Selbstverständlich gucken wir, bevor wir die Tür unseres parkenden Autos öffnen. Aber manchmal eben nur in den Seitenspiegel. Und der reicht im Ernstfall nicht aus. Nämlich genau dann nicht, wenn sich ein Fahrrad- oder neuerdings auch E-Scooter-Fahrer im toten Winkel befindet, übersehen wird und gefährlich von der aufschwingenden Autotür gebremst wird. Die schweren Stürze sind häufig mit Kopf- oder Beinverletzungen der Fahrradfahrenden verbunden, weshalb der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) nun die Kampagne „Kopf drehen, Rad Fahrende sehen!“ startete.

Oberkörper dreht sich bei Holländer-Griff automatisch
Diese sogenannten Dooring-Unfälle können wir Autofahrer vermeiden, indem wir die Tür mit der rechten statt mit der linken Hand öffnen – das ist der Holländer-Griff. Durch diese Bewegung dreht sich unser Oberkörper mitsamt dem Kopf automatisch in die Richtung des rechten Winkels, der weder durch den Rück- noch den Seitenspiegel sichtbar ist. Der holländische Griff ist also ganz einfach und durch einige Wiederholungen schnell im Bewegungsapparat gespeichert. Dass auch Beifahrer und Gäste im Fond auf diese Art zur Tür greifen ist natürlich ratsam – der Beifahrer öffnet die Tür dann mit der linken Hand und die Mitfahrenden auf der Rückbank eben jeweils mit der Hand, die weiter weg ist von der Tür.
Nicht mal jeder 10. Autofahrer denkt an Fahrradfahrer
Dooring-Unfälle sind eine Kampagne wert, denn sie sind weitaus gefährlicher als oft angenommen. Und sie passieren häufig, weil Autofahrer gar nicht mit Fahrrad- und E-Scooter-Fahrern rechnen, wie der Deutsche Verkehrssicherheitsrat beschreibt: „Eine aktuelle Forsa-Umfrage im Rahmen der Kampagne zeigt: Mehr als jeder zehnte Auto Fahrende (13 Prozent) denkt beim Aussteigen aus dem Fahrzeug selten oder nie daran, dass sich Rad Fahrende von hinten nähern könnten.“ Befragt wurden laut DVR im Zeitraum Mai und Juni 2019 über als 1.000 regelmäßig (mehrmals im Monat) Autofahrer, die regelmäßig, also mehrmals im Monat Auto fahren, und um die 1.000 Fahrradfahrer über 18 Jahre, die ebenfalls mehrmals im Monat Rad fahren.
Dutch Reach, niederländischer Griff, Holländer-Griff oder holländischer Griff heißt diese Art Autotüren zu öffnen, weil sie bei unseren Nachbarn längst Tradition ist. Die Niederländer lernen das spätestens in der Fahrschule, meist aber schon im Kindesalter von den Eltern. Eine Fondtür ist für einen Fahrradfahrer nämlich nicht weniger gefährlich als eine Fahrer- oder Beifahrertür.