Flottenverbrauch 2025: Luca de Meo befürchtet hohe Strafen

Flottenverbrauch 2025
:
Strafen in Milliardenhöhe für Europas Hersteller

Ford Ranger, VW Amarok © Hans-Dieter Seufert 6 Bilder

2025 verschärft die EU die CO₂-Flottenziele deutlich. Nachdem bereits die Dataforce-Statistiken für einige Hersteller Nachzahlungen wegen der CO₂-Flottengrenzwerte angedeutet haben, wird nun Renaults CEO Luca de Meo noch direkter.

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Er befürchtet, wegen der schwachen E-Auto-Nachfrage drohen den europäischen Herstellern Geldstrafen in Höhe von 15 Milliarden Euro. "Wenn die Elektrofahrzeuge auf dem heutigen Niveau bleiben, muss die europäische Industrie nach unseren Berechnungen möglicherweise 15 Milliarden Euro an Strafen zahlen oder sie muss die Produktion von mehr als 2,5 Millionen Fahrzeugen aufgeben", sagte der Renault-Chef in einem Interview mit dem französischen Rundfunksender France Inter. Er meint, die Geschwindigkeit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge sei nur halb so hoch, wie das Tempo, das nötig wäre, um keine Strafen zahlen zu müssen.

Die Verschärfung der Grenzwerte ist laut de Meo kein geeigneter Weg, um den CO2-Ausstoß zu verringern. Er fordert hingegen mehr Flexibilität bei den Fristen. Außerdem kritisiert er, dass sich die Hersteller zu sehr auf langfristige Ziele fokussieren, wie das Verbrenner-Aus 2035. Dabei würde die Industrie übersehen, dass es schon kommendes Jahr schwer wird, die gesetzten Ziele zu erreichen.

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Nur zwei Hersteller schaffen den Grenzwert

Nach Vorgaben der EU sinkt der Schwellenwert für die CO₂-Flottenziele der Autohersteller von derzeit 116 g/km ab 2025 auf nur noch 93,6 g/km. Nach einer Auswertung der Analysten von Dataforce liegen aktuell nur zwei Hersteller unter dem neuen Schwellenwert. Besonders weit darüber liegen noch VW und Ford. Die Nichteinhaltung der CO₂-Grenzwerte kann zu saftigen Geldstrafen führen, die sich für große Autohersteller auf Hunderte von Millionen Euro belaufen können.

Nach den Dataforce-Daten liegen von den Autobauern, die auch noch Verbrennungsmotoren in ihrem Portfolio anbieten, nur Geely (Volvo, Polestar etc.) und die SAIC Group (MG) unter dem Schwellenwert von 93,6 g/km. Vergleichsweise nah dran sind Toyota (105 g/km) und BMW (106 g/km). Alle anderen Hersteller stehen aber noch vor erheblichen Anstrengungen, wenn sie den Schwellenwert erreichen wollen. Dies gilt insbesondere für den VW-Konzern und Ford. VW liegt laut der Dataforce-Auswertung derzeit bei 123 g/km, Ford sogar bei 125 g/km. Andere Volumenhersteller wie Stellantis (113 g/km), Renault-Nissan-Mitsubishi (114 g/km) oder die Hyundai Motor Group (108 g/km) stehen besser da, liegen aber ebenfalls noch deutlich über dem neuen Grenzwert.

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Im Jahr 2023 hatten alle großen Autokonzerne ihre durchschnittlichen Emissionen unter ihre individuellen gewichtsbereinigten Ziele gesenkt. Auch für 2024 sind laut Dataforce die Ziele in Reichweite. Sieben der zehn größten Konzerne liegen bereits unter ihren Zielen. Die VW-Gruppe, Renault-Nissan-Mitsubishi und Ford liegen leicht darüber, sollten aber in der Lage sein, die noch erforderlichen ein bis zwei g/km Reduktion in der zweiten Jahreshälfte zu erreichen.

Mehr E-Autos verkaufen, Preise senken

Der naheliegendste Weg für die Autobauer, die verschärften CO₂-Flottenwerte zu erreichen, wäre ein gesteigerter Absatz von Elektromodellen. Allerdings zeigt sich genau in diesem Bereich die Kundschaft derzeit eher zurückhaltend. Wenig hilfreich war dabei auch das Ende der Elektroautoförderung in Deutschland, dem größten Elektroautomarkt in Europa.

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Dass ein ausreichend hoher Elektrifizierungsgrad erreicht wird, hält Dataforce "aus heutiger Sicht" für beinahe ausgeschlossen. Die Elektrifizierung ist jedoch kein linearer Prozess, sondern erfolgt schrittweise. In der Vergangenheit war der Sprung von 2019 auf 2020 erstaunlich groß. Allerdings sei es schwieriger geworden, Kunden davon zu überzeugen, sich für ein Elektroauto anstelle eines Verbrenners zu entscheiden. Das gehe nur mit einer Veränderung der Preisstruktur. Der derzeitige Rückgang der Lithium- und Batteriepreise ermöglicht einige Preissenkungen in der Lieferkette, aber die Autobauer müssen auch an anderer Stelle die Kosten senken, um rentabel zu bleiben. Die Steigerung der Produktion und der Ersatz von teuren NMC-Batterien durch LFP-Batterien können alternative Optionen sein. Die Hersteller werden wahrscheinlich Rabattaktionen für Verbrenner-Fahrzeuge einstellen und sich auf Elektroautos konzentrieren. Nicht zuletzt werden kleinere und erschwinglichere Modelle dazu beitragen, den Übergang zum Massenmarkt zu schaffen.

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Strafzahlung oder CO2-Pooling

Die Überschreitung von CO₂-Grenzwerten kann für die Hersteller zu erheblichen Geldstrafen führen. Diese werden berechnet als 95 Euro multipliziert mit der jeweiligen CO₂-Überschreitung in g/km und dem Zulassungsvolumen. Für große Konzerne kann dies zu Strafen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro führen. Eine weitere Option zur Einhaltung der CO₂-Vorschriften ist das CO₂-Pooling.

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In den letzten zwei Jahren gab es keinen großen Bedarf für Pooling, aber 2021 schloss sich die ehemalige FCA-Gruppe mit Tesla und Honda zusammen, um ihren CO₂-Durchschnitt zu senken. Dataforce erwartet eine Wiederbelebung des Instruments im Jahr 2025, in dem Hersteller von reinen Elektrofahrzeugen Emissionszertifikate an andere Konzerne verkaufen können.

In der Fotoshow zeigen wir die UBA-Statistik zu Treibhausgas- und CO₂-Emissionen in Deutschland im Jahr 2023.

Fazit

Der in der EU ab 2025 gültige neue und deutlich schärfere CO₂-Grenzwert für den Flottenverbrauch stellt die großen Autobauer vor echte Probleme. Besonders VW und Ford sind nach einer Analyse von Dataforce noch sehr weit weg vom geforderten Schwellenwert. Helfen könnte ein deutlich größerer Absatz an Elektrofahrzeugen, die sind den Kunden aber aktuell noch zu teuer.

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