Ford Europa in der Krise: 5 Gründe, warum Ford bald fort ist

Ford Europa in der Krise
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5 Gründe, warum Ford bald fort ist

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Ford Europa steht mit dem Rücken zur Wand. Das hat viele Ursachen. Jens Dralle, Ressortleiter Test & Technik, Auto-Fan und eigentlich ein Freund der Marke, benennt die wichtigsten von ihnen schonungslos.

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Derzeit machen mehrere Negativmeldungen über Ford die Runde. Darunter der Produktionsstopp des Ford Focus. Schon länger angekündigt, ja, doch dass das nun tatsächlich passiert, bedeutet auch: Die Marke versinkt in der Bedeutungslosigkeit. Wer dafür noch eine detaillierte Begründung braucht: Bitte schön!

1. Grund: die Abkehr vom Focus

Natürlich: das Produktionsende des Focus. Er war das letzte Modell der Marke, das nicht nur deren Kernwerte (hoher Nutzwert, modernes Design, ausgeprägte Fahrdynamik) wunderbar verkörperte. Obendrein passte er wegen seines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses besser zur aktuellen Marktsituation als alle anderen Produkte der Marke. Auch weil im Angebot von Ford eh schon übel geholzt wurde. Auf der Streichliste allen voran …

2. Grund: der Verzicht auf den Fiesta

Natürlich: der Ford Fiesta. Sozusagen die Seele des Werks in Köln. Mit ihm starb im Übrigen auch der letzte in Deutschland gebaute Kleinwagen überhaupt. Er war so etwas wie der Focus in klein: Praktisch, hübsch anzuschauen, unterhaltsam zu fahren, dazu bot er den Kunden einen guten Gegenwert für die Kosten. Hinzu kommt, dass mit Fiesta und Focus noch ein weiteres Alleinstellungsmerkmal von Ford hops ging, nämlich …

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3. Grund: Aufgabe des sportlichen Kerns

Natürlich: die ST-Varianten. Hey, was war gerade der Fiesta ein Kurvenheld der allersympathischsten Sorte! Ja, sein anfänglich günstiger Preis von rund 20.000 Euro schraubte sich rasch nach oben, wie bei allen Autos. Und dennoch: Mehr Fahrspaß fürs Geld gab’s nicht, höchstens genauso viel. Bei Hyundai mit dem i20N. Die Koreaner begingen den gleichen Fehler wie Ford und strichen die Sport-Varianten, behalten aber immerhin die Verbrenner-Basis. Aber das ist eine andere Geschichte. Na, der 200 PS starke Fiesta ST zeigte sich empfänglich für einlenkaktive Lastwechsel, bot ein gut abgestimmtes manuelles Getriebe und blieb dennoch auf der dezenten Seite.

Gilt alles auch für den Focus ST. Dass dessen heiße RS-Variante (Fünfzylinder-Turbomotor! Später immerhin Allradantrieb mit Torque-Splitter-Diff!) schon länger Geschichte ist, sei hier nur am Rande erwähnt. Denn vor allem muss sich Ford sträflichen Umgang mit wirklich guten Großserienmodellen vorwerfen lassen – wie …

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4. Grund: belanglose Modelle

Natürlich: dem Kuga. Der verkam beim Wechsel von Generation zwei auf drei zu einem völlig belanglosen Auto, das keinen echten Kaufgrund offenbarte. Denn Generation zwei gelang es, bei einem ordentlichen Restkomfort über Lenkung und Fahrwerksabstimmung so etwas wie der Gaudibursch unter den Kompakt-SUV zu werden. Dazu gab’s ein Design, das noch immer modern wirkt, und auch das gesamte Package passt. Immerhin gewinnt der aktuelle Kuga zumindest optisch durch das Facelift etwas – doch er bleibt belanglos.

Und nicht nur den SUV betrifft das. Auch der Mondeo war speziell in Generation zwei (wir rechnen das Facelift der Generation eins nicht mit) besonders: fahraktiv, geräumig, preiswert. Das traf ebenfalls noch auf Nummer drei zu, auf der auch der erste S-Max basierte – ein weiteres besonderes Auto. Doch Besonderheiten sollen nun aus den USA kommen. Mit dem Mustang gelingt das wirklich gut, doch bereits der zweite Versuch ging schief, nämlich der mit dem …

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5. Grund: E-Autos passen nicht zur Marke

Natürlich: Mustang Mach-E. Spätestens mit Explorer und Capri erscheint der bestenfalls durchschnittliche Elektro-Crossover überflüssig. Aber ob die beiden es richten? Über den Namen des Capri ist schon genug geschrieben worden – und der ist auch nicht das größte Problem. Das ist nämlich die Tatsache, dass in Fords ureigenem Segment der preiswerten Großserienfahrzeuge mit unterhaltsamem Fahrverhalten diese beiden die falschen Autos sind. Weil der E-Antrieb im Vergleich zum Verbrenner für Privatkunden zu teuer und zu kompromissbehaftet ist. Und weil beide zwar schön, aber nicht besonders fahren.

Fazit

Neben diesen modellpolitischen Ursachen gibt es noch zahlreiche weitere Probleme auf wirtschaftlicher Seite, die Ford Europa schnellstmöglich lösen sollte. Wir wünschen der Marke dabei viel Glück, denn wenigstens der Standort Köln muss erhalten bleiben.

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