Herbert Diess bleibt Vorstandsvorsitzender von Volkswagen. Was sich nach einigem Hin und Her zuletzt abgezeichnet hatte, hat der Aufsichtsrat des Autokonzerns nun bestätigt. Diess verlängerte seinen Vertrag bis Oktober 2025 und damit bis zum Zeitpunkt seines 67. Geburtstags. "Der Aufsichtsrat sieht auch in den kommenden Jahren unter der Leitung von Dr. Diess beste Voraussetzungen für eine weiterhin erfolgreiche Entwicklung des gesamten Unternehmens", sagt Hans Dieter Pötsch, der Vorsitzende des Aufsichtsrates.
Vorzeitige Vertragsverlängerung zuvor gescheitert
Der Entscheidung ging ein langes Ringen um Diess' Arbeitsvertrag voraus. Der Vorstandschef beharrte zwischenzeitlich auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis Ende 2025, die in erster Linie der Betriebsrat nicht mittragen wollte. Nachdem deshalb zwischenzeitlich sogar eine Trennung im Raum stand, einigten sich alle Parteien zum Jahresende 2020 darauf, dass Diess zunächst seinen Vertrag bis zu dessen damaligem regulären Ende im April 2023 erfüllen soll. Offensichtlich hat sich Diess inzwischen mit seiner Forderung und mit Hilfe der Großaktionäre Piëch und Porsche, die auf seiner Seite stehen, mit etwas Verspätung durchgesetzt.
Dass Diess nun doch die lange angestrebte Vertragsverlängerung erhält, dürfte auch mit dem Abgang von Bernd Osterloh zu tun haben. Der stets mächtige Chef des VW-Gesamtbetriebsrats hat seinen Posten im Frühjahr 2021 geräumt, um in den Vorstand des VW-Nutzfahrzeug-Ablegers Traton zu wechseln. Ein Gegner weniger für den gebürtigen Münchner, der 2015 von BMW zu VW wechselte und dort erst Markenchef wurde, bevor er drei Jahre später recht geräuschvoll Matthias Müller als Konzernchef beerbte.
VW-Vorstand neu geordnet
Rund um Diess wurden im Konzern zuvor einige Vorstandsposten neu verteilt. Arno Antlitz, bisher Audi-Vorstandsmitglied für das Ressort Finanz und Recht, hat Frank Witter als Konzern-Finanzvorstand beerbt. Witters Vertrag lief auf dessen Wunsch Ende Juni 2021 aus. Zudem organisiert Volkswagen die Ressorts im Vorstand neu und trennt die Bereiche Technik und Einkauf voneinander. Das neue Technik-Ressort wurde zum 1. Januar 2021 von Thomas Schmall übernommen. Gleichzeitig stieg Murat Aksel zum Einkaufs-Vorstand auf.
Außerdem hat der VW-Aufsichtsrat eine wegweisende Entscheidung zu seinem Haupt-Standort getroffen. "Der Konzernsitz Wolfsburg soll mittelfristig die richtungsweisende Fabrik für die hochautomatisierte Fertigung von Elektrofahrzeugen werden", heißt es in der Mitteilung. Dort soll das künftig führende Elektrofahrzeug der Marke Volkswagen gebaut werden. Gleichzeitig wurden dezidierte Sparpläne verabschiedet.
Bentley zu Audi, Bugatti zu Rimac
Auch über die Zukunft einiger Konzernmarken hat der Aufsichtsrat entschieden. Entgegen bisheriger Planungen, die VW vor einigen Wochen sogar bestätigte, wird der italienische Zweig mit Lamborghini und Ducati nicht abgespalten und an die Börse gebracht, sondern verbleibt im Konzern. Die Marke Bentley wechselte zum 1. März 2021 in den Verantwortungsbereich von Audi, "um im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie der beiden Premiummarken Synergien heben zu können". Bugatti wird dagegen in ein Joint Venture überführt, an dem der kroatische Elektroauto-Spezialist Rimac die Mehrheit hält.