Google Maps wegen tödlichem Unfall verklagt

Google Maps verantwortlich für tödlichen Unfall?
Witwe verklagt Kartendienst

Philip Paxson, Vater zweier Töchter, ist am 30. September 2022 im US-Bundesstaat North Carolina von der neunten Geburtstagsfeier seiner Tochter zurück zu seinem Wohnort gefahren. Der befindet sich in der zirka 84 Kilometer nordwestlich der Bundesstaat-Hauptstadt Charlotte gelegenen Stadt Hickory. Die Feier fand in einem für Paxson bis dahin unbekannten Stadtteil namens Hickory Woods statt – er war noch nie zuvor in der Gegend. Als Orts-Unkundiger hatte sich der Verkäufer medizinischer Geräte bei der zehnminütigen Rückfahrt auf eine Navigation per Google Maps verlassen – seine Frau war verabredungsgemäß mit den Töchtern schon eher nach Hause gefahren. Philip half noch beim Aufräumen.

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Um 23:00 Uhr befuhr Paxson mit seinem Jeep Gladiator bei Dunkelheit und Regen eine Brücke über den Snow Creek. Diese von Google Maps ausgewiesene Brücke hatte der Bach allerdings bereits 2013 unterspült und zum Einsturz gebracht – bis heute (September 2023) ist die Brücke zwar nicht repariert, aber Betonbarrieren versperren inzwischen die Zufahrt. Der Vater ist mit seinem Pick-up sechs Meter tief in den Bach gestürzt und ertrunken. Wie die CBS-Tochter WBTV bereits 2022 berichtet hat, fand die Polizei den schräg auf dem Dach liegenden und teilweise im Wasser versunkenen Jeep mit dem Ertrunkenen im Innenraum. Die Polizisten stellten fest, dass es zum Unfallzeitpunkt entlang der ausgewaschenen Fahrbahn weder Absperrungen noch Warnschilder gab.

ins Wasser gestürzter Jeep Gladiator
Saltz Mongeluzzi Bendesky

Google soll nicht auf Hinweise reagiert haben

Paxsons Frau Alicia macht Google für den tödlichen Unfall verantwortlich, weshalb sie den Suchmaschinen- und Online-Kartenanbieter vor dem North Carolina Superior Court (Wake County) auf Schadensersatz verklagt hat (A. Paxson v. Google, LLC, Tarde, LLC, et al./ 23CV026335-910). Die beauftragten Anwälte der in Philadelphia ansässigen Kanzlei Saltz Mongeluzzi Bendesky betonen, dass die Einwohner der Gegend Google seit fünf Jahren mehrfach über die eingestürzte Brücke unterrichtet und um eine digitale Umleitung des Verkehrs gebeten hätten. Bei den Anwohnern soll die Brücke seit Jahren Bridge to Nowhere geheißen haben. Auch den Eigentümer der an einer Privatstraße gelegenen Brücke hat die Witwe verklagt – schließlich hätte dieser die Brücke weder sofort repariert, noch hätte er umgehend Warnschilder, Barken oder Barrieren aufgestellt.

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Alicia Paxsons Anwälte gehen davon aus, dass Google eine permanente Aktualisierung seiner Karten als rechtlich verbindliche Eigenschaft zugesichert hätte. Dieses Update sei im vorliegend Fall unterblieben, weshalb Google für das Unglück verantwortlich sei. Gegenüber CBS News hat ein Google-Vertreter erklärt, dass man die Klage prüfe. Google Maps zeigt die betreffende Straße inzwischen nicht mehr an (Google-Koordinaten: 35.78161520062614, -81.28303869125774), bei Google Street View ist die Betonbarriere zwar aus der Ferne zu erkennen, beim näheren Heranfahren wechselt das Datenmaterial anscheinend aber auf einen Stand von vor 2013.