Die Corona-Pandemie zwingt Regierungen auf der ganzen Welt zu teils krassen Gegenmaßnahmen bis hin zur strengen Ausgangssperre. Neben der fast völligen Einschränkung der Bewegungsfreiheit ganzer Gesellschaften fahren machen Länder wie Südkorea oder Schweden allerdings auch differenziertere Strategien, teils unter Zuhilfenahme moderner Technologien.
Ob Autofahren zum Spaß erlaubt ist, ist in Deutschland eindeutig, aber nach Bundesländern uneinheitlich geregelt. Wo Ausgangsbeschränkungen gelten, wie in Bayern, Sachsen und dem Saarland, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, ist teils selbst das Verlassen des Hauses/der Wohnung nur mit einem triftigen Grund erlaubt. Das betrifft dann meist auch das Autofahren. Wer nicht rechtsbrüchig werden will, muss sich dort über Spritztouren keine Gedanken mehr machen – auch wenn das widersinnig wirkt. Schließlich besteht im Auto oder auf dem Motorrad keine Ansteckungsgefahr. Im Gegenteil: In öffentlichen Verkehrsmitteln ist sie höher.
Gedankliches Fahrverbot wegen Corona?
Umso mehr könnten sich Autobegeisterte anderswo ihre Zeit ohne Sozialkontakte mit Auto- oder Motorradausflügen vertreiben. Denn in den meisten Bundesländern gelten die Vorgaben der Bundesregierung, die eine Spritztour mit dem Kfz nicht verbieten.

Aber ist das angemessen, wenn anderswo in Krankenhäusern Menschen um ihr Leben ringen und das hochbelastete medizinische Personal mit? Meine Meinung: Dass es hierzulande Freud und Leid gleichzeitig gibt, rechtfertigt die Verhinderung von Spaß nicht. Soll heißen: Wer anderen nicht schadet, sollte machen können, was er will. Das ist ein Grundpfeiler unserer Gesellschaftsordnung. Als ethisch wertvoll gilt im Allgemeinen die Minimierung von Leid. Die Minimierung von Freude, Zerstreuung, Entspannung gehört nicht zu den guten Taten.
Corona-Verordnungen sind nicht nur gut für uns
Anti-Corona-Maßnahmen haben Folgen, die Menschen schaden, womöglich sogar Menschenleben kosten: Seit Wochen warnen Experten vor einer eklatanten Zunahme häuslicher Gewalt unter solchen Bedingungen. Die wirtschaftlichen Folgen der Einschränkungen werden etliche Existenzen ruinieren. Dann gilt es abzuwägen, sich für das kleinere Übel zu entscheiden. Die Minimierung von Leid bedeutet demzufolge auch, frühzeitig an Gegenmaßnahmen gegen die Corona-Maßnahmen zu denken: Helfen Apps mit Bewegungsdaten beim Smart Distancing, macht es Sinn dafür die Unsicherheit der eigenen Daten (anonymisiert) in Kauf zu nehmen, wo wir sie doch den großen Internet-Kraken ständig für ein bisschen mehr Bequemlichkeit zur Verfügung stellen?
Das Wichtigste aber: Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Corona-Virus müssen wirkungsvoll sein, sonst rechtfertigen sie die daraus folgenden Einschränkungen nicht – und werden nicht verstanden. Ziellos durch die Gegend fahren mag sinnlos sein. Ein Verbot auch, weil es die Infektionsgefahr nicht mindert.
Fahren ja, rasen nein
Was neben all den Argumenten, die immer gegen Spritztouren sprechen (CO2-Emissionen, Sport ist gesünder etc.), jetzt verstärkt gegen "unnötige" Autofahrten spricht: Wenn sich Unfälle mit Verletzten ereignen, ist das ohnehin unter Druck stehende medizinische Personal gefordert. Deswegen würde ich den Kollegen von Motorrad zustimmen: Biker sollten ihre Maschinen stehen lassen. Die Unfall- und Verletzungsgefahr ist auf zwei Rädern nun mal ungleich höher. Und natürlich gilt für Fahrten mit jedem Kfz: Verkehrsübertretungen verbieten sich immer, eine vor- und umsichtige Fahrweise ist immer geboten.
Wer auch in Zeiten von Corona bei schönstem Wetter nicht auf eine Runde mit seinem Oldtimer oder dem Cabrio beispielsweise verzichten will, sollte sich außerdem bewusst sein, dass diese zwecklose Fahrt womöglich ziellos sein muss. Denn überall, wo sich zu viele Ausflügler begegnen, laufen wir Gefahr, das Kontaktverbot zu verletzen, könnten das Corona-Virus verbreiten oder uns anstecken. Und genau dagegen soll sich bitte weiterhin all unsere Anstrengung richten.