Beide Unternehmen haben bereits im Frühjahr 2022 eine strategische Allianz gegründet. Das Ziel: Bei den Themenfeldern Elektro-Mobilität und Mobilitätsdienstleitungen zusammenzuarbeiten. Zudem wollen beide Partner in einem Joint Venture (Sony Honda Mobility – SHM) Elektroautos bauen und vertreiben. Das neue Gemeinschaftsunternehmen ging als unabhängige Einheit 2022 an den Start. Ein späterer Börsengang des neuen Unternehmens ist denkbar.
Ziel der Allianz ist es, die Expertise von Honda in den Bereichen Mobilitätsentwicklung, Fahrzeugkarosseriebau und After-Sales-Service-Management mit dem Know-How von Sony in der Entwicklung und Anwendung von Bildgebungs-, Sensor-, Telekommunikations-, Netzwerk- und Unterhaltungstechnologien zusammenzuführen. Daraus soll eine neue Generation von Mobilitätsanwendungen und Services hervorgehen. Beides soll sich eng an Nutzern und Umwelt orientieren und kontinuierlich weiterentwickeln.
Erster Sony Honda Afeela als Prototyp
Auf der CES in Las Vegas 2023 hatten die Partner das erste Gemeinschaftsmodell in einer Vorpremiere enthüllt. Verkündet wurde auch der Markenname Afeela, unter dem die neuen Autos vertrieben werden sollen. Er leitet sich vom englischen Wort feel ab. 2024 folgte an gleicher Stelle ein Update, die CES 2025 brachte jetzt schließlich die Premiere des Serienmodells, das auf den Namen Afeela 1 hört.
Der erste, noch namenlose Prototyp trat als glatt gezeichnete Fließheck-Limousine an; Beobachter erkannten das Vision-S Concept Car mit neu gezeichneter Front. 4,92 Meter Länge, 1,90 Meter Breite und eine Höhe von 1,46 Meter ordnen das Modell der Oberen Mittelklasse zu. Drei Meter Radstand versprechen zudem üppige Platzverhältnisse für die fünf Passagiere. Das Fahrwerk setzt auf Luftfederung, die Räder messen 21 Zoll im Durchmesser und sind mit Reifen in den Dimensionen 245/40 vorn und 275/35 hinten bezogen.
Die elektrische Antriebstechnik setzt sich aus jeweils 180 kW starken Permanentmagnet-Synchronmotoren an beiden Achsen sowie einer 91 kWh großen Lithium-Ionen-Batterie zusammen. Geladen werden kann der Energiespeicher per NACS-Standard mit 11 bis 150 kW. Ladezeiten werden bislang nicht genannt. Die maximale Reichweite soll nach EPA-Standard bei 300 Meilen (rund 483 Kilometer) liegen. Mitbringen soll das Modell zudem autonomes Fahren nach Level 2 sowie ein Cloud-basiertes User-Interface. Dazu setzt Sony-Honda auf 45 Kameras und Sensoren in und am Fahrzeug sowie das Qualcomm Snapdragon Digital Chassis mit einer Rechenleistung von 800 TOPS.
Mit der Umgebung kommuniziert der Afeela über Lichteinrichtungen in der Front. Das Cockpit setzt auf Bildschirme über die gesamte Breite, wobei die beiden äußeren Displays die Bilder der Kamera-Rückspiegel wiedergeben. Das Lenkrad ist oben offen und unten abgeflacht. Die sichtbaren Bedienelemente reduzieren sich auf zwei Lenkstockhebel, Tasten auf dem Lenkrad und der Armaturentafel sowie einen Controller auf der Mittelkonsole. Für ein luftiges Ambiente sorgt ein Glas-Panoramadach. Das Interieur wird mit nachhaltigen Materialien gestaltet, wobei die Textilien sogar die Luft reinigen sollen.
Update zur CES 2024
Sony Honda Mobility hatte auf der CES 2024 eine aktualisierte Version des Afeela-Prototyps vorgestellt, die in diesem Stand bereits ganz nah an der Serienversion sein sollte. Optisch profitiert der Viertürer von einem überarbeiteten Frontdesign. Der vordere Stoßfänger trägt nun unten in der Schürze einen schwarzen Streifen, der zusammen mit einer neuen Frontspoilerlippe den Look etwas sportlicher machen soll. Hinzu kommen ein beleuchtetes Emblem auf einer neuen Blende zwischen den ebenfalls neu gestalteten Scheinwerfern. Die bisher verbauten Außenkameras mussten konventionellen Rückspiegeln weichen. Die Räder schrumpfen in der Standardversion auf 19 Zoll Durchmesser und tragen 225/55er-Reifen vorn und 245/50er-Pneus hinten.
In der Heckansicht zeigt sich eine neu gezeichnete Schürze, ebenfalls mit schwarzem Einleger und zusätzlichem Diffusorelement. Zusätzlich wurde in den Heckdeckel ein aktiver Spoiler integriert. Im Kofferraum unter der großen Klappe sollen bis zu 765 Liter Gepäck Platz finden. Im Innenraum zeigt sich die Mittelkonsole neu gestaltet und um zwei induktive Ladeschalen ergänzt.
Nachgelegt wurde aber auch auf der elektronischen Ebene. Die Assistenzsysteme sollen über KI vernetzt und optimiert werden, zudem setzt Afeela beim In-Car-Gaming mit Polyphony Digital und Epic Games auf neue Partner. Mit Microsoft und deren Azure OpenAI-Software soll ein neuer persönlicher, selbstlernender Assistent Einzug halten. Verschiedene Ausstattungs-Optionen werden als Abomodell angeboten, wobei Käufer zunächst ein dreijähriges kostenloses Abonnement für Dienste wie den "Afeela Personal Agent" und autonome Fahrfunktionen erhalten. Am jetzt auf der CES 2025 vorgestellten Modell lassen sich keine signifikanten Veränderungen feststellen.
US-Marktstart Ende 2025
Starten wird der Afeela 1 zunächst ausschließlich auf dem US-Markt und dort speziell im Bundesstaat Kalifornien. Dort öffnen die Auftragsbücher im Januar 2025, im Rest der USA kann erst ab Ende 2025 bestellt werden. Als Reservierungsgebühr werden 200 Dollar verlangt. Erste Demofahrten sind für Anfang 2026 eingeplant, die ersten Auslieferungen sollen ab dem Frühjahr 2026 erfolgen. Weitere Märkte könnten später folgen, wurden aber bislang noch nicht kommuniziert.
Vom ursprünglich geplanten Abo-Modell hat man wieder Abstand genommen. Jetzt können Kunden den Afeela 1 kaufen. Zum Marktstart wird eine voll ausgestattete Signature Edition zu Preisen ab 102.900 Dollar (umgerechnet rund 99.000 Euro) aufgelegt. Ab 2027 kann der Afeela 1 auch in der Ausstattungsvariante Origin zu Preisen ab 89.900 Dollar (umgerechnet rund 86.600 Euro) bestellt werden. Gebaut wird der Afeela 1 bei Honda im Werk Ohio.
Im Januar 2022 hatte Sony auf der CES in Las Vegas mit dem Sony Vision-S 02 seine zweite Elektroauto-Studie vorgestellt und dabei mitgeteilt, dass man sehr ernsthaft den Einstieg in den Elektroautomarkt prüfen möchte. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings noch nicht klar, dass der Konzern eine japanische Allianz mit Honda schmieden würde. Beim Aufbau der Studie wurde Sony von den Automobilzulieferern Magna, Benteler, Bosch und ZF unterstützt.