IAA-Fazit 2021: Läuft. Geht so aber nicht weiter.

IAA-Fazit 2021
Läuft. Geht so aber nicht weiter.

Das Ende der IAA in Frankfurt war für viele gleichbedeutend mit dem Ende der IAA insgesamt. Mich eingeschlossen. Warum sollten denn bitte eine automobile Leistungsschau in München funktionieren, die in Frankfurt gescheitert ist? Wir kennen die Antwort: gar nicht. Das Problem: Die Finanzierung des Verbandes VDA basiert zum Großteil auf den Einnahmen der IAA. Und deshalb haben sie sich die "IAA Mobility” ausgedacht. Ein bisschen automobile Leistungsschau, ein bisschen Festival, ein bisschen Fachkongress und ein bisschen Mobilitäts-Vergnügungspark. Konkret: Ein Triple aus klassischer Messe, innerstädtischen Erlebniswelten und einer Ausprobier-Route dazwischen. Irgendwie nachvollziehbar, aber eben nicht wirklich konsequent.

Wer damit bei den durch Transformation und Digitalisierung bis in die Haarspitzen gestressten VDA-Verbandsmitgliedern vorspricht, muss vom Shitstorm bis zur La-Ola-Welle auf alles vorbereitet sein. Und genau so kam es eben auch. VW-Chef Herbert Diess parkte seinen VW-Konzern früh in der Anti-Ecke, BMW und Mercedes gingen die Idee mit und der Rest verteilte sich irgendwie dazwischen. Keine Überraschung. Weil der Weg in die Mobilität der Zukunft bei jedem Hersteller mit unterschiedlichen Schwerpunkten und vor allem Geschwindigkeiten angegangen wird. Ein klassisches Dilemma: Wie soll ein Verband, dessen Mitglieder sich nicht einig werden, ein Konzept finden, das alle mittragen? Auch diese Antwort kennen wir: gar nicht.

B2B oder Publikumsmesse?

Und deshalb erleben wir in München eben eine Veranstaltung, die nichts so richtig richtig macht. Und die vor allem nicht weiß, ob sie eine große Publikumsveranstaltung sein will, oder vielleicht doch ein B2B-Event für Branchen-Insider. Entsprechend verheerend fällt die mediale Beurteilung aus. Und auch ich bin der Meinung, dass die IAA Mobility gescheitert ist. Aber nur als Gesamtkunstwerk. Macht man sich nämlich die Mühe, die einzelnen Elemente gesondert zu betrachten, ergibt sich ein anderes Bild.

Medialer Magerquark

Wichtigster erster Schritt: Wir Journalisten müssen aus unserer Medien-Bubble raus. Ja, der Pressetag am Montag war ein komplettes Desaster. Warum? Weil die Open Spaces, das neue Element der Messe, über das wir alle wirklich gerne berichtet hätten, noch gar nicht geöffnet hatten. Closed Spaces. Wurde im Vorfeld nur mangelhaft kommuniziert. Deshalb blieb nur die klassische Messe, die ja jetzt "Summit” heißt. Wenig Weltpremieren, von denen viele auch noch außerhalb stattfanden. Warum? Weil eben zum Beispiel die Sub-Marken des VW-Konzerns (Audi, Skoda, Seat, Porsche und Co.) gar nicht auf dem Summit vertreten waren, sondern nur Open Spaces anbieten wollten. Die waren ja aber noch zu. Also weite Wege. In irgendwelche Hotels und Industriegebiete. Leerstand auf der Messe trifft Leerlauf bei der Berichterstattung. Ein medialer Magerquark. Vor diesem Hintergrund sind die ersten vernichtenden Kritiken (die ja vor allem am Montag entstanden), durchaus nachvollziehbar.

Der Fairness halber muss man aber eben auch sagen, dass die Sache am Dienstag, der ersten "echten” Öffnungstag, deutlich anders aussah. Da wurde es richtig voll. In den Summit-Hallen, in denen es wirklich etwas Neues zu sehen gab. Und überall dort, wo man Mobilität ausprobieren konnte, vom E-Bike bis zum batterieelektrischen Pkw. Gut besuchte Open Spaces, Hochbetrieb auf den Fahrrad-Teststrecken. Heißt für mich: Mobilität ist für die Menschen ein Thema. Vor allem dann, wenn diese Mobilität erlebbar wird.