Die Corona-Krise schadet E-Autoabsatz doppelt, meint ein Auto-Analyst.

Absatz von E-Autos und Hybriden doppelt betroffen
Corona-Krise erschwert E-Auto- und Hybridverkauf

Sie glauben, dass der Absatz von Elektroautos in diesem Jahr leidet, und haben Ihre optimistische Absatzprognose korrigiert. Warum? Es gibt doch hohe Prämien, die Hersteller gewähren Nachlässe und werben für neue Modelle?

Matthias Schmidt: Der Grund ist einfach: Die Automobilhersteller brauchen nicht mehr so viele Elektroautos zu verkaufen, um ihre Flottenverbräuche auf das von der EU vorgegebene Niveau zu senken. Marktbeobachter wie LMC Automotive und Moody’s rechnen damit, dass in diesem Jahr der Automarkt in Westeuropa um 21 Prozent einbrechen wird. Entsprechend muss ich meine bisherige Prognose für einen Jahresabsatz von 700.000 Elektroautos auf 540.000 Fahrzeuge zurückschrauben.

Tesla Model Y (2020)
Tesla
Aber im März 2020 wurden 10.329 Elektroautos in Deutschland zugelassen, das waren 56 Prozent mehr als im März 2019. Das zeigt doch, dass Elektroautos im Trend liegen.

Schmidt: Ja, die Absatzzahlen steigen. Aber die verkauften Elektroautos im März wurden ja vergangenes Jahr schon bestellt. Mehr als die Hälfte der Autos werden ja von Unternehmen und Behörden gekauft, die entscheiden langfristig. Die Folgen von Corona werden wir also erst im Jahresverlauf sehen.

Und warum sollte das Interesse der Hersteller am Verkauf von Elektroautos sinken?

Schmidt: Die Autohersteller verdienen an Verbrennerautos mehr. Und in diesem Jahr ist der strengere Flottenverbrauch für die Hersteller noch leichter zu erreichen als im nächsten Jahr. Deshalb haben sie ein Interesse, in diesem Jahr nur so viele Elektroautos und Plugin-Hybride zu verkaufen, wie sie zur Vermeidung von Strafzahlungen brauchen. Verkäufe darüber hinaus werden sie möglichst ins nächste Jahr verschieben. Denn dann laufen Sonderregelungen aus, wie etwa die Streichung von fünf Prozent der Fahrzeuge – eben den schmutzigsten –, die in diesem Jahr noch gilt.

Matthias Schmidt

In unsere Fotoshow zeigen wir Ihnen wie viele Elektroautos bereits staatlich gefördert wurden.

Wie viele E-Autos und Hybride müssten die Hersteller denn verkaufen, um straffrei zu bleiben?

Schmidt: Wenn etwa neun Prozent des Gesamtabsatzes aus Elektroautos (fünf Prozent) und Plugin-Hybriden (vier Prozent) bestehen, dürften keine Strafzahlungen fällig werden. Diese Quote liegt je nach Hersteller und Modellmix mal etwas darüber, mal darunter. Aber mehr wollen die Hersteller in diesem Jahr nicht absetzen, sondern erst 2021. Es geht ihnen um Anteile, nicht um Volumen.