Dem Papier-Fahrzeugschein droht das Aus
Die Zulassungsbescheinigung Teil 1, meistens noch "Fahrzeugschein" genannt, dient zur Identifizierung eines zulassungspflichtigen Fahrzeugs. Doch die Faltbescheinigung aus Papier passt nicht mehr in die digitale Welt.
Wie die Tageszeitung "Rheinische Post" aus Düsseldorf berichtet, plant die Bundesregierung den Fahrzeugschein zu digitalisieren. Der Bericht bezieht sich auf eine Anfrage der FDP an die Regierung. In der Antwort heißt es, es werde geprüft "mit welchen Maßnahmen es möglich ist, die Zulassungsbescheinigung Teil 1 durch ein elektronisches Dokument zu ersetzen".
Digitaler Fahrzeugschein vereinfacht vieles
FDP-Verkehrsexperte Oliver Luksic bezeichnete die Pläne der Bundesregierung als erfreulich. "Der Mehrwert einer Digitalisierung wäre weniger Zettelwirtschaft für Fahrzeughalter", sagte Luksic der "Rheinischen Post". Hier sei in den vergangenen Jahren zu wenig passiert. Darüber hinaus sei die Digitalisierung im Kfz-Bereich weitere Möglichkeiten für Vereinfachungen und Bürokratieabbau. "Schnellere Hauptuntersuchungen, einfachere Zulassungen und langfristig eine digitale Fahrzeugakte, das wären konkrete Erleichterungen für die Bürger", sagte Luksic.
Nach dem Paragraf 11. Absatz 6 der Fahrzeugzulassungsverordnung (FZV) muss jeder Autofahrer den Fahrzeugschein mit sich führen und "einer zuständigen Personen auf Verlangen zur Prüfung auszuhändigen". Fehlt das Dokument, das im rechtlichen Sinn eine Urkunde ist, wird ein Verwarngeld von 10 Euro fällig.
EU erlaubt den Scheckkarten-Fahrzeugschein längst
Seit Oktober 2005 ersetzt die Zulassungsbescheinigung Teil 1 im Zuge einer europaeinheitlichen Regelung den Fahrzeugschein, der im deutschen Gesetz aber immer noch als solcher bezeichnet wird. Neben Namen und Adresse enthält das Dokument natürlich das Kennzeichen, die Anmeldung zur Hauptuntersuchung sowie auf den weiteren Seiten wichtige technische Angaben, die unter diversen Schlüsselnummern verzeichnet sind.
In Österreich gibt es den Scheckkarten-Fahrzeugschein längst.
Bereits 2003 hatte die Europäische Union in der Richtlinienänderung über Zulassungsdokumente für Fahrzeuge neben den Papier-Dokumente einen Fahrzeugschein als Chip-Karte beschlossen. Wobei dieser Scheckkarten-Fahrzeugschein neben einem Mikrochip auch direkt lesbare Daten aufweisen muss. Diese Möglichkeit der Digitalisierung hat Deutschland jedoch nie umgesetzt. In Österreich gibt es den Scheckkarten-Fahrzeugschein bereits seit 2011 als Alternative zum Fahrzeugschein aus Papier.
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Fazit
Die EU erlaubt einen Fahrzeugschein im Scheckkartenformat mit Mikrochip schon seit 2003, unser Nachbar Österreich bietet dieses Dokument seit dem Januar 2011 bereits an. Und Deutschland? Hier trägt jeder Autofahrer seinen Fahrzeugschein als Papier gewordenes Zeichen einer verfehlten Digitalisierungspolitik mit sich herum. Dabei hätte bereits der Chip-Karten-Fahrzeugschein seine Vorteile in Sachen Fälschungssicherheit und verbesserte Kontrollmöglichkeiten gehabt. Dazu wäre er handlicher und weniger verschleißanfällig. Sei's drum, wir tragen ja auch noch in weiten Teilen unsere Papierführerscheine mit uns herum.
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