Die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ist mit ihrem Antrag für einen bezahlbaren Führerschein im Verkehrsausschuss gescheitert. Er wurde von der AfD-Fraktion unterstützt, jedoch mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP sowie der Linken abgelehnt.
Laut Union seien viele junge Menschen nicht mehr in der Lage, den Führerschein selbst zu finanzieren. Er sei jedoch gerade im ländlichen Raum eine wichtige Voraussetzung, um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können. Die zentrale Forderung: Die Weiterbildung von Fahrlehrern zu Fahrprüfern zu erleichtern und die Anerkennungsvoraussetzungen von einem Ingenieurstudium oder einer Ingenieurausbildung zu entkoppeln. Zudem sollten für die Fahrprüfung ebenfalls Prüfer von Bundeswehr sowie Bundes- und Landespolizei temporär zugelassen werden, um Engpässe bei den Prüfterminen zu vermeiden. Zudem spricht sich die Union dafür aus, den Einsatz von Fahrsimulatoren in der Führerscheinausbildung zu ermöglichen.
Hohe Durchfallquoten als Kostentreiber
Die Parteien der Regierungskoalition wiesen darauf hin, dass die hohen Führerscheinkosten zu einem großen Teil auf die steigende Zahl von nicht bestandenen Fahrprüfungen zurückzuführen seien. Vor allem bei den Theorieprüfungen betrage die Durchfallquote bis zu 50 Prozent. Gegen den Einsatz von Fahrsimulatoren sei zwar prinzipiell nichts einzuwenden, allerdings könnten sich diese nicht alle Fahrschulen leisten beziehungsweise führe deren Anschaffung zu weiteren Kosten. Die FDP verwies zudem darauf, dass sich die zuständigen Bundesländer gegen eine Öffnung bei der Abnahme der Fahrprüfungen durch TÜV und Dekra gesperrt hätten.
In ihrem Antrag stützte sich die Unionsfraktion auf Mitte August 2024 veröffentlichte Zahlen. Einem damaligen Bericht der "Welt am Sonntag" zufolge kostete der Erwerb eines Führerscheins in Deutschland im Vorjahr erstmals mehr als 3.000 Euro. Das habe eine Branchenumfrage des Vereins "Moving International Road Safety Association" ergeben. Demnach seien die Kosten für eine Fahrerlaubnis der Klasse B 2023 auf durchschnittlich 3.070 Euro gestiegen.
Steigerungen höher als Inflation
Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise von 2022 auf 2023 um 7,6 Prozent gestiegen. Die Verbraucherpreise sind im selben Zeitraum nur um 5,9 Prozent gestiegen. In den Jahren zuvor registrierte das Statistische Bundesamt ebenfalls Steigerungen oberhalb der Inflationsrate: 2022 bezahlten Fahrschüler im Schnitt 10,8 Prozent mehr als im Vorjahr und 2021 lag die Steigerung bei 9,6 Prozent. Zum Vergleich die Inflationsraten von 2022 und 2021: 6,9 und 3,1 Prozent. Die Steigerung der durchschnittlichen Kosten für den Auto-Führerschein war im Jahr 2022 die höchste seit 1992. Laut TÜV-Verband wurde der Auto-Führerschein von 2020 bis 2023 um 31 Prozent teurer.
Der Verband führt die gestiegenen Preise auf höhere Kosten für Personal und Ausbildungsfahrzeuge zurück, sieht jedoch gleichzeitig angesichts der Preisentwicklung und dem Rückgang der Bestehensquote "Handlungsbedarf bei der Fahrausbildung." Denn für viele Menschen, besonders in ländlichen Regionen, sei das Auto "ein unverzichtbares Verkehrsmittel", so Fani Zaneta vom TÜV-Verband. Der Führerscheinerwerb dürfe deshalb nicht zum Kraftakt werden.
Auto-Führerschein kann 4.500 Euro kosten
Die Bandbreite der Führerschein-Kosten ist groß: Zwischen 2.500 und 4.500 Euro kann laut Berechnungen des ADAC eine Fahrerlaubnis der Klasse B kosten. Laut Moving bezahlt gut ein Fünftel der Fahrschüler 3.500 bis 4.500 Euro. Vier Prozent reicht auch das nicht. Regional betrachtet gibt es jedoch große Unterschiede: In der Stadt benötigen Fahrschüler typischerweise mehr Fahrstunden als auf dem Land. Der Hamburger Fahrschulverband bezifferte die Kosten eines Führerscheins in der Hansestadt auf 3.500 bis 3.800 Euro, während er in München bis zu 4.500 und in Cottbus 2.300 bis 2.500 Euro koste, so "Die Zeit" in einer Meldung von Sommer 2023.
Gleichzeitig legten so viele Menschen wie noch nie eine Fahrprüfung ab: Laut TÜV-Verband haben von Januar bis September 2023 Führerschein-Anwärter rund 1,52 Millionen theoretische Prüfungen abgelegt. Das sind 9,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der praktischen Prüfungen stieg im Vergleich zu den ersten neun Monaten des Vorjahres um 0,5 Prozent auf 1,32 Millionen.
Was kostet ein Führerschein?
Was ein Führerschein kostet, hängt vom Lerntempo des Kandidaten und den Gebühren der Fahrschule ab. Die muss ihre Gebühren in den Geschäftsräumen aushängen und einhalten. Die Grundgebühr für den theoretischen Unterricht liegt laut ADAC zwischen 350 und 565 Euro. Darin sind zwölf Doppelstunden à 90 Minuten und zwei Zusatzstunden enthalten.
Eine Fahrstunde von 45 Minuten kostet je nach Anbieter und Region 55 bis 77 Euro. Pflicht sind zwölf Sonderfahrten, die mit bis zu 95 Euro berechnet werden. Dazu kommen 88 bis 119 Euro für Lernmaterial wie Apps und Bücher. Die Fahrschule berechnet für die theoretische Prüfung laut ADAC zwischen 60 und 137 Euro und für die praktische Prüfung 160 bis 289 Euro.
Hinzu kommen die Gebühren von TÜV oder Dekra: 25 Euro für die Theorie-Prüfung und 130 Euro für die Praxis. Ein Erste-Hilfe-Kurs, der bei Anbietern wie etwa dem Deutschen Roten Kreuz etwa 50 Euro kostet, ist ebenso Pflicht wie ein Sehtest (rund sieben Euro) und ein biometrisches Passfoto (rund zehn Euro). Je nach Bundesland sind für den Führerscheinantrag bei der Straßenverkehrsbehörde zwischen 38 und 70 Euro fällig.