Die Klimaziele der EU: CO2-Ausstoß 55 Prozent runter

EU-Staaten und Parlament einigen sich
:
Neue Klimaziele erhöhen den Druck

© Pixabay / Patrick Lang / ams 7 Bilder

EU-Staaten und Parlament einigen sich auf ambitionierte Klimaziele. So soll der CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent gesenkt werden, weitere 20 Jahre später will der Staatenbund gar klimaneutral sein.

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Eine Zielsetzung, die 50 Jahre in der Zukunft liegt, ist schwer zu greifen. Vor allem, wenn keine konkreten Maßnahmen durch Erreichung definiert werden. Nach mehrstündigen Verhandlungen haben sich die EU-Staaten und das Parlament dennoch auf ehrgeizige Klimaziele für die kommenden Jahrzehnte geeinigt. So soll der CO2-Ausstoß bis 2030 mindestens 55 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen. Bis 2050 soll die EU schließlich komplett klimaneutral sein. So ambitioniert das klingt, beinhalten diese Vorgaben durchaus Chancen, auch für die Automobilindustrie.

Die im Kyoto-Protokoll festgelegte Ausgangslage, also das Jahr 1990, lässt sich mit EU-weiten CO2-Emissionen in Höhe von 4.858 Millionen Tonnen beziffern. Seither hat sich die Situation konstant verbessert, der Gesamtausstoß von Treibhausgasen ging um 23 Prozent zurück. Nun könnte man unterstellen, das sei auch der Verdienst verbesserter Motorentechnik in Autos, Motorrädern und Nutzfahrzeugen. Das stimmt allerdings nur teilweise: Während die Emissionen insgesamt rückläufig sind, stiegen jene des Verkehrssektors im selben Zeitraum um 24 Prozent an und machten insgesamt 26 Prozent am Gesamtvolumen aus. Moderne Motoren tragen lediglich dazu bei, dass dieser Wert nicht noch höher ausfällt. Denn der technische Fortschritt steht einem stetig steigenden Verkehrsaufkommen mit einer wachsenden Zahl von Fahrzeugen gegenüber, ohne diese vollständig kompensieren zu können.

© Eurostat

Den größten Teil der CO2-Emissionen im Verkehrssektor verursachen Pkw.

Boost für die Forschung

Nun könnte die Automobilindustrie, deren Produkte für den größten Teil der Emissionen des Verkehrssektors (64 Prozent) verantwortlich sind, noch mehr in Zugzwang geraten. Wie wir wissen, versuchen die Hersteller ohnehin bereits, durch geänderte Produkt-Portfolios etwaigen Strafzahlungen bei Nichterreichung der Klima-Vorgaben zu entgehen. Die weitere Verschärfung der EU-Pläne bis 2030 (bislang war eine Verringerung von lediglich 40 Prozent im Gespräch) beschleunigt nun notwendigerweise die Forschung und Entwicklung im Sektor nachhaltiger Mobilität. Kritisch formuliert könnte man sagen, die Politik wälzt die Aufgaben des Klimaschutzes auf die Industrie ab, ohne selbst Lösungsvorschläge zu machen. Andererseits wollen wir uns gar nicht erst vorstellen, wie Autos aussehen sollen, die von EU-Parlamentariern mitentwickelt werden.

Wie nun die gesamte EU bis 2050 vollständig klimaneutral werden soll, bleibt trotzdem schwer greif- und begreifbar. Der Verkehrssektor allein wird es nicht richten – schließlich bläst jeder andere Industriezweig ebenso Treibhausgase in die Luft. Ganz zu schweigen von jedem einzelnen Bürger. Ein Lösungsansatz, der aus dem EU-Parlament zu hören war, ist eine umfassende Aufforstung, da Bäume ja CO2 binden. Ein neu gegründeter Klima-Rat aus 15 Experten soll nun die Erreichung der Ziele überwachen und begleiten.

Fazit

Mehr Lösungsansätze und weniger Vorgaben wären bei den Klimazielen der EU wünschenswert gewesen. Nun hängt es einmal mehr zum guten Teil an der Innovationskraft der Automobilindustrie, einen Effekt zu erzielen. Steigender Druck kann ja durchaus in der Lage sein, Prozesse und Ideenfindung zu beflügeln. Hoffen wir, dass sich diese Vermutung bewahrheitet.

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