Die Entscheidung wurde nach einer Überprüfung getroffen, deren Ergebnisse eine grundsätzliche Einhaltung der geltenden Immissionsgrenzwerte seit 2020 belegten. Die Umsetzung der Maßnahme soll "ohne Verzögerung" erfolgen, teilte die Landesregierung am Sonntag (16.3.2025) mit. Das Tempolimit von 100 km/h zur Luftreinhaltung ist in Österreich durch das Immissionsschutzgesetz Luft (IG-L) geregelt. Es gilt auf zahlreichen Autobahnabschnitten, darunter auch die A13 (Brenner-Autobahn) und die A12 (Inntal-Autobahn).
Betroffene Autobahnen
Mit der Entscheidung ist die Steiermark das erste Bundesland in Österreich, das das "IG-L"-Tempolimit kippt und Tempo 130 einführt. Betroffen sind vorrangig die A2 (Süd-Autobahn) in Richtung Ungarn sowie die A9 (Pyhrn-Autobahn), wo das Tempolimit seit 2006 galt und schrittweise auf eine Gesamtstrecke von 94 Kilometern ausgeweitet wurde. Bisher war Tempo 130 nur für Elektro- und Wasserstofffahrzeuge erlaubt.
Die Untersuchung ergab auch, dass die ab 2030 auf Basis von EU-Vorgaben reduzierten Grenzwerte mit den aktuell gesetzten Maßnahmen nicht erreichbar sind. Aus diesem Grund plant die Landesregierung ein umfangreiches Maßnahmenbündel, um den gesetzlichen Erfordernissen gerecht zu werden. Dazu gehört unter anderem ein Gesetzesentwurf zur Effizienzsteigerung und Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien. Laut Landesregierung sind "sachliche und vernünftige Strategien" notwendig, um die Umwelt in der Steiermark zu schützen. Dabei wolle man nicht auf Verbote und Einschränkungen setzen, sondern auf "Entlastungsschritte für all jene, die auf ihre Fahrzeuge angewiesen sind". Die kontinuierliche Beobachtung der Messwerte werde weiterhin durchgeführt.
Das sagt die österreichische Politik
Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) betonte die Bedeutung der Entscheidung für Autofahrer nach einem Bericht der ORF: "Die Datenlage zeigt nun ganz klar, dass wir für die geplagten Autofahrer einen großen Entlastungsschritt setzen und den `Lufthunderter´ abmontieren können." Umweltlandesrat Hannes Amesbauer (FPÖ) kündigte an, dass die zuständige Fachabteilung bereits am Montag den Auftrag erhalte, die Verordnung zu überarbeiten. Ein Beschluss durch die Landesregierung sei ausreichend; eine Abstimmung im Landtag sei nicht erforderlich. Die Umsetzung der Änderung wird innerhalb der kommenden Wochen erwartet.
Landeshauptmann-Stellvertreterin Manuela Khom (ÖVP) unterstrich die Notwendigkeit einer ausgewogenen Verkehrspolitik: "Als Landesregierung ist es uns wichtig, dass unsere Verkehrspolitik die Lebensrealität aller Steirerinnen und Steirer und damit auch des ländlichen Raums im Auge hat. Dabei darf kein Verkehrsmittel gegen das andere ausgespielt werden."
Kritik von Opposition und Umweltschützern
Die Opposition kritisiert die Entscheidung scharf. Sandra Krautwaschl, Klubobfrau der Grünen, bezeichnete die Maßnahme als "ideologisch motiviert" und zweifelte den Nutzen für die Verkehrssituation an. Sie warnte zudem vor gesundheitlichen Folgen durch erhöhten Reifenabrieb und schlechtere Luftqualität.
Die KPÖ sieht ebenfalls keinen Vorteil in der Abschaffung des Tempolimits. Horst Alič, Grazer KPÖ-Gemeinderat, führte an, dass die angebliche Zeitersparnis zu gering sei, um gesundheitliche Risiken zu rechtfertigen: "Selbst wenn man unter optimalen Bedingungen auf der Strecke von der Autobahnauffahrt Gralla bis zum Knoten Graz-West 130 statt 100 km/h fährt, gewinnt man nicht einmal fünfeinhalb Minuten." Landtagsabgeordneter Alexander Melinz (KPÖ) sprach von einem "Rückschritt für den Umweltschutz und die Gesundheit der Menschen."
Tempolimit-Änderungen in anderen Ländern
Auch in anderen europäischen Ländern gibt es Diskussionen über Tempolimits. In Tschechien startet im Sommer 2025 ein Pilotprojekt, bei dem auf der teils fertiggestellten Autobahn D3 zwischen Prag und Budweis abschnittsweise das generelle Tempolimit von 130 auf 150 km/h angehoben werden soll. In den Niederlanden wird im Juni 2025 das bestehende Tempolimit von 100 auf 130 km/h auf den Autobahnen A6 und A7 teilweise angehoben.