Neuwagenkauf: lange Lieferzeiten und geringe Rabatte

Neuwagen mit Verbrennungsmotor
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Lieferzeiten steigen, Rabatte fallen – was nun?

© Arturo Rivas 20 Bilder

Die Neuwagen werden am Markt knapp. Die Lieferzeiten steigen, und die Nachfrage ist höher als das Angebot, was sich negativ auf das Rabatt-Gefüge auswirkt – zumindest bei Modellen mit Verbrennungsmotor. Welche Autos sind noch günstig und mit kurzer Lieferzeit zu bekommen?

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Seit Monaten sorgt die Mangelwirtschaft für immer neue Negativrekorde. In einer Untersuchung des ifo Instituts klagten im Dezember 2021 bereits 81,9 Prozent der Firmen über Engpässe und Probleme bei der Beschaffung von Vorprodukten sowie Rohstoffen. "Die Situation in der Industrie ist paradox", resümiert Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen. "Die Auftragsbücher sind voll. Der Materialmangel erlaubt es den Unternehmen aber nicht, ihre Produktion entsprechend hochzufahren." Besonders betroffen sei die Automobilindustrie mit 93 Prozent.

Lieferengpässe dauern an

Vor allem der Mangel an Halbleitern breitet sich immer mehr wie ein Flächenbrand in der Fahrzeugbranche aus. Ohne die kleinen Bauteile läuft nicht viel im Auto. Sie sind Hauptbestandteil von Mikrochips, die sich vorwiegend in Steuergeräten verbergen. "Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage von Halbleitern wird immer größer. Eine baldige Besserung ist nicht in Sicht", sagt Sven Siepen, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger.

© Hans-Dieter Seufert

Bis zu 24 Prozent Rabatt gibt es für den Ford Kuga, dafür warten die Kunden aber auch bis zu 11 Monate auf den SUV.

Das heißt, dass auch Kunden länger mit den Auswirkungen leben müssen. Ein Blick auf die aktuelle Lieferzeitsituation bestätigt das. Seit Wochen nehmen die Wartefristen nur eine Richtung: nach oben. "Je nach Marke und Modell liegen die Lieferzeiten aktuell etwa zwischen sechs und zwölf Monaten, teilweise sogar darüber", sagt Thomas Peckruhn, Vizepräsident des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeug­gewerbe (ZDK). "Daran wird sich zunächst wohl nicht viel ändern."

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Nachfrage über Angebot

Nur noch wenige Modelle sind kurzfristig erhältlich. Wie eine Analyse zeigt, sind von 30 beliebten Autos mit Verbrennermotor, keines innerhalb von drei Monaten lieferbar. Im Durchschnitt warten die Kunden momentan zwischen sechs und sieben Monate auf ihre Neuwagen – die Betonung liegt auf "im Durchschnitt", denn wer ein besonders gefragtes Modell auswählt, muss sich fast eineinhalb Jahre gedulden.

© Achim Hartmann

10 Monate beträgt die Wartezeit auf die Mercedes A-Klasse. Der Rabatt fällt mit 9 Prozent mager aus.

Was an einen Notstand erinnert, hat System. Mit der kontrollierten Mangelwirtschaft versucht die Branche, den Schaden durch die Halbleiterkrise so klein wie möglich zu halten. Die Automarken träfen eine Vorauswahl, in welche Modelle die Chips eingebaut werden, ist Philipp Sayler von Amende überzeugt: "In der Chipkrise priorisieren die Hersteller die Fahrzeuge mit E-Antrieb. Die Chips, die geliefert werden, werden ihnen zugeteilt, und diese Priorisierung wird auch so bleiben", sagt der Chef der Online-Neuwagenbörse carwow.de.

Rabatte fallen gerade

Gute Angebote sind somit seltener zu finden – eine Situation, die es in der jüngsten Geschichte so noch nicht gegeben hat. Wann immer in der Vergangenheit der Markt nicht rundlief, half die Rabattspritze. Jahrelang hat diese Art von Doping zum Erfolg geführt. Aber das war noch zu Zeiten, als das Angebot die Nachfrage überstieg. Die sind nun vorbei. "Wenn – wie zurzeit – die Nachfrage das Angebot übersteigt, ist mit sinkenden Preisen wohl kaum zu rechnen", sagt ZDK-Vize Peckruhn, "das sind ja ganz normale Marktmechanismen."

Innerhalb von zwölf Monaten rutschte die Nachlassbereitschaft im Handel im Durchschnitt um vier Prozent ab, hat eine auto motor und sport-Stichprobe ergeben. Statt 21 gibt es im Mittel nur noch 17 Prozent Rabatt – wohlgemerkt, bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor.

Fazit

Wer jetzt nach einem Neuwagen mit Verbrennungsmotor sucht, muss nicht nur lange Lieferzeiten in Kauf nehmen, sondern auch schlechtere Angebote. Aber es kann auch anders gehen: Wenn nicht unbedingt ein Bestellfahrzeug gewünscht wird, sondern ein Lagerfahrzeug, ein Auto mit Tageszulassung oder ein Vorführwagen reicht, dann können die Chancen gut stehen. Allerdings sollte man flexibel bei der Wagenfarbe sein, bei der Motorisierung, bei der Ausstattung, sogar bei der Modellauswahl. So etwas lässt sich bei Bestandsfahrzeugen nicht mehr ändern.

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