Das Klischee von Koala und Känguruh ist fest in unserem Denken verankert, wenn es um Australien geht. Der Kontinent am anderen Ende der Welt hat aber auch in Sachen Autos Besonderheiten zu bieten, die sich von der europäischen Lage deutlich unterscheiden. Down Under hat handfeste Pragmatik die Oberhand, wo bei uns hochpreisige Luxus-SUV und trendige Elektroautos zum ganz normalen Straßenbild gehören, liebt man in Australien vor allem Autos, die einfach funktionieren.
Das liegt nicht zuletzt an der Infrastruktur. Lediglich rund 26 Millionen Einwohner verteilen sich auf eine Fläche von rund 22-mal der Größe Deutschlands, da ist logischerweise nicht jeder Weg geteert und die Entfernungen zwischen zwei Orten nicht selten vierstellig. Die Folge: Pick-ups sind in Australien das Maß der Dinge. Das kennt man zwar auch aus den USA, jedoch nicht in dieser Form. Denn die fetten Fullsize-Trucks vom Schlage eines Ford F-150 spielen Down Under keinerlei Rolle – zu durstig, zu unpraktisch, zu anfällig. Hier werden die auch bei uns bekannten Midsize-Modelle vor allem der japanischen Anbieter geschätzt.
Wobei "geschätzt" vielleicht eine kleine Untertreibung ist: In keinem anderen Land weltweit wurden über die Jahre mehr Toyota Hilux verkauft als in Australien. Das gilt auch für 2022, wo der Hilux mit über 64.000 Neuzulassungen einsam an der Spitze der Statistik thront. Auf Platz Zwei folgt: Ein Pick-up. Mit 47.479 Neuzulassungen hält der Ford Ranger zwar Respektabstand zur Japan-Konkurrenz, kommt aber ohnehin wie diese meist aus Thailand, wo die Asien-Pazifik-Produktion der führenden Pick-up-Produzenten läuft.
Toyota ist Marktführer
Immerhin kein Pick-up auf Platz 3, mit dem RAV4 dafür aber ein weiterer Toyota. Das verdeutlicht auch die Dominanz der Marke in Australien. Bei insgesamt 1.081.429 Neuzulassungen in 2022 (+3,0%) für Australien entfallen 231.050 auf Toyota. Die nächstplatzierte Marke, Mazda, kommt auf dem zweiten Platz auf nur 95.178 Neuzulassungen.

Deutsche Marken spielen zumindest stückzahlenmäßig keine große Rolle in Australien, sie sind vor allem im gehobenen und Luxus-Segment vertreten. Beste Marke ist hier Mercedes mit 31.281 Neuzulassungen, gefolgt von VW mit 30.946 Einheiten und BMW mit 22.696 neuen Fahrzeugen. Alle deutschen Marken haben zudem im vergangenen Jahr Verluste eingefahren, VW mit einem Rückgang um -24,1 Prozent am stärksten.
China auf Platz 3 der Herkunftsländer
Zugelegt haben dagegen chinesische Anbieter, die in Australien inzwischen nach den Japanern und Koreanern bereits auf dem dritten Platz der Herkunftsstatistik liegen. Erfolgreichstes chinesisches Modell auf dem australischen Markt ist das Kompakt-SUV MG ZS (Platz 8), ebenfalls von MG unter den Top 20 findet sich der MG 3, ein ab rund 12.000 Euro erhältlicher Kleinwagen, auf Platz 14.

Noch ein paar Fun Facts zum Schluss: Beliebteste Antriebsart bei australischen Autos ist der Benziner (51%) vor dem Diesel (33,4%). Elektroautos landen mit 3,4% bei den Neuzulassungen weit abgeschlagen, Plug-in-Hybride mit 0,5% Marktanteil unter der Wahrnehmungsgrenze. Am wenigsten neue Autos wurden im Bundesstaat Northern Territory (ca. viermal so groß wie Deutschland) zugelassen. Dessen rund 250.000 Einwohner gönnten sich im vergangenen Jahr gerade einmal 9.849 Neuwagen, Neuwagenverkäufer ist dort keine gute Berufswahl. Und mit 878.373 Neuzulassungen erreichen Geländewagen und Pick-ups in Australien einen Marktanteil von 81 Prozent. Good Oil! (Die Bedeutung dieses Australien-Slangs verraten wir jetzt nicht).