Lithium-Abbau im Erzgebirge soll 2025 starten

Lithium-Abbau in Deutschland beginnt 2025
Rohstoff für E-Auto-Akkus bald aus dem Erzgebirge

Je stärker sich die Elektromobilität durchsetzt, desto größer wird der Bedarf an speziellen Rohstoffen. Besonders Lithium wird in Zukunft zum gefragten Gut. Der Bedarf des Alkalimetalls könnte "bis zum Jahr 2035 auf mehr als das Doppelte der heutigen globalen Primärproduktion ansteigen", sagt eine im Sommer 2021 veröffentlichte Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung für die Deutsche Rohstoffagentur (Dera), aus der das sächsische Wirtschaftsministerium zitiert. Das erscheint plausibel, denn ohne Lithium funktioniert kaum eine Elektroauto-Batterie.

10/2021, Lithium Rohstoff Elektroauto-Batterien
Carla Gottgens/Bloomberg via Getty Images

Um sich den Rohstoff nicht aus dubiosen und weit entfernten Quellen besorgen zu müssen, die es bei der Förderung entweder mit den Arbeitsbedingungen oder dem Naturschutz (manchmal beidem) nicht so genau nehmen, starten immer mehr europäische Unternehmungen, die darauf abzielen, die einheimische Autoindustrie weitgehend unabhängig von diesen Anbietern zu machen. So gibt es derzeit eine Initiative im Oberrheingraben, wo von 2025 an Lithium gefördert werden soll, indem es aus dem dortigen Thermalwasser extrahiert wird. Im selben Jahr soll im Erzgebirge begonnen werden, einen weiteren Lithium-Schatz zu heben – mittels klassischem Untertage-Bergbau.

Lithium-Förderung in Zinnwald

Mit dieser Aufgabe ist eine Firma namens Deutsche Lithium GmbH mit Sitz in Freiberg betraut. Die Stadt liegt am nördlichen Rand des Erzgebirges, etwa auf halber Strecke zwischen Chemnitz und Dresden. Etwa eine Autostunde südöstlich befindet sich die Stadt Zinnwald, in der ab 2025 der Startschuss erfolgen soll, das erzgebirgische Lithium im großen Stil an die Oberfläche zu befördern. Dort will die Deutsche Lithium GmbH, falls die nötigen Genehmigungsverfahren positiv verlaufen, sowohl ein Bergwerk als auch eine Aufbereitungsanlage errichten.

"Lithium kann in Sachsen unter hohen ökologischen und sozialen Standards abgebaut werden", sagt Martin Dulig (SPD), im Freistaat Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr. Im Osterzgebirge sollen mit Aufnahme der Lithium-Förderung in industriellen Größenordnungen etwa 220 bis 250 Arbeitsplätze entstehen. Die Deutsche Lithium GmbH beziffert den Investitionsaufwand auf insgesamt 160 Millionen Euro.

Langer Anlauf

Bereits seit 2010 wird im Erzgebirge, das sich über weite Teile des sächsisch-tschechischen Grenzgebiets erstreckt, geforscht, wie viel Lithium tatsächlich in dessen Gestein lagert. Und das scheint so einiges zu sein: Das Vorkommen wird auf etwa 125.000 Tonnen geschätzt, was das Erzgebirge zu einer der größten Lithium-Lagerstätten Europas macht. Damit sollen die Batterien von etwa 20 Millionen Elektroautos bestückt werden können, sagt das sächsische Wirtschaftsministerium.

Seit Beginn der Vorarbeiten versuchen sowohl auf deutscher als auch auf tschechischer Seite bereits mehrere Lizenznehmer, das für den Abbau nötige Geld aufzutreiben. Bisher scheiterte jeder Versuch. Doch nun sind der aktuelle Betreiber und die Politik zuversichtlich, dass in wenigen Jahren die große Bergbau-Tradition dieser Region wieder aufleben kann. Diese begann im Mittelalter, als im Erzgebirge große Vorkommen an verschiedenen metallischen Erzen entdeckt wurde, die ihm letztlich ihren Namen verliehen und zu einer starken Besiedlung dieses Landstriches führten. Ende des 18. Jahrhunderts wurde im Erzgebirge Uranerz entdeckt, das vor allem während der Herrschaft der Nationalsozialisten und zu DDR-Zeiten im großen Stil abgebaut wurde. Nach der Wende kam der Bergbau in der Region weitgehend zum Erliegen.