe darüber hinaus werden sie möglichst ins nächste Jahr verschieben. Denn dann laufen Sonderregelungen aus, wie etwa die Streichung von fünf Prozent der Fahrzeuge – eben den schmutzigsten –, die in diesem Jahr noch gilt.

In unsere Fotoshow zeigen wir Ihnen wie viele Elektroautos bereits staatlich gefördert wurden.
Schmidt: Wenn etwa neun Prozent des Gesamtabsatzes aus Elektroautos (fünf Prozent) und Plugin-Hybriden (vier Prozent) bestehen, dürften keine Strafzahlungen fällig werden. Diese Quote liegt je nach Hersteller und Modellmix mal etwas darüber, mal darunter. Aber mehr wollen die Hersteller in diesem Jahr nicht absetzen, sondern erst 2021. Es geht ihnen um Anteile, nicht um Volumen.