Falls es so etwas wie den typischen Albtraum von Wohnwagengespann-Fahrern gibt, dürfte der ungefähr so verlaufen: Der Anhänger kommt nach einem Lenkmanöver ins Schlingern, die Schaukelbewegungen sind schon deutlich im Zugfahrzeug spürbar. Sie werden immer stärker und fühlen sich an, als ob der Wohnwagen gleich umkippt. Was tun? Gas geben, damit sich die Fuhre stabilisiert? Bremsen, um Geschwindigkeit aus der Situation zu nehmen? Gegenlenken oder das Steuer lieber gerade halten und hoffen, dass alles gut geht?
In einem Fahrsicherheitstraining können Camper solche Situationen auf einem abgesperrten Gelände in Ruhe und ohne Gegenverkehr und Leitplanken üben. Dafür aber mit erfahrenen Instruktoren, die wissen, was in welcher Situation zu tun ist, und dies auch vermitteln können.

Diese Trainings für Fahrer von Reisemobilen und Wohnwagengespannen sind nicht nur für Anfänger ein großer Sicherheitsgewinn. Auch wer auf ein neues Modell umsteigt, kann sich so gefahrlos mit dessen Fahrverhalten vertraut machen. Durchgeführt werden die Trainings unter anderem von Automobilclubs wie dem ADAC oder ACE und von Herstellern wie Hymer. Auch unsere Schwesterzeitschriften promobil und CARAVANING bieten immer mal wieder solche Veranstaltungen an. Fast immer findet das Training mit dem eigenen Fahrzeug bzw. Wohnanhänger statt. Das Handling von Camping-Fahrzeugen unterscheidet sich je nach Typ und Größe sehr stark, viel mehr als bei Pkw. Was würden da die Erfahrungen mit einem Leihfahrzeug bringen?
Die eintägigen Schulungen beginnen zumeist mit einem Theorie-Teil, in dem das richtige Beladen besprochen wird. Je günstiger die Gewichtsverteilung, desto stabiler die Fahreigenschaften – das gilt für Reisemobile ebenso wie für Wohnwagen. Der praktische Teil umfasst das optimale Einstellen von Sitz und Rückspiegeln oder das richtige An- und Abkuppeln des Wohnwagens. Auch das Rückwärtsfahren will geübt werden, gerade Wohnwagen entwickeln beim Rangieren ein für Anfänger schwer einschätzbares Eigenleben.
Nass- und Trockenhandling

Da die Trainings oft auf speziell hierfür konzipierten Plätzen stattfinden, lässt sich sicheres Bremsen auf trockenem Asphalt sowie auf bewässertem und damit weniger griffigem Untergrund üben. Auch bei Slalom-Versuchen kann die Fahrdynamik des mobilen Heims auf unterschiedlichem Untergrund verglichen werden. Ebenfalls zum Trainings-Umfang vieler Kurse gehört scharfes Bremsen und Ausweichen vor einem Hindernis. Kommen entsprechend geschulte Camper später einmal in eine ähnliche Situation, fällt der Schreck geringer und die Wahrscheinlichkeit für richtiges Handeln höher aus. Über Funkgeräte sind die Instruktoren mit den Teilnehmern verbunden und können daher sogar während der einzelnen Übungen korrigierend eingreifen.
Bei vielen Veranstaltern kann ein Beifahrer oder eine Beifahrerin mitgebracht werden. Diese dürfen zwar nicht hinters Steuer, angesichts der vielen Tipps und Tricks schadet es jedoch nicht, wenn vier statt zwei Ohren zuhören. Die Gebühren für einen Eintageskurs liegen je nach Veranstaltungsort zwischen 150 und 250 Euro. In den Kursgebühren ist die Verpflegung meist enthalten, weshalb ein "passiver" Teilnehmer oft ein paar Euro Aufpreis kostet.
Für unser eingangs skizziertes Szenario des schlingernden Wohnwagens empfehlen die Experten übrigens einen oder mehrere kurze, beherzte Tritte auf die Bremse, um Geschwindigkeit abzubauen. Der Tipp, Gas zu geben, ist ein gefährliches Ammenmärchen, das sich ähnlich hartnäckig hält wie der Rat, auf Brandwunden Mehl aufzutragen. Teilnehmer von Sicherheitstrainings wissen so etwas spätestens nach ihrem Kurs.

Den richtigen Kurs finden
Nach zum Teil längeren Corona-Unterbrechungen finden inzwischen wieder Trainings für Wohnmobile und Wohnwagen statt.
Der größte Anbieter von Fahrsicherheitskursen ist der ADAC mit seinen über ganz Deutschland verteilten Trainingszentren. Auf www.adac.de findet sich im Menü oben rechts der Punkt "Services", der zu den Fahrtrainings führt. Getrennt nach Wohnmobil und Wohnwagengespannen lassen sich nun Veranstaltungsorte zu jedem Postleitzahlen-Gebiet anklicken, deren freie Termine angezeigt werden. Die jeweiligen Kursinhalte werden hier ebenfalls aufgeführt. Auch der Auto Club Europa bietet solche Trainings an, weshalb sich eine Anfrage lohnt. Telefonnummer und genaue E-Mail-Adresse sind unter www.ace.de aufgeführt. Hersteller wie Hymer (www.hymer.com) oder Innomobil (www.innomobil.de) bieten ebenfalls Kurse an, auch für Besitzer anderer Fabrikate. Corona hat das Angebot für diese Saison jedoch eingedampft. Welche Kurse an welchen Orten 2021 noch durchgeführt werden, lässt sich am besten telefonisch abklären.