Abwrackprämie: 6.000 Euro für E-Auto-Kauf

ICCT-Studie zu Abwrackprämie als E-Auto-Förderung
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6.000 Euro für alte Diesel bei E-Auto-Kauf

Schrottplatz Schrottautos Autoverwertung Abwrackprämie © fotolinchen / iStockphoto / Getty Images 23 Bilder

Eine Abwrackprämie für alte Benziner und Diesel könnte Deutschland helfen, seine Klimaziele zu erreichen, so eine ICCT-Studie. Für den Kauf eines Elektroautos soll es bis zu 6.000 Euro geben, wenn dafür ein 15 Jahre alter Diesel oder ein 25 Jahre alter Benziner aus dem Verkehr gezogen wird.

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Deutschland droht seine Klimaziele im Verkehrssektor ohne zusätzliche Maßnahmen zu verfehlen. Laut einer neuen Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) besteht bis 2030 eine Lücke von 34 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalenten (CO2) im Pkw-Bereich. Diese Lücke muss geschlossen werden, um die nationalen Klimaziele zu erreichen. Eine Abwrackprämie für alte Diesel und Benziner könnte einen wesentlichen Beitrag leisten und zudem gesundheitliche Vorteile mit sich bringen, so die Studie.

Abwrackprämie für 15 Jahre alte Diesel

Die Bundesregierung diskutiert aktuell über verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der Emissionen im Verkehrssektor. Eine Option ist die Einführung einer Abwrackprämie. Diese sieht vor, dass Autobesitzer für die Verschrottung ihres alten Verbrennerfahrzeugs und den Kauf eines E-Autos eine Prämie erhalten.

Laut der ICCT-Studie wären besonders Diesel-Pkw, die älter als 15 Jahre sind, und Benziner, die mindestens 25 Jahre alt sind, im Fokus des Programms. Für die Verschrottung solcher Fahrzeuge könnten Prämien von 2.000 bis 6.000 Euro gezahlt werden, je nach Fahrzeugtyp und Alter. Ein 15 Jahre alter Diesel könnte zum Beispiel ein VW Golf VI TDI sein, ein 25 Jahre alter Benziner eine Mercedes C-Klasse der Baureihe W 202 (siehe Bildergalerie).

© Dani Heyne
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Bis zu 8 Millionen Autos betroffen

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist die hohe Effizienz des vorgeschlagenen Abwrackprogramms: Bei der Stilllegung von 8 Millionen Pkw – darunter 7 Millionen Diesel und 1 Million Benziner — könnten bis zu 11 Millionen Tonnen CO2e eingespart werden. Dies entspricht etwa einem Drittel der benötigten Einsparungen im Pkw-Bereich. Die Kosten pro vermiedener Tonne CO2e betragen bei Dieselfahrzeugen rund 313 Euro, bei Benzinern 255 Euro.

E-Fuels? Teuer und ineffizient

Laut der ICCT-Studie haben E-Fuels ein geringeres Emissionsminderungspotenzial. Durch synthetische Kraftstofffe könnten im Jahr 2030 maximal 190.000 Tonnen CO2e eingespart werden, was deutlich weniger als die 11 Millionen Tonnen beim Abwrackprogramm ist. Die Produktionskosten für in Deutschland hergestellte E-Fuels schätzt das Institut auf 910 Euro pro vermiedener Tonne CO2e, während sie bei importierten E-Fuels aus Ländern wie Brasilien rund 619 Euro pro Tonne betragen würden. Auch gesundheitliche Vorteile bieten E-Fuels nicht, da sie keine Luftschadstoffe reduzieren.

Wer soll die Prämie bezahlen?

Laut Studie stellt besonders die staatliche Finanzierung stellt eine Herausforderung dar. Zudem könnte eine freiwillige Teilnahme aufgrund fehlender Alternativen zum Individualverkehr oder mangelnder finanzieller Mittel zum Kauf eines E-Autos gering ausfallen. Die Studie schlägt vor, das Programm durch zusätzliche Maßnahmen zu ergänzen, wie etwa die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs und die Einführung von Tempolimits. Auch eine einkommensabhängige Abwrackprämie könnte die soziale Gerechtigkeit und die Akzeptanz des Programms steigern.

Das ist das ICCT

Das International Council on Clean Transportation (ICCT) mit Sitz in Washington, San Francisco und Berlin ist eine unabhängige Organisation, die technischer und wissenschaftliche Studien und Analysen erstellt. Das Ziel der Organisation, die von Stiftungen finanziert wird, ist den Straßen-, See- und Luftverkehr umweltfreundlicher zu gestalten. Das ICCT hat im September 2015 zusammen mit der West Virginia University in den USA den VW-Dieselskandal aufgedeckt.

Fazit

Laut einer ICCT-Studie könnte ein Abwrackprogramm für ältere Diesel- und Benzinfahrzeuge helfen, ein Drittel der benötigten CO₂-Einsparungen im Pkw-Bereich zu realisieren. Auch bei der Reduktion von Luftschadstoffen wie Feinstaub und Stickoxiden würde ein solches Programm Vorteile bringen, insbesondere durch die Verringerung von Luftschadstoffen.

Alternative Ansätze wie E-Fuels wären vergleichsweise teuer und hätten nur einen geringen Nutzen. Fraglich ist jedoch, wie eine Abwrackprämie finanziert werden soll, ob sie sozial gerecht ist und ohne weitere Maßnahmen überhaupt den erwarteten Nutzen bringt. Die Autoren der Studie schlagen darum auch Tempolimits vor.

Fraglich ist auch, wie viel Schadstoffe wirklich eingespart werden, wenn ein funktionierendes Auto mit Euro-4-Abgasnorm nur deswegen verschrottet wird, weil der Staat eine Prämie dafür bezahlt. Während der ersten Abwrackprämie 2009 landeten außerdem zahlreiche künftige Youngtimer und Oldtimer auf dem Schrottplatz. Das könnte auch bei einer Abwrackprämie 2.0 passieren.

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